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Gemeinderat, 30. Sitzung vom 21.11.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 5 von 70

 

auf mehrere Fragen auch mehrere Antworten.

 

Erstens ist es so, wie Sie richtig sagen, dass das Anton Proksch Institut einen Vertrag mit der Wiener Gebietskrankenkasse hat. Ich bin weder in die Verhandlungen eines Vertragspartners mit der Wiener Gebietskrankenkasse eingebunden noch ist es meine Verantwortung.

 

Wenn Sie an meiner Meinung dazu interessiert sind: Wenn man zu lange zuschaut und Strukturen nicht verändert, dann endet das meistens ein bisschen böse. Und das ist hier gerade der Fall. Die Stadt Wien wird aber jetzt nicht für eine Problematik in Vorlage treten, die sie nicht ausgelöst hat. Das wäre auch dem Wiener Steuerzahler, der Wiener Steuerzahlerin nicht zu erklären, warum ein Problem, das jemand anderer verursacht, schon wieder die Stadt Wien lösen soll.

 

Vollkommen unabhängig von dieser Frage gibt es seit Juni diesen Jahres eine sehr hochkarätige Arbeitsgruppe im Auftrag von Frau Kollegin Reischl und von mir an die Wiener Gebietskrankenkasse und die Sucht- und Drogenkoordination, sich genau des Themas Alkoholkrankheit und eines Konzepts für die bessere Versorgung der Menschen in der Stadt anzunehmen. Wir haben natürlich auch derzeit in der Stadt eine Reihe von Angeboten. Ich sage das, weil dieses Thema in den psychiatrischen Abteilungen ganz besonders wichtig ist. Es gibt hier, wie Sie ja sicher aus dem Drogenbeirat wissen, derzeit auch eine große Veränderung. Aber es ist wichtig, dass wir uns insbesondere mit der Frage des ambulanten Alkoholentzuges beschäftigen, weil es darum geht, dass die Menschen im Leben bleiben und nicht herausgerissen werden sollen.

 

Da könnte man jetzt wieder sagen, die ambulante Versorgung fällt nicht in die Zuständigkeit der Stadt Wien, das soll die Wiener Gebietskrankenkasse alleine machen oder nicht. Das finde ich inhaltlich falsch. Daher beschäftigen wir uns gerade auch insbesondere mit Best-Practice-Beispielen, die es in Österreich nicht gibt, aber in Deutschland und im skandinavischen Raum, um hier eine Strategie für Wien zu entwickeln und dann Schritt für Schritt gemeinsam auch aufzubauen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. – Die nächste Zusatzfrage wird von GRin Hebein gestellt. – Bitte.

 

9.14.49GRin Birgit Hebein (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Ich habe auch eine generelle Frage. Sie haben vor Kurzem das „jedmayer“ eröffnet, eine große niederschwellige Einrichtung der Suchthilfe Wien. Können Sie schon berichten, wie es angenommen wird und welche Erfahrungen es gibt?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Ja, Frau Gemeinderätin, das kann ich sehr gerne berichten. Am 4. Juni 2012 wurde das „jedmayer“ eröffnet, das den Ganslwirt abgelöst und auch das TaBeNo an einen modernen Standort überführt hat und mehrere sehr positive Vorteile aufweist: Es hat eine hervorragende Verkehrsanbindung und ist für alle Klientinnen und Klienten gut erreichbar. Es weist ein vielfältiges Angebot auf, medizinisch, sozialarbeiterisch, beratend, das die Patientinnen und Patienten, die Klientinnen und Klienten dort brauchen.

 

Wir haben – das ist auch sehr wichtig – eine Wien-weite Präsenz der Polizei im öffentlichen Raum, und besonders an den Verkehrsknotenpunkten und auch dort funktioniert die Kooperation mit der Wiener Polizei hervorragend. Denn es geht darum, dass wir alle an einem Strang ziehen. Und der Strang bedeutet ganz klar, dass wir den Kranken helfen müssen und dass die, die dealen, die Verbrecher sind, abgestraft gehören. Da gibt es auch eine ganz klare Rollenteilung und regelmäßige, nämlich zumindest wöchentliche Gespräche zwischen den Kolleginnen und Kollegen der Suchthilfe und der Polizei, bei denen ganz kleinräumig aktuelle Probleme besprochen werden.

 

Die Inanspruchnahme war vom ersten Tag an sehr groß. Das Tageszentrum wird täglich durchschnittlich von 240 suchtkranken Menschen besucht. Im Ambulatorium werden täglich 110 Menschen suchtspezifisch behandelt, und beim Spritzentausch finden täglich durchschnittlich 600 Kontakte statt. Dies muss deshalb hervorgehoben werden, weil damit auch der Beweis erfolgt, dass durch die Veränderung der Räumlichkeiten nicht weniger Spritzen getauscht werden, was ja ansonsten weitere gesundheitspolitische Folgen hätte. Die Notschlafstelle mit ihren 26 Betten ist ausgelastet.

 

Das bedeutet, das Angebot wird von den Klientinnen und Klienten gut angenommen, die Zusammenarbeit mit der Polizei klappt hervorragend. In diesem Sinne ist es ein sehr gutes Projekt für die Kranken auf der einen Seite, aber auch für die Bevölkerung, weil die Sicherheit dadurch gegeben ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke. Die 4. Zusatzfrage kommt von Fragesteller GR Haslinger. – Bitte.

 

9.17.36GR Gerhard Haslinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Frau Stadträtin!

 

Eines noch zum Bereich der Substitution – vielleicht wissen Sie es oder vielleicht sage ich etwas Neues –: In der Suchtmittelverordnung gibt es eine erste und eine zweite Wahl. Erste Wahl ist Methadon, Suboxone, Subutex, zweite Wahl Substitol und andere. In Wien ist es offenbar üblich, dass die meisten der Substituierten Substitol einnehmen wollen, mit der Begründung, dass sie das andere nicht vertragen. Jetzt weiß man von den Betroffenen selbst, sie vertragen es nur deswegen nicht, weil bei den Suboxonen oder Methadon eine Konsumation von Opiaten, von Heroin nicht möglich ist, beim Substitol ist diese Zusatzkonsumation sehr wohl möglich.

 

Was werden Sie im Zuge der Verschärfung oder Einhaltung der Gesetze unternehmen, damit hier die erste Wahl mehr zum Einsatz kommt und die vorgegebene Unverträglichkeit besser überprüft wird?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Herr Kollege, das ist jetzt insofern eine schwierige Frage, weil es eine medizinische Frage ist. Und es sucht sich ja nicht der Patient/die Patientin aus, welches Medikament ver

 

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