Gemeinderat, 38. Sitzung vom 22.05.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 53 von 94
manchen von den Grünen so geführt: Ja, muss Wien überhaupt so stark wachsen? Das mag eine interessante Diskussion sein. Ich meine, dass Wien davon profitiert. Es ist gut, dass Wien wächst. Aber selbst wenn man zu dem Schluss käme, es ist nicht gut, frage ich mich, wie so etwas exekutiert werden könnte. Ich bin sehr froh – einmal mehr; nicht nur beim Radverkehr, auch hier bin ich glücklich –, dass wir in der Europäischen Union leben und dass jemand, der in der Europäischen Union zu Hause ist, niemanden, keine Behörde, keine Partei, kein Rathaus, keine Regierung fragen muss, ob er oder sie in ein anderes Land geht. Das geht im Übrigen, meine Damen und Herren, in beide Richtungen. Unsere Kinder, unsere Jugendlichen, aber auch Erwachsene sind froh, darüber zu entscheiden zu können, ob sie weiter in Wien leben wollen oder in einem Land der Europäischen Union. Sie müssen dort nirgendwo ansuchen, sondern können dort arbeiten, können dort studieren, können dort Unternehmen gründen, können dort in Pension gehen, wie auch immer. Darum ist die Wanderungsbilanz auch so, dass jedes Jahr mehr als 40 000 Menschen aus Wien in ein anderes Bundesland oder in ein anderes Land in der Europäischen Union ziehen. Es kommen aber sehr viele aus den Bundesländern, aus dem Burgenland, aus Vorarlberg, aus Niederösterreich nach Wien.
Ich finde es aus ökologischer Sicht im Übrigen begrüßenswert, dass Leute, zunehmend auch Menschen mit Kindern, nicht sagen, man muss ins Umland ziehen, denn das Kind braucht Grünes, sondern Grünes und eine adäquate Kinderbetreuung gibt es auch in Wien. Nein, viel schärfer: Besonders wegen Kinderbetreuungseinrichtungen bleiben Menschen in Wien, zum Beispiel weil Eltern, die ganztätig arbeiten wollen, auch zu Recht ganztägige, qualitätsorientierte Betreuungsformen erwarten.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wien ist so attraktiv und wächst in sehr starkem Ausmaß. Wien profitiert auch davon, aber, ja, das setzt die Stadtregierung, die Bauträger unter eine enorme Herausforderung. Und jetzt sind wir bei einigen Punkten, wo ich durchaus auch einiges aus der Rede des Herrn Walter aufgreifen will. (GR Dr Kurt Stürzenbecher: Er ist nicht da!) Ja, er geht mir ab. (Rufe und Gegenrufe zwischen SPÖ und ÖVP.) Ist schon okay.
Das eine Projekt, das er genannt hat, das wiederholt in Diskussion ist, das ist im 14. Bezirk die Idee des gemeinnützigen Wohnbauträgers, die auch von uns unterstützt wurde, auf einen Supermarkt einen geförderten Wohnbau draufzustellen. Also erstens: Unmittelbar neben der Autobahn ist das nicht. Ich habe es ganz geschwind noch einmal nachgemessen. Es sind 250 m von der Westautobahn. (Widerspruch von GRin Henriette Frank.) Es sind 250. Schauen Sie nach. Wir werden in Zukunft näher als 250 m an Autobahnen bauen müssen. Darum machen wir auch jene Verkehrspolitik, die auf weniger Auto und mehr Fahrrad setzt, damit die Straßen eben nicht Zonen sind, wo man 250 m entlang nicht bauen kann. Sie lächeln. Auf der Westbautobahn ist nicht zuletzt dank der Politik der rot-grünen Regierung im letzten Jahr der Verkehr zurückgegangen. (GR Johann Herzog: Auf der Westautobahn zu bauen, wird schwierig werden!) Der ist zurückgegangen wegen der ... (Zwischenruf von GRin Henriette Frank.) Sie schauen entgeistert. Rufen Sie bei der ASFINAG an. Sie kennen dort vielleicht jemand. Er zurückgegangen wegen der Parkpickerl, wegen der Benzinpreise, wegen der Jahresnetzkarten, wegen der Vernunft auch der Pendlerinnen und Pendler und nicht zuletzt auch deswegen – damit hat die Wiener Regierung nichts zu tun –, dass jetzt die Fahrzeit von Wien nach St Pölten 25 Minuten beträgt. Das schaffen Sie selbst in der Nacht mit dem schnellsten Ferrari nicht. Deswegen steigen sehr viele Leute jetzt um.
Ich will aber zu dem Projekt was sagen. Also es ist 250 m von der Autobahn entfernt, und wir werden diese Art von Strategie öfter bedenken müssen, nämlich Areale, die monostrukturell, in dem Fall nur für Einkaufen, verwendet werden, auch im Interesse des Developers schrittweise zu verdichten. Das ist kein Dogma, das muss man sich sehr genau anschauen. Ein großes Gebiet ist auch das Gewerbegebiet Stadlau-Donaustadt, wo in Rücksprache – was heißt, in Rücksprache, vielmehr in Einigkeit – mit dem Bezirksvorsteher des 22. Bezirks, dem Herrn Kollegen Scheed – das ist eine riesiges Areal; ich ersuche Sie, einmal am Samstag oder Sonntag einen Stadtausflug dorthin in zu machen –, jetzt darüber nachgedacht wird, eine Strategie zu finden, wie Gewerbe- oder sagen wir, Handelsflächen genutzt werden könnten, um das wieder zu ermöglichen, was Jahrhunderte die europäische Stadt war: Unten wird eingekauft und darüber wird gearbeitet und gewohnt.
Innovative Vertreter der Wirtschaftskammer unterstützen das auch sehr. Ich füge aber gleichzeitig hinzu: Es wird große Gewerbegebiete in der Stadt geben, die für den Wohnbau tabu sind, weil in Ruhe dort auch Vorkehrungen für Gewerbebetriebe und Industriegebiete gemacht werden, die eben nicht einen unmittelbaren Einwohnereinspruch brauchen. Aber das ist nicht überall, das wird man differenzieren.
Ich will aber ein zweites Argument für dieses Prinzip Auhof nennen, das ist ein Problem, das alle zugestehen müssen und wo es keine einfache Lösung gibt, wenn es überhaupt eine Lösung gibt, das ist das der explodierenden Grundstückspreise. Es ist einfach so, dass nichts so begrenzt ist wie Grund und Boden in einer Stadt, und wir darüber nachdenken müssen, wie können wir nicht nur für Wohnbau, sondern für Stadtentwicklung allgemein Boden wieder mobilisieren. Und da ist die Überbauung, die maßvolle Verdichtung ein richtiges Argument. Das steht nicht selten im Widerspruch zu manchen Anrainern. Im Übrigen nicht beim Auhof, dort gibt es keine Anrainerdiskussion.
Und jetzt füge ich noch etwas hinzu – das bitte dem Kollegen Walter und anderen Kritikern auszurichten: Das ist bereits drei Mal ausgebucht, und wissen Sie, von wem dieses Auhof-Projekt ausgebucht ist? Von jenen, vor allem Frauen, die im Auhof arbeiten, die aus ganz Wien anreisen müssen und jetzt total froh sind, eine sehr kostengünstige Wohnung bei der intelligentesten Ver
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