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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 107

 

immer daran denken, die wollen ja auch international etwas verkaufen, damit wir nicht so viel Subvention geben müssen. Keine Ahnung, wer das Buch schreiben und Regie führen wird, aber wir werden das beobachten. Ich wollte es einfach nur in diesem Zusammenhang anmerken, damit man nicht glaubt, solche Dinge fallen einem nicht auf.

 

Ebenso beispielsweise bei der Kunsthalle. Da haben wir auch den Herrn Matt. Da gab es eine große Geschichte von Parlaments-Grünen und ÖVP und so weiter: Matt muss gehen! Dann kam der Herr Schafhausen. Dann hat er einmal die Ausstellungen von Andy Warhol und Yoko Ono abgesetzt und hat zugesperrt. Nun weiß ich schon, ich habe mir das heute sagen lassen: Das gehört dazu, wenn jemand Neuer kommt, sperrt er einmal zu und renoviert. Er hat aber damals auch schon gesagt, eine Pferdereithalle ist kein idealer Standpunkt für die Kunsthalle.

 

Es gibt ja auch das Gerücht, dass die Kunsthalle vielleicht in dieses Museumsclustergebäude von Francesca Habsburg übersiedelt und die Stadt Wien dort Miete zahlt. Warum nicht? Man fragt sich dann nur, warum man es jetzt renovieren musste. Also, es ist geschlossen gewesen und dann bis zu den Festwochen so eine quasi Intervention: „What Would Thomas Bernhard Do“. Der würde wahrscheinlich ein Buch über den Subventionsmissbrauch in Österreich schreiben. Aber jetzt gibt es diesen „Salon der Angst“, okay.

 

Die andere Kunsthalle war auch die längste Zeit geschlossen, nämlich am Karlsplatz, jetzt ist das Kaffeehaus geschlossen. Also für einen Durchschnittsbürger ist bis jetzt gefühlsmäßig außer dem „Salon der Angst“ seit einem Jahr immer alles geschlossen. Wir werden sehen, was kommt. Wenn man sich anschaut, was kommt, dann kommt irgendeine Ausstellung über das Werk von Brâncuşi, einen bedeutenden rumänischen Bildhauer. Wir wissen ja, dass der Herr Schafhausen auch der Kurator der Biennale Bukarest ist. Und die Biennale Bukarest soll dann irgendwelche Ausstellungen nach Wien verlegen, sozusagen „if you have one, you have them all“. Also, wenn man einmal etwas erfunden hat, kann man das überall weiterverkaufen.

 

Ich habe eigentlich nur mehr drei Minuten, muss aber trotzdem noch etwas sagen. Sonst bleibt die „Wienwoche“ völlig unerwähnt. Stell dir vor, es ist „Wienwoche“ und keiner redet darüber! (Zwischenrufe bei den Grünen.) Aber in der leider viel zu kurzen Zeit habe ich beschlossen, über das „Recht auf Marmelade“ zu sprechen. Da gibt es ja viele Vereine, Stadt Frucht Wien und so weiter, ich will mich darüber gar nicht lustig machen. Die Grundidee: Der „Falter“ hat geschrieben, das seien so blauäugige Ideen der GRÜNEN, da hat man Obst.

 

Nur eine Frage: Wie soll denn das in natura funktionieren? Jetzt ist das Stadtgartenamt dagegen, weil dann das Faulobst hinunterfällt, dann kommen Wespen, dann ist Dreck und so. Jetzt, wenn die Leute noch nicht darauf angewiesen sind, dass sie sich das Obst nehmen oder vielleicht nicht wissen, was das für eine Obstsorte ist ... Aber was ist der eigentliche Sinn, dass man in Krisenzeiten in der Stadt Wien etwas anbaut, das man auch konsumieren kann. Wer konsumiert das dann? Ich kann mich ja nicht neben den Baum hinsetzen und warten, bis die Früchte reif werden, nur damit es niemand anderer bekommt. (Zwischenruf von GR Mag Klaus Werner-Lobo.) Das Recht auf Marmelade hat dann erst wieder nur der Stärkere, das wollte ich damit sagen. (Heiterkeit bei der FPÖ.)

 

Damit ist das Ganze ideologisch nicht durchgedacht. Denn es soll ja für jedermann da sein, aber das geht in der Praxis nicht, wird nicht funktionieren. Deswegen gibt es ja gewisse Ordnungsmechanismen in einem Sozialwesen. Und weil du da so hämisch lachst, Kollege Werner-Lobo, du hast bei deinem Wahlkampf einen Artikel geschrieben: „Was beim Grünen-Wahlkampf schiefging“. Ich zitiere: „Das ließen wir uns in Marktforschungen abtesten, kommunizierten in einem eigens definierten sogenannten Markenkanal – Klammer: als Vorbild für die Notwendigkeit, die Grünen zu einer Marke zu machen, nannte man uns unter anderem die Hautcreme Nivea -, zogen uns hellgrüne Softshelljacken - Klammer: 26 EUR, made in China - an, die besonders Fleißigen kauften sich sogar hellgrüne Uhrbänder und hellgrüne iPhone-Hüllen,“ – hat jemand ein hellgrünes Uhrband da? – „und verteilten“ – und jetzt kommt es, das ist wieder kein netter Ausdruck – „tausende ‚Bio macht schön’-Sackerln namens Sieglinde – Klammer: made in India, trotz Billigstpreis von zirka 1 EUR Fairtrade -, die uns das Subproletariat am Viktor-Adler-Markt mit einer Intensität aus den Händen riss, dass wir diese Wahlen einfach gewinnen mussten.“

 

Das, lieber Klaus Werner-Lobo, ist überheblich! (Beifall bei FPÖ und ÖVP.) Das zeigt irgendwie, wie die GRÜNEN zum einfachen Volke stehen. Ich habe mir die Mühe gemacht, zwei Definitionen herauszusuchen. (Der Redner zitiert aus einem Schriftstück.) Das Subproletariat ist, wie der Name schon andeutet, unter den einfachsten Hilfsarbeitern angesiedelt, aber auch unter normalen Arbeitslosen, die sich noch etwas an Würde bewahrt haben. Subproletariat ist eine intellektuelle Umschreibung vom asozialen Bodensatz der Gesellschaft, der dreckig, dumm, oft besoffen und aggressiv ist. Selbst White Trash steht noch über dem Subproletariat, weil White Trash ab und zu arbeitet und eine eigene Kultur hat.

 

Die andere Definition sagt: In der Wirtschaftssoziologie Bezeichnung für einen Teil des Proletariats, dessen Arbeitskraft nicht verwertbar ist und daher nicht Teil eines Produktionsprozesses sein kann. – Das ist kein schöner Ausdruck, ehrlich gesagt! Das entlarvt das ein bisschen. Damit möchte ich jetzt auch schließen. Ich habe ohnehin schon überzogen. Dem Budget stimmen wir natürlich nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag Dietbert Kowarik: Als nächster Redner ist Herr GR Woller am Wort. Selbstgewählte Redezeit 15 Minuten. Sie haben das Wort.

 

17.40.52

GR Ernst Woller (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren!

 

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