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Gemeinderat, 13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 17 von 88

 

Das braucht nicht nur die Bildung, sondern das braucht in Wirklichkeit auch eine Beratung, eine Begleitung, eine Betreuung der Frauen. Genau aus dem Grund haben wir zusätzlich zu dem, was sich in diesem Land an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten für die Frauen ergibt, auf der einen Seite tolle Angebote für die Frauen in unserer eigenen Frauenabteilung und auf der anderen Seite auch wirklich gute Maßnahmen vom Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, der die Frauen unterstützt und, so wie ich vorhin gesagt habe, auch individuell unterstützt.

 

Darüber hinaus braucht es aber nicht nur diese individuelle Förderung der Frau, dieses Begleiten hin zu einer eigenständigen Existenzsicherung durch Bildung, sondern es braucht auch gesellschaftlich strukturelle Maßnahmen. Genau aus dem Grund begrüße ich auch den Vorstoß zu einer eigenen Frauenlohnrunde, weil da geht es nicht darum, dass Frauen Hascherln sind, sondern da geht es darum, dass man mit einer Intervention, die sich so lange wiederholen kann, bis man die Schere schließt, relativ rasch strukturelle Versäumnisse aufholt, für die, wie wir wissen - die Statistiken sind sehr unterschiedlich -, man noch 100 Jahre, man noch 150 Jahre braucht, bis dass man diese Zeiträume verkürzt. Das hat nichts mit Hascherln zu tun, sondern das hat etwas mit struktureller Maßnahme zu tun.

 

Deshalb würde ich zum Beispiel solche Maßnahmen im Bereich der Entgeltfortzahlung, im Bereich der Kollektivvertragspolitik sehr wohl begrüßen.

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Die 5. Zusatzfrage stellt Frau GRin Schrödl. - Bitte schön.

 

10.32.31

GRin Karin Schrödl (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin!

 

Einige Maßnahmen sind jetzt bereits angesprochen worden. Aber welche Maßnahmen können Sie sich darüber hinaus noch vorstellen, um die Einkommensschere rasch und dauerhaft zu schließen?

 

Vorsitzender GR Mag Thomas Reindl: Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Frau Gemeinderätin!

 

Das grenzt eigentlich direkt an die Frage davor an, nämlich, was man tun kann. Individuell haben wir das hier. Wir haben gerade über Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen gesprochen. Wir haben gerade über Förderungen gesprochen. Aber, so wie es auch in unserem Regierungsübereinkommen festgelegt ist, es geht einfach darum, diese Einkommensschere tatsächlich zu schließen. Dafür braucht es eben diese, heute schon sehr oft zitierten, strukturellen Maßnahmen.

 

Was meine ich damit genau? Damit meine ich zum Beispiel alles im Zusammenhang mit der betrieblichen Frauenförderung. Wir haben vor mittlerweile drei Jahren eine eigene Toolbox mit der Universität und mit großen privatwirtschaftlich geführten Betrieben erarbeitet, haben uns angeschaut, welche Best-Practice-Beispiele sie haben und wie man diese in dieser Stadt multiplizieren kann. Das ist, gerade wenn wir über betriebliche Frauenförderung sprechen, nicht so einfach, denn die großen Betriebe zählen wir bald einmal an zwei Händen ab, aber wir haben in dieser Stadt eine sehr starke Klein- und Mittelbetriebsstruktur. Unsere betrieblichen Frauenförderungskonzepte zielen darauf ab, dass auch ein Unternehmen mit, jetzt sage ich einmal, 10, 15, 20, 30, 50 Beschäftigten betriebliche Frauenförderungsmaßnahmen setzen kann.

 

Strukturell daran, ganz direkt an der Schnittstelle, haben wir etwas gemacht, das in Europa noch seinesgleichen sucht, gerade auch von so großen verwalteten Städten. Wir haben die betriebliche Frauenförderung an die Vergabe von öffentlichen Aufträgen gekoppelt. Dieses Projekt läuft sehr gut. Ich hatte hier schon einmal die Gelegenheit, in einer Fragestunde darzustellen, dass die Betriebe kein Problem damit haben. Sie machen ihre Hausaufgaben sehr gut und wir lassen sie auch in der Erfüllung der Hausaufgaben nicht allein, weil wir eben diese Toolbox erarbeitet haben, mit der sie unseren Anforderungen nach der Koppelung gut gerecht werden können, weil wir eben diese Anforderungen auch darauf abgestellt haben, dass wir kleine Betriebe haben, dass wir mittlere Betriebe haben und dass wir große Betriebe haben. So verlangen wir in der Koppelung von den großen natürlich mehr als von den kleinen, aber gerade auch bei den kleinen wirken selbst die kleinsten Initiativen sehr fördernd, weil es dadurch zu einem betrieblichen Umdenken kommt. Das ist das, was wir wollen, weil wir immer von strukturellen und gesellschaftspolitischen Maßnahmen sprechen.

 

Eine weitere strukturelle Maßnahme sind aus meiner Sicht Quoten. Die Quoten sind nicht das Ziel. Das Ziel ist, dass wir gleich viele Frauen wie Männer in die Bereiche hineinbekommen. Dazu ist die Quote das Instrument. Sie ist ein absolut taugliches Instrument, egal ob es Betriebe sind, die diese Instrumente gesucht haben, oder auch die eigene Stadt, die Stadt Wien, ist. Wir hätten unseren Anteil an weiblichen Führungskräften heute nicht bei knapp 40 Prozent, hätten wir diese Quoten nicht eingeführt. Sie funktionieren. Wir haben tolle, toughe, qualifizierte Frauen, die in dieser Stadt arbeiten. Diese haben die gläserne Decke deshalb durchbrechen können, weil wir dieses strukturelle Instrument eingeführt haben. Daher bin ich eine Verfechterin dieser Quoten.

 

Eine weitere strukturelle Maßnahme, vielleicht abschließend, weil sie noch nicht ganz ausgediehen ist, ist eine, die wir jetzt fertigverhandeln werden. Das ist alles im Zusammenhang mit der Einkommenstransparenz, weil da schließt sich jetzt eigentlich wiederum der Kreis zu allen Fragen, die wir heute hier bearbeitet haben. Man muss strukturell arbeiten. Man muss individuell arbeiten. Aber wie kann man denn gut individuell arbeiten? Wie kann ich eine Frau, die ich auf eine Gehaltsverhandlung vorbereite, auch noch mit dem Wissen ausstatten, was dort überhaupt zu verdienen ist? Dafür brauchen wir die Einkommenstransparenz, dass man anhand von Berufsfeldern darstellen kann, wenn du diesen Job machst, wenn du dieses Anforderungsprofil erfüllst, dann gibt es dafür dieses Geld. Das ist sozusagen in der Gender-Gerechtigkeit, in der Transparenz ein ganz wichtiger Schritt, den wir in dieser Stadt jetzt sehr entschlossen

 

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