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Gemeinderat, 32. Sitzung vom 14.12.2012, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 133

 

Prozess beteiligt haben -, so haben die Menschen am Anfang einmal für sich die Themen gesammelt. Und als wir dann von der Themensammlung in die Gesprächsgruppen hineingegangen sind, haben sich diese sieben Überthemen eigentlich ergeben, sage ich jetzt einmal, und die Gruppen konnten sich dann zu diesen Themen Gesprächsgruppen aussuchen, beziehungsweise sie haben auch mehrere dieser Themen in einer Gesprächsgruppe erledigt. Das haben sich die Leute selbst gewählt.

 

Was sich dann bewährt hat - und das hat ja ein Beirat begleitet -, war, dass man in diesen Themenfeldern bleibt und dort zusammenfasst, was sozusagen der Sukkus ist, was der größte gemeinsame Nenner – der kleinste gemeinsame Nenner haben wir zuerst glaubt, aber es ist dann eigentlich der größte gemeinsame Nenner geworden - zu diesen sieben Themen ist. Und ich denke mir, jetzt geht es darum - es heißt ja auch deshalb Charta, weil eine Charta kein Vertrag oder kein Gesetz ist, sondern eine Charta ist eine Selbstverpflichtung -, dass die Leute auf der einen Seite für sich sagen, okay, an das möchte ich mich halten, so möchte ich leben, so möchte ich sozusagen behandelt werden und so behandle ich auch andere!, und auf der anderen Seite sind natürlich auch Punkte drinnen, die für uns relevant sind. Also das Thema, wie wichtig den Menschen Sauberkeit ist und was das für sie auch im Sinne von Eigenverantwortung, Umgang mit der Umwelt bedeutet, ist das eine. Das andere – was wir, glaube ich, wirklich hervorragend in dieser Stadt tun und wozu auch gutes Feedback gekommen ist – ist, dass wir uns hier auch ständig weiterentwickeln und neue Angebote machen. Ich habe jetzt gerade gesehen, wir haben zum Beispiel als neues Angebot ein App, das den Wienerinnen und Wienern beim Müllentsorgen hilft, et cetera. Also da entwickeln sich ja tolle Sachen.

 

Bei dieser Kommunikation zwischen Jung und Alt wissen wir, dass gerade im Bildungsbereich die Generationen oft zusammengeführt werden. Ich finde, das müssen wir als Stadt weiter unterstützen, also diese Begegnungen, diese Orte der Begegnung schaffen.

 

Eine ganz große Herausforderung - das habe ich auch schon mit StRin Vassilakou besprochen – und den WienerInnen wirklich ein Anliegen war die Frage: Wie gestalten wir den öffentlichen Raum? Es sitzen hier ja heute so viele junge Leute, und ein Thema für die Jugendlichen ist einfach die Frage: Wo gibt es cool öffentlichen Raum, der konsumationsfrei ist? Solche Räume brauchen wir, die müssen wir gestalten und die müssen wir entwickeln. Und das, denke ich mir, ist jetzt unsere Herausforderung oder unsere Verantwortung.

 

Und so könnte ich das hier an vielen, vielen Beispielen aufzählen. Sprache war zum Beispiel ein wesentliches Thema, aber es ist auch stark darum gegangen, die Leute in ihrer Sprache zu unterstützen. Wir haben oft Begegnungen gehabt von Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, die voll von Klischees aufeinander zugegangen sind. So haben zum Beispiel bei diesen Mieterbeirätinnen die einen Frauen von den anderen Frauen geglaubt, sie wollen nicht mit ihnen reden, und die anderen haben geglaubt, die verstehen mich ja sowieso nicht. Dann sind sie zusammengesessen, und siehe da: Die Frauen, die Migrationshintergrund hatten, haben echt gut Deutsch gekonnt! Das war für manche ein Aha-Erlebnis – wie es für viele in dieser Stadt, auf dieser Seite (in Richtung FPÖ weisend), oft ein Aha-Erlebnis ist, dass Migrantinnen und Migranten Deutsch sprechen können. (GR Mag Dietbert Kowarik: ... besser als die Sozialisten!) Aber es geht eben um die Dialogisierung. Und das, denke ich mir, ist ein ganz toller Wert, und es ist ein Auftrag für die Politik, ja, aber es ist eben auch eine Selbstverpflichtung der Wienerinnen und Wiener. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 5. Zusatzfrage stellt Herr GR Akkilic. – Bitte schön.

 

10.25.29

GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Frau Stadträtin! Wie Sie gesagt haben, hat die Wiener Charta sehr viele Gemeinsamkeiten der WienerInnen hervorgehoben. Unabhängig davon, woher diese Menschen kommen, ob MigrantInnen oder NichtmigrantInnen, die haben sich einfach zusammengefunden und haben sich auf bestimmte Grundwerte geeinigt.

 

Einer dieser Werte war Respekt. Jetzt frage ich einmal nachträglich: Respekt ist ein sehr, sehr wichtiger Begriff, der auch im Gemeinderat gelten sollte, vor allem gegenüber jenen Wienerinnen und Wienern, die an diesem Prozess teilgenommen haben. Glauben Sie, dass es Sinn gemacht hätte, wenn wir so überparteiliche Charta-Gespräche im Gemeinderat geführt hätten?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Ja, ich glaube, manchmal wäre eine Moderatorin oder ein Moderator hier herinnen nicht so schlecht. (Beifall bei den GRÜNEN und von GRin Prof Dr Elisabeth Vitouch. – Heiterkeit bei der Rednerin.) Wobei es schon so ist, dass wir natürlich eine Vorsitzführung haben. – Aber Spaß beiseite.

 

Ich glaube, es kann ganz unterschiedliche Positionen geben, es kann unterschiedliche Betroffenheiten, unterschiedliche Einstellungen geben, aber es ist immer wichtig, dass man sich respektvoll begegnet. Und das war auch ein Erlebnis für uns, denn wir Politikerinnen und Politiker neigen ja oft dazu, dass wir Dinge vielleicht sogar ein Stück weit verkomplizieren, und interessant in diesen Gruppen war, dass es fast keine Gruppe gegeben hat, wo Grüßen nicht ein Thema war. Das kann man jetzt als lächerlich abtun, aber ich finde, das muss man ernst nehmen. Denn: Wir können hier die tollsten Sachen machen, dürfen dabei aber niemals vergessen, dass es den Menschen einfach ein Grundbedürfnis ist, wertgeschätzt und respektvoll behandelt zu werden. Das ist etwas, was einfach das Grundsätzliche im Umgang einer Gesellschaft ausmacht. Und insofern würde es uns vielleicht nicht schlecht bekommen, uns auch hier ab und an zumindest darauf zu besinnen. Wir müssen ja nicht gleich ein Charta-Gespräch machen, aber dass wir uns darauf besinnen, das wäre eigentlich schon uns allen angemessen.

 

Was ich vielleicht noch sagen möchte, weil hier vorhin gerade ein Zwischenruf diesbezüglich gemacht wur

 

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