Gemeinderat,
13. Sitzung vom 29.09.2011, Wörtliches Protokoll -
Seite 32 von 88
lich
verlangen wir sofortige Abstimmung.
Ebenfalls
ein Thema ist das Radfahren gegen die Einbahn, das geradezu nach Anhörung und
Einbindung der Bürger schreit, zu dem wir aber, damit es nicht fad wird, nicht
auch eine Bürgerbefragung fordern, weil diesbezüglich eine Wien-weite Befragung
durchgeführt werden müsste. Das angeblich so ungefährliche Radfahren gegen die
Einbahn gibt es nämlich nicht, Statistiken hin und her, ich habe selber schon
genug Statistiken geschrieben. Bevor ich mich wundere, glaube ich es lieber
nicht! Natürlich ist Radfahren gegen die Einbahn gefährlich, und jeder, der
schon einmal gegen die Einbahn mit dem Rad gefahren ist oder dem ein Radfahrer,
wenn er selbst im Auto gesessen ist, gegen die Einbahn entgegengekommen ist,
weiß, dass das gefährlich und in den meisten Fällen nicht sinnvoll ist, weil es
ja daneben auch eine Gasse gibt, wo der Radfahrer fahren kann, und zwar nicht
gegen die Einbahn, sondern mit der Einbahn.
Darum
werden wir beantragen, dass sich der Gemeinderat im Interesse der Sicherheit
der Radfahrer, aber natürlich auch der anderen Verkehrsteilnehmer gegen die
geplante massive Ausweitung der Erlaubnis für das Fahren gegen die Einbahn für
Radfahrer aussprechen soll. Auch darüber soll sofort abgestimmt werden. (Beifall
bei der FPÖ.)
Nun zu zwei Themen, zu denen
die Bürger in den letzten Jahren überhaupt nicht gehört wurden. Auch diese
betreffen den Verkehr und die Lebensqualität in unserer Stadt. Wir sind somit
wieder einmal beim Fluglärm und damit beim Kollegen Valentin. In Liesing fand
vor Kurzem eine Informationsveranstaltung statt, zu der alle vier Parteienvertreter
geladen wurden. Diesmal – vor der Wahl war es ja nicht so – sind die
Vertreter aller Parteien erschienen, auch Kollege Valentin, und es wurde das
Thema der im Jahr 2004 überfallsartig über Liesing gelegten Flugroute erneut
und zu Recht thematisiert, denn die heute schon bald 100 000 Bewohner des
23. Bezirks leben seitdem in einer Fluglärmhölle.
Damals wurden die Liesinger in keinster Weise befragt,
ob sie diese massiven Einschnitte in der Lebensqualität, die Entwertung von
Wohnobjekten und Grundstücken hinnehmen und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen
wollen. Damals wurde gar nicht gefragt! Die Flugroute wurde nach dem Motto „Friss
oder stirb!“ darübergelegt. Das wurde den Leuten damals gesagt: Bürgereinbindung
findet nicht statt.
Was jetzt im Dialogforum oder betreffend UVP zur
dritten Piste geschieht, ist die Karikatur einer Bürgereinbindung! Das ist bei
den meisten Umweltverträglichkeitsprüfungen so, das wurde an dieser Stelle
schon gesagt, auch bei Straßenbauprojekten. Das gebe ich gerne zu: Wenn es von
den Mächtigen erwünscht ist, wird das Projekt durchgezogen. Bürger werden nach
außen hin eingebunden, viele Experten werden beschäftigt und gut bezahlt. Es
kostet ein Heidengeld, und am Schluss kommt heraus, dass die Straße gebaut wird
oder wir die dritte Piste unbedingt brauchen.
Dabei ist die Finanzierung völlig unklar. Offiziell
kostet es 1,8 Milliarden, und mit SPÖ-Zuschlag locker 2,5 Milliarden. Wie das
Ganze finanziert wird, hat uns noch keiner verraten. Schlussendlich ist aber
die Stadt Wien mit 20 Prozent am Flughafen beteiligt und hat natürlich
Haftungen zu übernehmen. Daher muss man zuerst einmal klären, wie ein solches
Milliardenprojekt, das sich in den nächsten 65 Jahren oder 265 Jahren
sicherlich nicht rechnen wird, finanziert wird und wie bei mehr
Flugverkehr – wie Kollege Valentin immer sagt – weniger Fluglärm
möglich sein soll.
Zur Erinnerung: Im Moment haben wir über der Stadt
pro Jahr etwa 240 000 Flugbewegungen. Das ist, nebenbei bemerkt, extrem
gefährlich. Es braucht nur ein Flieger einmal abstürzen, dann haben wir hier ein
Inferno mit dutzenden oder hunderten Toten. Gott behüte, dass das jemals
passiert! Jedenfalls können die Flugbewegungen mit der dritten Piste aber von
240 000 auf 460 000 pro Jahr hinaufgeschnalzt werden. Es ist ja der
Sinn einer Piste, zusätzliche Kapazitäten möglich zu machen, und es ist
natürlich ein völliger Holler, wenn man sagt, dass die dritte Piste nur für die
Spitzenzeiten gebaut wird, damit ein bisschen mehr Flugzeuge starten und landen
können, wie Kollege Valentin, der Flughafen, Austro Control et cetera sagen.
Und das wissen die Leute auch.
Die GRÜNEN sind diesbezüglich – wie ich
hoffe – noch länger auf ihrer früheren Linie geblieben. Ich hoffe, sie
bringen das auch bei der heutigen Abstimmung zum Ausdruck, indem sie sich mit
der FPÖ für eine Volksbefragung zur dritten Piste aussprechen. Auch das ist wieder
eine Chance, die Bürger einzubinden und sie zu befragen.
Bei einem solchen Großprojekt muss aus unserer
Sicht und auch aus Sicht der Bürgerinitiativen der betroffenen über
300 000 Menschen in Wien natürlich das Volk befragt werden. Wann, wenn
nicht jetzt? Wo, wenn nicht bei diesem Großprojekt, das für über 300 000
Menschen klarerweise noch mehr Fluglärm, noch mehr Verlust an Lebensqualität,
noch mehr Wertverlust bei ihren Wohnobjekten und Häusern und noch mehr
Gesundheitsrisiko bedeutet. Wir alle wissen – das ist ärztlich
erwiesen –, dass Fluglärm zum Beispiel das Herzinfarktrisiko massiv
erhöht, und ich glaube, darüber werden sich weder die Mandatare der SPÖ noch
die Mandatare der GRÜNEN hinwegsetzen wollen. Ich nehme an, sie werden diese
Warnungen aus der Medizin nicht in den Wind schlagen!
Darum möchten wir heute der SPÖ und den GRÜNEN die
Chance geben, zu beweisen, dass ihnen die Bürger dieser Stadt und ihre
Gesundheit und Lebensqualität wirklich am Herzen liegen. Wir laden daher alle
Parteien ein, dem freiheitlichen Beschlussantrag zuzustimmen, dass sich der
Gemeinderat für die Abhaltung einer Volksbefragung zum geplanten Bau der
dritten Piste in Wien aussprechen soll. Meine Damen und Herren! Wir verlangen
die sofortige Abstimmung. (Beifall bei der FPÖ.)
Die dritte Piste ist ein Thema, die Flugroute
Liesing ist ein anderes Thema. Ich habe diese bei den vorigen Bemerkungen schon
gestreift. Es gibt nicht viel mehr dazu zu sagen. Die Leute leiden unter der
Fluglärmbelastung, der eine mehr, der andere weniger. Aber es ist den Menschen
nicht mehr länger zumutbar, dass sie in
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular