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Gemeinderat, 44. Sitzung vom 25.10.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 8 von 63

 

rätin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Nun, 15 000 Personen heißt, rund 90 Prozent haben mit diesem Bildungspass ihre Integrationsbiographie gestaltet. Wenn wir jetzt über die 10 Prozent sprechen wollen, die das nicht getan haben, dann muss ich darauf hinweisen, dass es natürlich nach der Integrationsvereinbarung jetzt 2 verschiedene Gruppen in diesen 10 Prozent gibt: die einen, die eine so hohe Sprachkompetenz aufweisen, dass sie keinen Sprachgutschein brauchen, und die anderen, die über andere Programme, wie zum Beispiel die Art 15a-Vereinbarung zur Basisbildung, direkt in eine Basisbildungsmaßnahme gehen. Das heißt, wir sprechen von einer sehr kleinen Gruppe, die entweder zu gut qualifiziert ist oder so niedrig qualifiziert ist, dass sie sofort aus der Integrationsorientierungssituation in der MA 35 in den Basisbildungskurs hineingeht.

 

Da haben wir im Speziellen auch noch eine Unterscheidung zwischen den Basisbildungskursen für Erwachsene und den Basisbildungskursen für die Jugendlichen. „Start Wien“ für Jugendliche findet nicht mit der Volkshochschule in der VHS in Favoriten statt, sondern „Start Wien“ wird für Jugendliche bei Interface organisiert, weil wir dort in diese Begleitung der Biographien noch einen zusätzlichen Aspekt eingebracht haben, was die Qualifizierung betrifft, weil es nämlich dann nicht nur um Spracherwerb und um Orientierung in unserer Gesellschaft und in unserer Stadt geht, sondern es geht auch darum, diese Jugendlichen zu stärken und sie in eine, jetzt sage ich einmal, Bildungsbiographie hineinzubringen. Und das funktioniert auch sehr gut. Wir haben ja gerade auch fünf Jahre Interface gefeiert.

 

Ich glaube, das ist ein ganz wesentlicher Punkt, dass „Start Wien“ nämlich nicht nur eine gute Willkommenskultur und eine gute Integrationsbegleitung ist, sondern „Start Wien“ ist der Beweis dafür, dass Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderer, die in diese Stadt kommen, ein ganz massives Interesse haben, gute Integrationsbiographien zu leisten, und zu 90 Prozent in diese Maßnahme gehen. Und die anderen 10 Prozent sind nicht die Integrationsverweigerinnen oder -verweigerer, sondern das sind in Wirklichkeit die gut Qualifizierten.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. - Die 4. Zusatzfrage stellt Herr GR Peschek. – Bitte schön.

 

9.39.30

GR Christoph Peschek (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Stadträtin! In den letzten Jahren wurden die „Start Wien“-Module mehrfach erweitert und an die Anforderungen der neuen Wienerinnen und Wiener angepasst. Können Sie uns einen Überblick über die bestehenden Angebote im Rahmen des Programms geben?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin.

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Sehr gerne, denn man sagt ja immer: Tue Gutes und rede auch darüber! Und viele verlangen oder fordern ja immer wieder ein: Da muss es doch etwas geben! Aber oft mangelt es an Information, und die gebe ich jetzt sehr gerne. Gerade im Integrationsbereich sind wir ja immer wieder damit konfrontiert, dass sehr stark aus dem Defizit heraus und sehr stark auch aus Unterstellungen und aus Klischees heraus argumentiert wird - und „Start Wien“ widerlegt diese Klischees.

 

Diese 90 Prozent der Menschen, die da neu zu uns kommen, besuchen Module, die wir mit Partnerinnen und Partnern gestartet haben - ob das jetzt die Magistratsabteilung 35 ist, was die rechtliche Situation betrifft, der WAFF, die Arbeiterkammer, die Wirtschaftskammer, das AMS, das Beratungszentrum für MigrantInnen, wenn es um Nostrifikationsgeschichten geht et cetera, und auch die Wirtschaftsagentur.

 

Wir haben neun Themengebiete, in denen wir Module anbieten. Da ist auch noch Folgendes zu sagen, Frau GRin Schütz: Man braucht drei besuchte Module, um jeden Sprachgutschein abholen zu können. Aber ganz viele der Menschen, die in diesem „Start Wien“-Programm drinnen sind, besuchen weit mehr Module als die drei. Das heißt, die haben wirklich in ihrem Bildungspass, in ihrem Programm die große Ambition, hier einen sehr, sehr guten Einstieg zu schaffen.

 

Es geht in diesen Modultagen um Bildungssysteme in Österreich, um das Gesundheitssystem in Österreich, um das Wohnen, um das Zusammenleben, um das Aufenthaltsrecht und um die Arbeitswelt. Und die Berufserstinformation findet nicht in der VHS statt, sondern in den Räumlichkeiten des WAFF. Und was die Anerkennung von beruflichen Qualifikationen und Bildungsabschlüssen betrifft, gibt es mit Mingo eine Kooperation, wo auch Einzelgespräche angeboten werden.

 

Was ich aber vielleicht auch dazusagen möchte, ist, dass all diese Module so abgestimmt sind, dass sie auch ganz stark auf die Selbstbestimmung und auch auf das Empowerment von Neuzuwanderinnen und Neuzuwanderern setzen, das ja gerade auch im arbeitsmarktpolitischen Bereich sehr wichtig ist. Wir haben eine wunderbare Zusammenarbeit mit dem AMS Wien und haben jetzt - die Stadt Wien, das AMS Wien und die Volkshochschulen - eine, wie soll ich sagen, Drehscheibe zu Sprachmaßnahmen neu gestaltet, weil es sehr oft so war, dass unterschiedliche ReferentInnen unterschiedliche Sprachkurse angeboten oder zugewiesen haben. Damit aber sozusagen die Kompetenzen genutzt werden und wirklich am Sprachstand Deutsch geschult wird, auch im AMS, gibt es jetzt diese neue Drehscheibe, organisiert von der VHS, wo wir natürlich mit unserem „Start Wien“-Programm auch einen ganz, ganz wesentlichen Beitrag leisten können.

 

Da tut sich also enorm viel. Ich kann auch ankündigen, dass wir gerade zur Orientierung, was die Frage betrifft, wie erwerbe ich in welchem Sprachstand meine Deutschkenntnisse - zuerst einmal für die Integrationsvereinbarung und dann natürlich in weiterer Folge für meine Biographie, weil Deutsch ja die gemeinsame Sprache in dieser Stadt ist - jetzt auch einen Leitfaden organisieren, eine Beschreibung, einen Stadtplan, einen Wegweiser, damit man gut in den Spracherwerb kommt. Denn wir haben ja gerade im Jahr 2013 auch einen Schwerpunkt auf Sprache und auch auf Mehrsprachigkeit.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke viel

 

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