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Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 97

 

sich an Kinder, deren Erstsprache nicht Deutsch ist, wobei die muttersprachliche Schulsprache nicht identisch mit der jeweiligen Staatssprache des Herkunftslandes sein muss. Im laufenden Schuljahr wurde Wien-weit Erstsprachenunterricht von 210 LehrerInnen an 184 Schulstandorten für über 14 000 Kinder angeboten. Das Sprachangebot hat sich mit der Zeit bedarfsorientiert kontinuierlich um aktuell fast 17 beziehungsweise 19 verschiedene Sprachen erweitert: Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Bulgarisch, Dari und Farsi, Koptisch, Kurdisch, Pashto, Polnisch, Portugiesisch, Romanes, Rumänisch, Russisch, Slowakisch, Somali, Türkisch und Tschetschenisch. Der Unterricht orientiert sich an den im Lehrplan zum muttersprachlichen Unterricht festgelegten Aufgabenbereichen, die ich auch zitieren möchte: „Ziel des muttersprachlichen Unterrichts ist der Erwerb der Muttersprache zur Herstellung von Kontinuität und Stützung der Persönlichkeitsentwicklung, ausgehend von der Zugehörigkeit zum Sprach- und Kulturkreis der Eltern. Gefördert werden soll eine positive Einstellung zur Erstsprache und zum bikulturellen Prozess in der neuen Umwelt Österreich. Die prinzipielle Gleichwertigkeit von Erstsprache und Deutsch muss im Unterricht für SchülerInnen auch erlebbar sein, dann kann die Bedeutung der Zweisprachigkeit und der Bikulturalität den SchülerInnen auch einsichtig gemacht werden. In Wien wird muttersprachlicher Unterricht als unverbindliche Übung mit drei Wochenstunden sowie als Projekt zweisprachige Alphabetisierung mit fünf Wochenstunden abgehalten. Nachmittagsunterricht findet nur dann statt, wenn es in sogenannten Sternkursen Kindern einer Sprachgruppe ermöglicht werden soll, aus mehreren Standorten, wenn die Anzahl der Sprecher am eigenen Schulstandort zu gering ist, zum Unterricht zu kommen. Zum überwiegenden Teil erfolgt jedoch der Unterricht im Teamteaching mit den jeweiligen Klassenlehrern und in Koordination mit diesen.

 

In den letzten Jahren sind auch Unterrichtsmodelle mit vermehrtem Einsatz der Erstsprache als Arbeitssprache entstanden, die eine curriculare Einbindung der Erstsprachen möglich machen. Die mehrsprachige Alphabetisierung bezeichnet ein Unterrichtskonzept, wonach durch eine intensive Teamarbeit von KlassenlehrerInnen und MuttersprachenlehrerInnen für Türkisch, Bosnisch, Kroatisch und Serbisch es den SchülerInnen in diesen Erstsprachen ermöglicht wird, parallel zu Deutsch auch in ihrer Erstsprache Lesen und Schreiben zu lernen. Dieser didaktische Ansatz unterliegt einer Koordination zwischen dem muttersprachlichen Unterricht einerseits und dem Regelunterricht auf den ersten zwei Schulstufen der Volksschule. Die OECD hat in der Länderprüfung „Migration und Bildung“ im Dezember 2009 ausdrücklich die Stärken der Arbeit der letzten Jahre zur Förderung der Chancengerechtigkeit im Bildungssystem der Stadt Wien festgehalten, in erster Linie einerseits durch Einführung des verpflichtenden Kindergartenjahres, den Wiener Bildungsplan für Kindergärten, den Schwerpunkt für Kinder mit anderen Erstsprachen als Deutsch, den Bereich des Sprach-Screenings, aber auch die Sprachförderung für Kinder mit anderen Erstsprachen als Deutsch.

 

Für die angeführten Maßnahmen wirken auch die entsprechenden Servicestellen des Stadtschulrates als prozessbegleitend sowohl im Sprachförderzentrum als natürlich auch in allen anderen Bereichen, in denen der Stadtschulrat auf der einen Seite entweder eingebunden oder in einer unmittelbar koordinierenden Funktion ist oder maßgeblich hier Hilfestellungen und Service für die Eltern anbietet. Ich erinnere an die regionale Beratungsstelle für ausländische SchülerInnen, die Rebas 15, als Kooperationsmodell des Stadtschulrates und der Stadt Wien.

 

Abschließend kann zu den vielen gesetzten Maßnahmen im Bereich der sprachlichen Bildung zusammenfassend festgehalten werden: Sprachliche Bildung und Sprachförderung beinhalten neben expliziter Deutschförderung vor allem auch den positiven, den wertschätzenden Umgang mit Mehrsprachigkeit im Rahmen einer modernen und auch interkulturellen Pädagogik. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke für die sehr ausführliche Beantwortung. Die 1. Zusatzfrage stellt GR Akkilic, bitte schön.

 

9.56.01

GR Senol Akkilic (Grüner Klub im Rathaus): Danke vielmals für die ausführliche Beantwortung der Frage. Sie haben die Rolle der BegleitlehrerInnen beziehungsweise der muttersprachlichen LehrerInnen angesprochen. Mir geht es aber darum, wie viele reguläre Lehrerinnen und Lehrer, das heißt, die direkt den Unterricht abhalten, über Mehrsprachigkeit verfügen und welche Maßnahmen gibt es hier, dass Menschen nicht nur mit Migrationshintergrund, sondern in der gesamten pädagogischen Ausbildung Menschen auf die Mehrsprachigkeit Wert legen beziehungsweise die Mehrsprachigkeit in der pädagogischen Ausbildung auch eine Rolle spielt.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Christian Oxonitsch: Also gerade in der gesamten Konzeption und auch in der Diskussion rund um eine zukünftige Lehrerausbildung, die, wie ich denke, von einem ganz besonderen Stellenwert für die Weiterentwicklung des Schulsystems ist, wird natürlich auch diesem Bereich eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken sein. Sie wissen, das ist ein extrem intensiv diskutierter Bereich, der, wie ich denke, eben nicht nur eine Bedeutung für die Lehrerinnen und Lehrer selbst hat, sondern letztendlich ja gerade, und da zählen natürlich auch die Bildungsstandards der letzten Wochen und die Diskussionen dazu, eine Maßnahme ist, die letztendlich zur pädagogischen Qualitätssicherung und Verbesserung an den österreichischen Schulen dringend notwendig und erforderlich ist und durchaus ja gerade natürlich jetzt neben unserer grundsätzlichen Kritik am Aufbau des österreichischen Schulsystems sicherlich ein Bereich ist, wo ich doch hoffe, dass hier gemeinsam zu einer guten und tragfähigen Lösung gekommen werden kann, dass tatsächlich die Lehrerausbildung in Österreich auf neue Beine gestellt wird. Es sind die Lehrerinnen und Lehrer jene zentralen Schlüsselfiguren, die wir im Unterricht auch brauchen. Ungeachtet dessen, und das min

 

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