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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 16.12.2011, Wörtliches Protokoll  -  Seite 89 von 145

 

versitäts- und Forschungsstadt Wien zu bieten. Diese Lösungen, meine Damen und Herren – auch das dürfen Sie mir glauben! – sind allerdings mehr als bescheiden. Auf den Seiten 39 bis 41 sind diese – wie heute schon erwähnt wurde – zusammenfassend dargestellt. Sie werden aber auch schon vorher, nahezu wörtlich gleichlautend, genannt. Man hat also ein paar Seiten zusätzlich gewonnen, indem man den Inhalt wiederholt!

 

Im Zusammenhang mit der schlechten und – wie ich persönlich meine – teilweise verheerenden Situationen junger Forscher und Forscherinnen in Wien ist auf Seite 13 Folgendes zu lesen – Zitat: „Eine Umstellung auf ein System, in dem die PhD-AnwärterInnen ausgewählt und für ihre Arbeit bezahlt würden, ist für Österreich eine denkbare Lösung“. – Wenn ich jetzt zynisch wäre, würde ich sagen, das ist eine brillante Feststellung! Ich bin aber nicht zynisch, und daher kann ich nicht sagen, dass das brillant ist. Zu dieser Feststellung beziehungsweise Erkenntnis wären auf jeden Fall auch Außenstehende gekommen! Wie dieses System letzten Endes aussehen sollte, hat uns der Herr Beauftragte aber selbstverständlich nicht verraten.

 

Im Zusammenhang mit den Problemen bei Austauschprogrammen wurde oder wird ein zusätzliches Gremium von AnsprechpartnerInnen nominiert, bestehend einerseits aus Vertretern der Universitäten, andererseits aus Vertretern der MA 35. Ein Jour Fixe wird eingerichtet. Workshops werden abgehalten. – Das heißt also: Anstatt dass man die vorhandene Verwaltung schlanker macht, wird sie noch zusätzlich aufgebläht. Das ist offensichtlich ein Verdienst des Beauftragten.

 

Ein großartiger Lösungsansatz findet sich auf Seite 20: Die in Wien lebenden und arbeitenden Forscherinnen und Forscher werden zu einem Empfang der Stadt Wien eingeladen. – Das ist schön für die Forscherinnen und Forscher! Das freut mich! Sie können auch mehrmals im Jahr eingeladen werden, aber einer Weiterentwicklung dient das letzten Endes nicht! (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ein Problem ist – ich kenne dieses aus meinem Beruf vom wöchentlichen Kontakt mit Personen, die das betrifft –, dass vorhandene Qualifikationen bei Asylwerbern, laut Bericht Seite 21 und folgende, offenbar in Österreich nicht entsprechend genutzt werden. – Dazu muss ich festhalten, meine Damen und Herren, dass nicht alle ausländischen Studienabschlüsse den inländischen gleichwertig sind. Und auch wenn es gesetzlich möglich wäre, können Asylwerber mit einer beliebigen akademischen Ausbildung eben nicht sofort irgendwo in den österreichischen Arbeitsmarkt einsteigen. Das ist eine völlige Verkennung der Tatsachen!

 

Auf Seite 31 lesen wir von der Schaffung einer gemeinsamen Dachmarke – das ist ein hübsches Wort! – der Universitätsstandorte als Campus innerhalb des Gürtels. – Das ist eine brillante, geniale Lösung, die aber, wenn ich mich richtig informiert habe, im Wesentlichen darin besteht, dass bereits vorhandene Institutionen einfach umbenannt wurden.

 

Ein wirklich wichtiges Thema, das wirklich dringend einer Lösung bedarf, ist der große Raumbedarf der Universitäten und Fachhochschulen in Wien, und zwar insbesondere der Universitäten. (Beifall bei der FPÖ.)

 

In diesem Zusammenhang sind in diesem Bericht echte Lösungsansätze nicht zu erkennen, zumindest keine brauchbaren. Was als Lösungen in diesem Zusammenhang angeboten wird, ist, dass Universitätsstandorte verstärkt ins Stadtbewusstsein gebracht werden müssen. – Das ist ja ein super Lösungsansatz! Weiters wird erwähnt, dass nicht nur an Neubauten gedacht werden sollte, sondern – und ich bitte Sie, sich das auf der Zunge zergehen zu lassen! – dass vor allem die Einbindung bestehender Strukturen vorangetrieben werden sollte. Was immer das bedeuten mag, ich habe diesen Satz trotz Doktorats und Habilitation nicht verstanden!

 

Immerhin wird auf Seite 36 in diesem Bericht die Zusammenlegung von wenig genützten Bibliotheksbeständen zu einer zentralen Lagerbibliothek propagiert, wodurch sich wieder freie Räume ergeben. – Was der Herr Verfasser oder Verfassenlasser, also der Beauftragte, aber nicht bedacht hat, ist, dass auch eine zentrale Lagerbibliothek selbstverständlich Platz braucht, der von irgendwoher genommen werden muss. Im Übrigen stammt die Idee nicht von ihm, sondern er hat sie nur aufgegriffen.

 

In dieser Art und Weise, meine Damen und Herren, werden also Themen präsentiert und die – Zitat: „konstruktiven Lösungen“ im Bericht dargestellt. Es sind dies, wie gesagt, geniale Erkenntnisse, die offenbar zu wirklich bahnbrechenden Empfehlungen und Vorschlägen, die sofort realisierbar sind, geführt haben! Das gilt zum Beispiel auch für den Vorschlag, den Rahmen für Kooperationen zwischen öffentlichen und privaten Hochschulen zu verbessern. – Seien Sie mir jetzt bitte nicht böse, wenn ich sage, darauf wäre wohl jede Person gekommen, auch wenn sie über kein Insiderwissen verfügt! Und vielleicht hätte eine außenstehende Person auch keinen schweren Grammatikfehler in der Überschrift auf Seite 41 unten gemacht!

 

Meine Damen und Herren! Wenn es also darum geht, Wien als Universitäts- und Forschungsmetropole darzustellen und auch Verbesserungen herbeizuführen, dann meine ich, dass ein wesentlicher Punkt nicht bearbeitet wurde, und zwar ein Punkt, der – das gebe ich gerne zu – auch im Bund überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wird, der aber vielleicht vom Beauftragten, der ja quasi im Zivilberuf auch Universitätsprofessor ist, bedacht und ans Tageslicht gebracht werden können hätte: Wesentlich für eine Aufwertung des Wissenschaftsstandortes Wien ist nämlich, wie ich meine, die Qualifikation des Lehrpersonals. Ich weiß, wie gesagt, dass das eine Bundesangelegenheit ist. Ich bin selber Bundesangestellter. Aber diesbezüglich könnte doch der Beauftragte sein Gewicht und das der hinter ihm Stehenden in die Schale werfen und abseits von eingefahrenen Strukturen für positive Veränderungen sorgen. Es könnte dem Wissenschaftsstandort Wien nämlich nur gut tun, wenn zum Beispiel alle Universitätslektorinnen und Universitätslektoren endlich auch eine pädagogische Ausbildung aufweisen würden. Und es wäre auch positiv, wenn verdiente Universitätslektorinnen und Universitäts

 

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