«  1  »

 

Gemeinderat, 33. Sitzung vom 30.01.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 33 von 97

 

beruflich weiterkommen. Mit dem Qualifikationsplan Wien 2020 wird erstmals eine Gesamtstrategie erarbeitet, um den Anteil an ArbeitnehmerInnen, die maximal einen Pflichtschulabschluss haben, in den nächsten Jahren zu reduzieren. Ziel ist es, einerseits den Fachkräftebedarf der Wirtschaft abzudecken, andererseits auch den weniger gut qualifizierten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen zu besten Jobs und damit zu Einkommenschancen und Zukunftschancen zu verhelfen. Das heißt, wir bringen noch mehr Jugendliche zu einer fundierten Berufsausbildung und wir setzen gezielte Maßnahmen, um vor allem weniger gut ausgebildeten ArbeitnehmerInnen das Nachholen von Bildungsabschlüssen zu erleichtern und sie damit für den Arbeitsmarkt zu rüsten.

 

Besonders freut es mich, dass heute ein Memorandum zum Qualifikationsplan Wien 2020 unterzeichnet wird, weswegen ich mich auch dann unter Umständen für die anschließende Debatte - wir werden sehen, wie lange sie dauern wird - kurz entschuldigen muss. Ich möchte mich jetzt schon bei allen Beteiligten für die hervorragende Zusammenarbeit bei der Erstellung des Qualifikationsplans Wien 2020 bedanken, bei Integrationsstadträtin Sandra Frauenberger, Bildungsstadtrat Christian Oxonitsch, Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank, IV-Präsident Wolfgang Hesoun, ÖGB-Präsident Erich Foglar, Arbeiterkammerpräsident Herbert Tumpel, AMS-Wien-Landesgeschäftsführerin Petra Draxl, WAFF-Geschäftsführer Fritz Meißl, Landesstellenleiterin des Bundessozialamtes Andrea Schmon und Stadtschulrat-Präsidentin Susanne Brandsteidl. Sie und Ihre Teams haben hier Exzellentes mit sehr, sehr viel Arbeit in die Zukunft unserer Stadt investiert.

 

Lassen Sie mich nun in wenigen Worten die konkrete Umsetzung nach den jetzt formulierten Grundsätzen skizzieren. Mit dem Qualifikationsplan Wien 2020 wird in drei konkreten Handlungsfeldern der Hebel angesetzt: Schule und Berufsausbildung, berufliche Erwachsenenbildung und Information und Motivation. Bei der Schule und Berufsausbildung, dort beginnt der Bildungsweg, ist es natürlich noch am leichtesten, die Menschen zu erreichen und da wollen wir bis zum Jahr 2020 um 30 Prozent weniger, wie es so schön heißt, „early school leavers“ in Wien verzeichnen; das heißt, dass der Anteil an Jugendlichen von 18 bis 24 Jahren mit maximal Pflichtschulabschluss nur mehr knapp 8 Prozent betragen wird. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber wir können hier auf bereits gestartete Maßnahmen zurückgreifen. Vor allem sollen durch die Umsetzung der Bildungsreform mit der Wiener Ausbildungsgarantie mehr Jugendliche zu einem über den Pflichtschulabschluss hinausgehenden Abschluss gebracht werden. Jugendliche werden während ihrer Schulpflicht alle erforderlichen Schlüsselkompetenzen, Ausbildungsfähigkeit und ausreichende Berufs- und Bildungswegorientierung erhalten. Dafür sorgt der Stadtschulrat Wien unter anderem mit flächendeckenden Wiener Lesetests, verpflichtender Berufs- und Bildungswegorientierung in der 7. und 8. Schulstufe der Wiener Mittelschule und der Neuen Mittelschule und dem Talente-Check Berufsbildung in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Wien. Jugendliche ohne oder mit ungenügender Orientierung in Richtung Beruf oder Ausbildung werden am Übergang von der Schule zum Beruf begleitet. Dazu gehört, und danke, Frau GRin Tanja Wehsely, denn da steckt wie in vielem anderen auch in diesem Bereich deine Arbeit, dein Fachwissen und vor allem dein Herzblut drinnen, unter anderem das schon etablierte Jugend-Coaching Wien sowie niederschwellige Projekte für Jugendliche, die es besonders schwer haben, Anschluss an Ausbildung und Berufsleben zu finden. Die Wiener Ausbildungsgarantie, sehr geehrte Damen und Herren, wird es trotz finanziell enger Rahmenbedingungen der Stadt jedenfalls weiter geben. Das ist ein Versprechen und das wird auch so bleiben. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Jugendlichen steht daher auch weiterhin eine betriebliche Lehrstelle oder eine überbetriebliche Lehrausbildung oder eine Vorbereitungs- und Begleitmaßnahme zur Verfügung. So erhalten auch jene Jugendlichen, die keine Lehrstellen in einem Betrieb finden, eine vollwertige Ausbildung.

 

Wichtig ist bei jeder Lehrausbildung ein formaler Abschluss. Daher soll der Anteil positiv absolvierter Lehrabschlussprüfungen und der Abschluss in weiterführenden Schulen gesteigert werden. Der Qualifikationsplan Wien hat zu all diesen Themen ganz konkrete Zielsetzungen, an denen wir uns auch selber messen und es sind ehrgeizige Zielsetzungen. Wir erreichen das durch das Lehrlings-Coaching als Service für Lehrlinge und Betriebe, um Lehrflucht zu verhindern, sowie durch punktgenaue Unterstützung zur Vorbereitung auf die Lehrabschlussprüfung, vor allem, wenn es beim ersten Mal nicht geklappt hat. Das ist ja das Allerschlimmste, wenn Jugendliche die Ausbildung machen, dann einmal bei der Lehrabschlussprüfung durchfallen und nicht wieder antreten. Da müssen wir ansetzen. Das ist so wie wenn man vor der Ziellinie, bevor man drüberschreitet, abbiegt und nicht mehr weiterläuft. Das ist mir persönlich auch ein ganz, ganz wichtiges Anliegen.

 

Natürlich sind die Jugendlichen eine ganz wichtige Zielgruppe, aber wir haben auch viele Erwachsene, die wir weiter unterstützen wollen und von denen wir glauben, dass sie noch viel bessere berufliche Chancen bekommen könnten. Das ist das Handlungsfeld 2 des Qualifikationsplans Wien 2020. Da geht es um die berufliche Erwachsenenbildung. Hauptziel sind auch hier ganz konkrete, in Zahlen festgemachte Ziele, die wir uns vorgenommen haben: Bis 2015 holen pro Jahr über 1 000 Wiener und Wienerinnen mehr als bisher den Lehrabschluss nach. Dies gelingt künftig auch durch Anerkennung von inzwischen bereits erworbenen Qualifikationen, etwa in der täglichen Berufspraxis.

 

Der Qualifikationspass, sehr geehrte Damen und Herren, ist eines der wichtigsten Schlüsselprojekte, die unter Federführung des Arbeitsmarktservices entwickelt werden. Das ist eine wichtige Hilfe, wenn es darum geht, Qualifikationen und Kompetenzen systematisch zu erheben, um die richtigen Angebote machen zu können. Alle Bildungsschritte werden darin dokumentiert. Für informell und non-formal erworbene Kompetenzen wird ein eige

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular