Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll - Seite 82 von 107
Flashmob als Willkommensgruß für den millionsten Besucher.
Vor wenigen Tagen hat das kons.wien.sinfonieorchester ein Konzert gegeben. Das wäre nun einmal nichts Besonderes, aber die hundert jungen Musikerinnen und Musiker vom kons.wien.sinfonieorchester unter der Leitung von Johannes Wildner haben in der Mall in Wien-Mitte um 17 Uhr ihre Instrumente ausgepackt, haben sich in die Mall gesetzt und haben Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ gespielt – ein berührendes, unglaublich schönes Ereignis. Ich habe Menschen gesehen, die sind mit vollbepackten Sackerln aus dem Spar herausgekommen, haben einfach die Sackerln abgestellt, sind 40 Minuten stehen geblieben und haben sich Modest Mussorgskis „Bilder einer Ausstellung“ „angeschaut“. Nachher war minutenlanger frenetischer Applaus, also wirklich großartig, wie die Musik in die Öffentlichkeit, in den öffentlichen Raum kommt!
Musik ist die große Stärke in einer Stadt, die eine ganz starke Kultur hat. Ich rede jetzt aber nicht über das, was man normalerweise meint, wenn man über Musik spricht, sondern ausschließlich über zeitgenössische Musik. Man sagt ja immer, Wien sei so eine altväterische Musikstadt, da gibt es nichts Neues. Wien Modern ist gerade jetzt mit sehr, sehr großem Erfolg zu Ende gegangen. Man sagt immer, zeitgenössische Musik ist ein bisschen schwer zu konsumieren. Da hat man seine Ängste. Genau das Gegenteil habe ich bei Wien Modern erlebt: Ein tolles Festival mit unheimlich vielen jungen Besucherinnen und Besuchern.
Ich erwähne nur eine wirklich spektakuläre Veranstaltung: „Wien Modern tanzt“, ein Abend im Großen Saal des Konzerthauses, mit dem Radio-Symphonieorchester unter der Leitung von Cornelius Meister, ein „Tanzabend für Fortgeschrittene“. Man hat Tanzmusik gespielt, fast nur Uraufführungen, und man hat zu dieser Musik getanzt. Elf Uraufführungen an einem Abend, unter anderem ein Walzer von Johanna Doderer, ein Mambo von Arturo Fuentes.
Ich habe schon bei vielen Veranstaltungen Uraufführungen gehört, aber ich habe noch nie erlebt, dass man an einem Abend, an dem elf Uraufführungen gespielt wurden, so viele glückliche Gesichter im Publikum, im Orchester, aber auch bei den Komponisten gesehen hat. Ich glaube, es war eine großartige Idee. Matthias Lošek ist damit ein wirklich tolles neues Format für zeitgenössische Musik gelungen. Man kann ihm dazu nur gratulieren. Er hat völlig zu Recht am Samstag die „Rose der Woche“ einer großen Tageszeitung erhalten.
Uraufführungen gibt es auch im Theater an der Wien. Das ist sehr lobenswert, in der Staatsoper warten wir schon seit vielen Jahren darauf. Das Theater an der Wien hat einen Kompositionsauftrag an den jungen britischen Komponisten Iain Bell vergeben. Und diese neue Oper „A Harlot’s Progress“ wurde mit großem Erfolg im Theater an der Wien, unserem großartigen Opernhaus, aufgeführt.
Eine besondere Uraufführung habe ich im Kosmos Theater erlebt. Ich habe „Talestri – Regina delle amazzoni“, eine Barockoper von Maria Antonia Walpurgis, gesehen, die von ihr 1763 komponiert wurde und genau 250 Jahre später in Wien uraufgeführt wurde. Das ist eine Wiederentdeckung einer emanzipatorischen Barockoper, und dazu kann man dem Kosmos Theater und allen beteiligten Künstlerinnen – mit kleinem i – nur herzlich gratulieren.
Von der Musik nun ins Wien Museum. Am Mittwoch haben wir eine großartige Eröffnung der Ausstellung „Österreichische Riviera – Wien entdeckt das Meer“ erlebt, ein über die Grenzen Wiens hinausgehender Blick auf die Emotionen, Gefühle und Erinnerungen der Wienerinnen und Wiener. Diese Ausstellungseröffnung war eine großartige Demonstration für ein neues, größeres Wien Museum. Hunderte Besucherinnen und Besucher haben die Eröffnung leider nicht miterleben können, weil sie nicht mehr ins Museum hineingekommen sind. Wir alle, auch die Besucherinnen und Besucher dieser Ausstellungseröffnung, sind sehr zufrieden mit der Entscheidung, das Wien Museum am Karlsplatz zu sanieren, zu erweitern und neu zu gestalten. Der Karlsplatz ist zweifellos der beste Platz für unser Wien Museum.
Ich habe schon ausgeführt, was den Kunstplatz Karlsplatz auszeichnet: die Kunstwerke in der U-Bahn und an der Oberfläche. Es ist Kulturstadtrat Mailath-Pokorny und seinem Team gelungen, zu vermitteln, dass der Karlsplatz vor allem ein Kunstplatz ist und nicht nur ein Verkehrsknotenpunkt oder Ähnliches. Es gibt hier viele hochkarätige Kunsteinrichtungen, und viele neue sind in der letzten Zeit dazugekommen: unter anderem das Popfest Wien, das Kino unter Sternen, das Stadtkino ist vor wenigen Tagen ins Künstlerhaus übersiedelt.
Der Karlsplatz liegt zweifellos im absoluten Zentrum der Stadt, ist am besten mit drei U-Bahn-Linien erreichbar, ein beliebter, bekannter und allseits anerkannter Ort. Daher ist er auch sicher der richtige Ort für das! städtische Museum, das Wien Museum. Das neue Wien Museum bietet unter anderem aber auch die große Chance, den östlichen Teil des Karlsplatzes weiterzuentwickeln und zu verbessern.
Es gibt ja fast nur ungeteilte Zustimmung zum Wien Museum am Karlsplatz auch hier im Gemeinderat. Das ist auf einige Faktoren zurückzuführen: zum einen auf die überzeugende Arbeit der Direktoren Kos und Kircher seit zehn Jahren; zum anderen auf die gewissenhaftesten Vorarbeiten der Geschäftsgruppe Kultur, auf die Arbeit von Andreas Mailath-Pokorny und seinem Team, dem Team des Wien Museums, der Baudirektion und aller Magistratsabteilungen, die hier mitgewirkt haben und den vielen Architekten und externen Experten, die in diesen Vorbereitungsprozess einbezogen waren.
Ein Beitrag war vielleicht auch die Studienreise des Gemeinderatsausschusses für Kultur und Wissenschaft, bei der wir uns in Essen, Düsseldorf, Liverpool und Manchester vergleichbare Museen angeschaut haben und dabei zur Meinung gekommen sind, man sollte dieses wichtige kulturpolitische Projekt in der Stadt außer Streit und außer Diskussion stellen, was ja erfreulicherweise
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