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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 77 von 107

 

man zum Beispiel auch Zuwanderungsbevölkerung, auch Arbeiterschichten – also Bevölkerungsschichten, die klassischerweise als sogenannte kulturferne Schichten bezeichnet werden – einbezogen hat. Das hat zu einem wahnsinnigen Erfolg geführt. Liverpool hat ungefähr eine halbe Million Einwohner und Einwohnerinnen, und jedes Jahr gehen in dieses Museum 1 Million Menschen hin. Das ist deswegen so, weil sie sich dort wiederfinden, weil sich unterschiedliche Bevölkerungsschichten dort wiederfinden.

 

Wien ist eine große Stadt, und das derzeitige Wien Museum hat, glaube ich, 125 000 Besucher und Besucherinnen pro Jahr. Ich glaube, wenn es gelingt, das neue Wien Museum wirklich zu einem Wien Museum aller Wiener und Wienerinnen zu machen, dann wird das ein riesengroßer Erfolg werden. Dafür wird es notwendig sein, dass eben nicht nur Leute, die ein oder zwei Mal im Jahr sich dort eine tolle Ausstellung anschauen wollen, kommen, sondern dass es ein öffentlicher Raum wird, eine neue Definition von öffentlichem Raum, ein Lebensraum, wie das MuseumsQuartier.

 

Der Stadtrat hat das auch in den Medienberichten ähnlich erwähnt. Das MuseumsQuartier ist heute ein öffentlicher Raum, wo man auch seine Freizeit verbringt. Ich glaube, das neue Museum am Karlsplatz wird dieses Potenzial bieten, und zwar wirklich für alle Bevölkerungsschichten, die dorthin kommen, sodass man sich dort aufhalten kann, dass man sich damit identifizieren kann, dass man sich dort wiederfinden kann.

 

Ich freue mich wirklich sehr, dass es ein grundsätzliches Bekenntnis aller Fraktionen gibt, hier auch eine wirkliche Landmark zu setzen, ein Leuchtturmprojekt zu bauen; dass man da mutige Entscheidungen treffen wird, auch was die architektonischen Entscheidungen betrifft. Ich glaube, da wird es notwendig sein, die Kleingeistigkeit, die wir in Wien oft erlebt haben, zu überwinden, und diesmal zusammen zu stehen, mutige Entscheidungen auch in architektonischer Hinsicht möglich zu machen und das Angebot des Stadtrates, das ich sehr begrüße, nämlich dieses Projekt, wirklich außer Streit zu stellen und gemeinsam mit allen durchzufechten. Ich freue mich sehr darüber.

 

Auf andere Kulturprojekte werde ich jetzt nicht im Detail eingehen. Erstens wird erfahrungsgemäß nach mir Ernst Woller noch auf einzelne Erfolge hinweisen, und alle anderen Dinge werden dann ohnehin, wenn die Akten in den Gemeinderat kommen, besprochen.

 

Es wurde heute mehrmals erwähnt, Wien ist eine wachsende Stadt, eine sehr, sehr stark wachsende Stadt. Darauf können wir stolz sein, weil Wien attraktiv ist für Menschen, die zu uns kommen wollen – Menschen aus anderen Bundesländern, Menschen aus anderen Ländern. Wir haben da auch einige Akzente gesetzt. Zu verstärken ist, glaube ich, dass wir diese unterschiedlichen Milieus auch im Kulturleben widerspiegeln.

 

Ich war zum Beispiel dieses Wochenende in Berlin, wo jetzt Şermin Langhoff das Maxim Gorki Theater übernommen hat. Ich habe mir dort die Eröffnungsproduktion angeschaut. Das Maxim Gorki Theater wurde von Şermin Langhoff zu einem, man könnte fast sagen, post-post-migrantischen Theater gemacht. Dieser Begriff des postmigrantischen Theaters und der postmigrantischen Kultur ist in aller Munde. Auch Wien hat ja einige Initiativen gesetzt.

 

Was ich dort sehen konnte, nachdem Şermin Langhoff im Ballhaus Naunynstraße diesen Begriff geprägt hat und jetzt das Maxim Gorki Theater übernommen hat und ich diese Eröffnungsproduktion sehen durfte: Die sind noch weiter darüber hinaus, die haben das bereits sogar schon überwunden. Dort wird es nicht einmal mehr extra debattiert, sondern es ist selbstverständlich, dass Berlin, welches ja eine Zuwanderungsstadt ist so wie Wien, das auch wiederspiegelt, auf der Bühne debattiert, und damit auch einen Beitrag leistet für die wichtigen Diskussionen, die wir hier in allen Geschäftsbereichen führen, nämlich: Wie geht man mit einer wachsenden Stadt um? Wie geht man mit dem Aufeinandertreffen von Kulturen, mit dem Aufeinandertreffen unterschiedlicher sozialer Milieus um? Und: Kann Kultur dazu einen Beitrag leisten?

 

Ich kann Ihnen dieses Stück sehr empfehlen. Allein dieses Stück ist eine Reise nach Berlin wert. Es geht um den Kirschgarten in dieser Inszenierung von Nurkan Erpulat. Ich kann sehr empfehlen, sich diese Sachen anzuschauen; und zwar nicht nur aus künstlerischem oder kulturpolitischem Interesse, sondern weil eben Kultur auch mit Qualität Antworten auf die wichtigen sozialen Fragen unserer Gesellschaft geben kann. – Herzlichen Dank. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist Herr GR Mag Ebinger zum Wort gemeldet. Selbstgewählte Redezeit 20 Minuten. – Sie haben das Wort.

 

17.20.06

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!

 

Der Kollege Werner-Lobo macht es sehr gescheit. Er sagt, wir seien alle einer Meinung, und dann lobt er das Maxim Gorki Theater in Berlin. So viel zu seinen Aussagen zum Wiener Kulturbudget. (Heiterkeit bei der FPÖ.)

 

Bevor ich aber über Kultur rede, erlaube ich mir zwei Meinungen, die mir heute aufgestoßen sind. Die Frau Vizebürgermeisterin hat gesagt, es sei eine unglaubliche Frechheit, dass wir in einem Pressedienst von Budgettrickserei schreiben. – Mein Gott, das ist eh ein nettes Wort. Ich werde euch einmal den Titel eines Artikels der Zeitung „Die Presse“ vom Freitag vorlesen, wo es um das Bundesbudget geht. Da schreibt nämlich der Herr Christian Ortner unter dem Titel „Ist das Land erst mal ruiniert, lebt sich’s völlig ungeniert.“ Folgendes: „Wer SPÖ und ÖVP nach diesem dreisten Budgetbetrug wieder seine Stimme gibt, der kann seine Lebensersparnisse genauso gut Bernie Madoff anvertrauen.“ – Wobei ich jetzt keine Überleitung machen will, ich bin nicht im Finanzausschuss.

 

Das Zweite, etwas, das noch keiner erwähnt hat heute: Die ÖVP wird, soweit ich weiß, auch noch einen An

 

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