Gemeinderat, 16. Sitzung vom 23.11.2011, Wörtliches Protokoll - Seite 7 von 72
Welche Möglichkeiten bietet diese Form der Energiegewinnung im Hinblick auf Klimaschutz und Energieautarkie für die Stadt?)
Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Einen schönen guten Morgen! Herr Gemeinderat!
Die Frage beschäftigt sich mit dem EOS-Klimaschutzprojekt, Energieoptimierung Schlammbehandlung. Ich freue mich wirklich sehr, dass wir dieses Projekt gemeinsam auf den Weg gebracht haben.
Es war im rot-grünen Regierungsübereinkommen drinnen, dass wir eine Machbarkeitsstudie zu diesem Thema in Auftrag geben. Die Machbarkeitsstudie hat dann eigentlich sehr schnell darin geendet, dass wir das Projekt als machbar und auch als umsetzbar eingestuft haben. Ich halte das wirklich für einen großen energiepolitischen und auch Klimaschutz-Meilenstein, den wir hier gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Es ist auch ein Projekt, das sehr langfristig angedacht ist, aber trotzdem in der Umsetzung unmittelbar beginnt.
Worum geht es bei diesem Projekt? Die EBS Wien Hauptkläranlage verbraucht für die Reinigung der gesamten Abwässer der Bundeshauptstadt rund 60 Gigawattstunden Strom pro Jahr. Das ist ungefähr 1 Prozent des gesamten Strombedarfs der Stadt, also wirklich ein sehr großer Brocken. Pro Sekunde werden dabei rund 7 000 Liter an Abwässern gereinigt. Wir haben jetzt die nun anstehende Erneuerung der Reinigungsstufe 1 kombiniert mit einer Energieoptimierung. Die 1. Reinigungsstufe der Hauptkläranlage ist mittlerweile 31 Jahre alt. Das heißt, es war einfach Zeit, sich anzuschauen, ob sie zu erneuern ist. Wir haben uns dann dazu entschlossen, eine Erneuerung durchzuführen. Der Neubau dieser 1. Reinigungsstufe wird 2015 beginnen und eine Investition von 100 Millionen EUR nach sich ziehen.
Der zweite Schritt, und damit kommen wir zum Kern des Projekts, ist, dass wir eine eigene Ausfaulung dort planen. Das heißt, der Klärschlamm wird nicht wie bisher zur Energiegewinnung verbrannt, sondern es werden vorher Wärme und Energie daraus gewonnen. Auch hier ist eine Investition von 100 Millionen EUR notwendig, kann direkt am Standort durchgeführt werden. Aber diese Investition bringt ein unglaubliches Einsparungspotenzial, weil wir durch die Effizienzsteigerung eine Kostenreduktion, hohe Energieeinsparung und natürlich auch eine Schlammreduktion mit weniger Verbrennungskosten haben. Die Ausfaulung bringt uns in diesem Bereich eine Energieautarkie der Hauptkläranlage und rund 30 Prozent weniger Klärschlamm. Das heißt, die Kläranlage wird sich künftig selbst mit Energie und Wärme versorgen und kann dann auch noch andere mit Energie und Wärme versorgen. Das Schöne ist, dass sich die Investitionen für die Ausfaulung nahezu von selbst rechnen, weil durch die Einsparung der Energiekosten diese Investition von 100 Millionen EUR sehr schnell herinnen ist. Das heißt, durch die Nutzung von dem Klärgas im Ausmaß von 20 Millionen Kubikmeter pro Jahr, das ist eben rund 1 Prozent, der durch Wien durchgeleiteten Erdgasmengen, produziert die EBS Wen Hauptkläranlage Strom im Ausmaß von zirka 78 Gigawattstunden pro Jahr und Wärme von 82 Gigawattstunden pro Jahr.
Das bedeutet also, wenn man das mit vorher vergleicht, einen Stromüberschuss von 15 Gigawattstunden und einen Wärmeüberschuss von 42 Gigawattstunden im Jahr. Das heißt, die EBS Wien wird durch dieses Projekt von einem sehr großen Energieverbraucher zu einem großen Energieerzeuger von erneuerbaren Energien. Es ergibt sich natürlich auch eine Reduzierung der Abhängigkeit von der künftigen Preisentwicklung am Energiesektor und von möglichen Energieversorgungsengpässen. Der Anteil der erneuerbaren Energiequellen in der EBS Wien ist nach Inbetriebnahme dieser Schlammbehandlungsanlage bei, man kann sagen, mehr als 100 Prozent, weil es eben eine Überproduktion gibt, aber natürlich bei 100 Prozent. Das gewonnene Klärgas ist ein vollwertiger erneuerbarer Energieträger, auch als solcher anerkannt. Im Gegensatz zu Sonne und Wind ist der Klärschlamm für uns jederzeit und zuverlässig verfügbar. Auch die Wiener Klimabilanz profitiert erheblich. Der Ausstoß von CO2-Äquivalenten sinkt um rund 40 000 Tonnen pro Jahr. Das entspricht den Treibhausemissionen einer Kleinstadt.
Ich glaube, das ist wirklich ein sehr schönes Projekt. Durch diese Investition in dieses auch sehr innovative Projekt ist auch langfristig gesichert, dass die Donau die Stadt zumindest so sauber verlässt, wie sie in die Stadt gekommen ist, wenn nicht noch sauberer.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird von GR Mag Maresch gestellt.
GR Mag Rüdiger Maresch (Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Auf dieses Projekt kann die rot-grüne Stadtregierung wirklich stolz sein. Aber ich glaube auch, dass die Stadtregierung auf die EBS Wien insgesamt stolz sein kann, vor allem auf die Ideen, die in der EBS Wien sozusagen in Richtung erneuerbarer Energien gewälzt werden.
Deswegen meine Frage: Welche anderen erneuerbaren Energien, nicht nur Versuche, sondern Realitäten, gibt es in der EBS Wien?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Herr Gemeinderat!
Es läuft schon seit einigen Jahren das Sterneprojekt in der EBS Wien, wo es eben darum geht, den Stromverbrauch durch erneuerbare Energien zu senken. Wir haben erst unlängst ein Windrad eröffnet. Es gibt natürlich Solar- und Fotovoltaikanlagen. Aber ich glaube, das Innovativste, das wir dort haben, ist die Kaplanturbine im Abflussbereich, wo wir mit dieser Turbine den natürlichen Abfluss aus der Kläranlage nutzen, um Strom zu erzeugen. Es gibt dadurch jetzt schon eine Reduktion im Stromverbrauch. Aber das Projekt, das ich Ihnen vorhin beschrieben habe, ist natürlich um viele Klassen größer. Ich erkenne das auch als sehr positiv an, dass es in der EBS Wien so viele
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