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Gemeinderat, 15. Sitzung vom 21.11.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 147 von 150

 

Roman Stiftner.) Wir sind mit den Folgen konfrontiert, und diese Folgen lauten einmal mehr, Kollege Stiftner: Es kommen 200 000 oder mehr Pendlerautos täglich nach Wien.

 

Das zweite Problem ist die Entwicklung, dass jede Familie mindestens zwei, und manchmal drei oder vier Autos in ein und demselben Haushalt hat, etwa wenn Kinder erwachsen werden. All diese Autos brauchen Platz. Wir werden und können sie nicht übereinander stapeln, das heißt, wir müssen die Platzproblematik sehr ernst nehmen.

 

Damit sind wir zum Handeln aufgefordert, und dieses Handeln kann natürlich immer nur in einem Maßnahmenmix bestehen, und diesen Maßnahmenmix verfolgen wir sehr konsequent und wirklich sehr schnell seit einem Jahr. Die Verdichtung der S-Bahnen können Sie lange suchen im Budget unseres Ressort, Sie werden diese nicht finden, und zwar aus einem sehr simplen Grund: Wir sind für die Finanzierung entsprechender Maßnahmen ganz einfach im Rahmen dieses Ressorts nicht zuständig. Wir sind aber sehr wohl handlungsfähig, Verhandlungen mit Niederösterreich im Zusammenhang mit gemeinsamen Verdichtungsprojekten zu führen. Diese Gespräche werden 2012 stattfinden.

 

Es wird selbstverständlich auch insgesamt weitere öffentliche Investitionen in den öffentlichen Verkehr geben, aus denen ich jetzt exemplarisch die Verbilligung der Jahreskarte herausgreifen möchte: Es ist nämlich wichtig und gut, und es ist eine soziale, aber auch eine ökologische Maßnahme, zig Tausenden von Menschen die täglich mit den Öffis zur Arbeit fahren, in den nächsten Jahren die Möglichkeit zu geben, wesentlich weniger Geld dafür ausgeben zu müssen. Um einen Euro pro Tag kreuz und quer durch Wien fahren zu können, bedeutet außerdem ebenfalls für hunderttausende Menschen eine ordentliche Entlastung. Das bedeutet eine Entlastung von 80 EUR pro Jahr, wenn sie bereits eine Jahreskarte haben, und es haben bereits mehr als 350 000 Wienerinnen und Wiener eine Jahreskarte, und es bedeutet auch eine ordentliche Entlastung für all diejenigen, die sich jetzt für eine entscheiden werden.

 

Es ist dies natürlich die tragende Säule einer Verkehrspolitik, dass man sagt, ein Auto kann man haben. Ein Auto gehört für viele zu ihrem Alltag. Aber es ist unsere Aufgabe, einerseits verkehrsberuhigende Maßnahmen zu setzen und andererseits Alternativen zum Auto zu bieten. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Womit geschieht das? – Damit bin ich jetzt bei zwei Alternativen. Die eine Alternative ist das heiß diskutierte Rad: Ja. Das Rad ist für viele Menschen, für immer mehr Wienerinnen und Wienern eine Alternative zum Auto. Es ist kein Zufall, dass wir in dieser Saison – dieser Sommer war ein absolutes Rekordjahr! – bereits die Eine-Million-Fahrtenmarke auf dem Ring durchbrochen haben. Einmal mehr: Wir hatten eine Million Fahrten auf dem Wiener Ring allein in dieser Saison!

 

Brechen Sie das einmal herunter auf die simple Rechnung, wie viel das denn pro Tag ausmacht! – Dann stellen Sie fest, dass wir von 6 000 bis 7 000 Menschen sprechen, die täglich den Wiener Ring mit dem Rad befahren. Und daher muss auch für jeden Einzelnen und jede Einzelne von uns klar sein, dass ein Radweg für 6 000 bis 7 000 Menschen am Tag nicht mehr ausreicht. Diese haben ganz einfach keinen Platz mehr auf diesem Radweg, und deswegen braucht es einen zweiten. Und diesen bauen wir, weil er notwendig ist.

 

Ebenso haben wir in dieser Saison mehr als insgesamt 10 km neue Radfahranlagen gebaut. Es waren insgesamt mehr als 17 Projekte. Diese sind offenbar, warum auch immer, Ihrer Aufmerksamkeit irgendwie entwichen, Sie scheinen das nicht registriert zur haben. Ich kann Ihnen nur sagen: Das ist in diesem Jahr geschehen, und im nächsten Jahr wird es so weitergehen, und es wird im übernächsten Jahr so weitergehen, weil wir das brauchen. Wir wollen nämlich viele Menschen dafür gewinnen, dass sie mit dem Rad fahren, und wir wollen den Menschen, die sich für das Rad entscheiden, die Sicherheit bieten, die sie brauchen, um sich aufs Rad zu schwingen. Darüber hinaus werden wir in radfreundliche Straßen für geübte Radfahrerinnen und Radfahrer investieren, die schnell mit dem Rad unterwegs sind und für welche die bereits zum Teil überlastete Radinfrastruktur ganz einfach nicht mehr ausreicht.

 

Ich könnte an dieser Stelle übrigens über weitere Maßnahmen diskutieren, die in der kommenden Saison wichtig und auch schlagend werden. Ich nenne etwa die Frage der sehr abgenutzten und teilweise kaum mehr erkennbaren Markierungen, was in vielen Bereichen auch zu Konflikten führt. All das sind Themen, die wir uns im Jahr 2012 anschauen werden und in die wir auch, wie gesagt, weiterhin investieren werden.

 

Ebenso werden wir auch in den Bereich der Fußgängerinnen und Fußgänger investieren. Ich denke, auch da, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, haben wir sehr viel Arbeit vor uns – Eigentlich ist Österreich traditionellerweise eine Nation von Geherinnen und Gehern, Wanderinnen und Wanderern. Die Österreicher sind ein Volk, das sehr gerne geht. Man möchte meinen, dass das fast eine identitätsstiftende Angelegenheit ist. Da rein wollen wir investieren, um zu erreichen, dass man in Städten und ganz besonders auch in unserer Stadt gerne geht.

 

Wenn man mit Menschen spricht und sie fragt, warum sie nicht gerne in der Stadt gehen, dann kommen immerzu dieselben Argumente. Selbstverständlich ist dabei die Sicherheit ein Aspekt, aber auch die engen Gehsteige. Weiters werden die langen Wartezeiten an bestimmten Ampeln genannt, außerdem die Konflikte, die überall dort entstehen können, wo etwa Fußgänger und Radfahrer auf zu engem Raum, auf ein und demselben Gehsteig, zusammengepfercht sind.

 

Es kann auch der Mangel an Grün, der Mangel an Schatten, der Mangel an angenehmen Routen sein. Wenn man das alles macht in einer Stadt, wenn man ein derartiges Konzept umsetzt, um die Stadt für GeherInnen, für FußgängerInnen angenehm und ansprechend zu machen, dann reicht eine Person nicht,

 

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