Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
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GR Mag Gerhard Spitzer (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener
Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Ich
habe gerade zu Siegi Lindenmayr gesagt: Mahdalik und Irschik verblüffen mich
immer wieder. Ich weiß, ich sollte es nicht sein, aber ich bin es dann doch
immer wieder. Jetzt kenne ich die beiden schon so lange, und trotzdem habe ich
manchmal den Eindruck, wenn sie da herauskommen: Da kommen zwei völlig Fremde,
auf jeden Fall aber zwei, die die letzten 20, 30 Jahre nicht in Wien verbracht
und nicht miterlebt haben, was gerade zum Thema Radverkehr in dieser Stadt
wirklich Tolles passiert ist.
Dabei
hat es gerade bei Irschik sehr interessant und gescheit begonnen. Er hat vor
ein paar Sitzungen etwas Geschicktes gesagt, das hat mir so gut gefallen, dass
ich es sogar notiert habe. Ich darf hier Irschik zitieren: „Ich gehe davon aus,
sehr geehrte Damen und Herren, dass wir uns alle irgendwie auf unsere Reden,
auf unsere Wortmeldungen vorbereiten. Ich habe das auch getan." Zitat
Ende. - Na super, aber warum hast du wieder damit aufgehört? Es ist ja nichts
Schlechtes, wenn man recherchiert, wenn man sich auf seine Rede vorbereitet, wenn
man ein bisschen herumgoogelt. Du hättest so viele Sachen gefunden, die in
dieser Stadt toll sind!
Jetzt
verstehe ich schon: Wenn man das nicht so sehen und auch nicht so sagen darf,
dann tut man sich eben schwer. Das ist mir schon klar. Ich räume auch ein, dass
gerade das Thema dieser Aktuellen Stunde ein bisschen suggeriert, es wäre vor
2011 nichts passiert und da wären wir in der radfahrtechnischen Steinzeit
gewesen. Es ist ja auch nicht wirklich so, der Siegi hat schon sehr viel in
dieser Richtung ausgeführt.
Es
wäre nur einfach fair und ehrlich gewesen, wenn Mahdalik und Irschik da
herausgekommen wären und gesagt hätten: Wir sind gegen alles, was mit Rad zu
tun hat, und gegen Radfahrer sowieso! Okay, das wäre nicht abendfüllend gewesen
und hätte auch die fünf Minuten Redezeit nicht wirklich ausgefüllt, aber es
wäre fair und ehrlich gewesen. Ihr habt euch - und ein bisschen ist das ja auch
durchgeklungen - vor einiger Zeit die Autofahrer auf eure Fahnen geheftet, und
ihr erzählt denen pausenlos, ihr müsst sie jetzt vor den bösen, gefährlichen Radfahrern
schützen.
Ich
glaube nur, dass diese Rechnung in Summe nicht aufgeht, denn wenn jemand ... (GR
Mag Wolfgang Jung: Machen Sie sich keine Sorgen!) Na ja, schau: Wenn jemand
um 17 Uhr im Auto sitzt, dann kann es ja passieren, dass derjenige unter
Umständen um 18 Uhr auf dem Fahrrad sitzt. Was wird dann der Kollege Mahdalik
dem auf dem Fahrrad Sitzenden sagen, wenn er plötzlich Radwege sucht,
Mehrzweckstreifen sucht, Radabstellanlagen sucht? Das wird dann blöd mit dieser
Multifunktionalität. Es ist eine schwierige Geschichte.
Kollege
Mahdalik hat vor Kurzem - und ich darf ihn auch zitieren - in einer der
Sitzungen gemeint, dass diese Mehrzweckstreifen gemeingefährlich sind, weil - und
ich zitiere wieder - der Autofahrer einmal am Mehrzweckstreifen fährt, dann
wieder raus, dann wieder zurück, und irgendwie übersieht er dann einen
Radfahrer. Lieber Toni Mahdalik, wenn nicht markiert ist, dann übersieht er
vielleicht einen Radfahrer! Dann ist die Geschichte viel gefährlicher, als wenn
er diese Abmarkierung sieht und damit rechnen muss, dass ein Radfahrer kommt.
Oder
wollen wir die Alternative, wie vom Kollegen Maresch schon sehr plakativ
ausgeführt? Die Alternative ist nämlich, die Radfahrer fahren dann auf dem Gehsteig,
wenn sie ängstlich oder anders unterwegs sind. Das wollen wir ja, glaube ich,
auch nicht. Also: Ein deutliches Ja zu Fahrradwegen, und ein deutliches Ja zu
Mehrzweckstreifen dort, wo sich ein eigener Radweg technisch eben nicht
ausgeht!
Aber
die Ablehnung der Freiheitlichen gegenüber den Radfahrern hat bekanntlich
Tradition. Kollege Irschik und ich, wir haben ja knapp 15 Jahre auch die
Bezirksratsbank gedrückt, und ich kann mich nicht erinnern, dass auch nur bei
einem einzigen Antrag, wo es irgendwie ums Fahrradfahren gegangen wäre, eine
Zustimmung der Freiheitlichen möglich gewesen wäre. Jedes Jahr bei der
Budgeterstellung dasselbe Kasperltheater! Floridsdorf hat rund
16 Millionen im Budget. Ist nichts für Radeinrichtungen drinnen, waren
verständlicherweise die GRÜNEN gegen das Budget; das verstehe ich. Wenn auch
nur ein kleiner Teil - 10 000, 20 000, 30 000 von diesen 16 Millionen
- für Radeinrichtungen vorgesehen war, waren automatisch und reflexartig die
Freiheitlichen dagegen!
Ich
habe einfach irgendwie den Eindruck, es ist eben wahltaktisches Kalkül, es ist
gar nicht so sehr, dass man gegen das Radfahren wäre. Es gibt auch nichts gegen
das Radfahren zu sagen. Wie gesagt, es ist gesund, es macht Spaß, jeder sollte
es ein bisschen probieren. Da ist nichts Dämonisches, davor muss man nicht
Angst haben. Ich habe irgendwie den Eindruck, wenn man euch so zuhört: Das
Thema Rad macht euch so viel Angst, dass ihr euch nicht einmal mehr beim Wirt'n
einen Radler bestellt! - Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender
GR Mag Thomas Reindl: Die
Aktuelle Stunde ist beendet.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der Bundeshauptstadt
Wien 1 und vom Klub der Wiener Freiheitlichen 17 eingelangt sind.
Vor
Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern des ÖVP-Klubs der
Bundeshauptstadt zwei und des Klubs der Wiener Freiheitlichen sieben Anträge
eingelangt. Den Fraktionen wurden alle Anträge schriftlich bekannt gegeben. Die
Zuweisungen erfolgen wie beantragt.
Von
GR Mag Dietbert Kowarik wurde ein Ersuchen an das Kontrollamt gemäß § 73
Abs 6a der Wiener Stadtverfassung betreffend Prüfung von Aufträgen an
Medienunternehmen eingebracht. Dieses Prüfersuchen wurde an das Kontrollamt
weitergeleitet.
Die
Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 2, 3, 5, 7, 14 bis 23, 25 bis 31,
34, 36 bis 42, 44, 45 und 48
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