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Gemeinderat, 45. Sitzung vom 18.11.2013, Wörtliches Protokoll  -  Seite 85 von 107

 

viele Einrichtungen zuständig ist und die Stadt sich etwas zu sehr darauf ausruht. Wir müssten hier auf Dauer mehr machen als jetzt. Also ich nehme zum Beispiel den WWTF. Der WWTF erhält bekanntlich die Mittel aus der alten AVZ-Stiftung, das heißt de facto Dividenden der UniCredit, und darüber hinaus Mittel, die die Stadt über StR Mailath-Pokorny hier zur Verfügung stellt, zum Beispiel zuletzt für das GKS-Programm, also eine spezielle Förderungsschiene im Bereich der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Aber neulich hatten wir eine Kuratoriumssitzung, wo wir den Bericht der Jury zur Kenntnis genommen haben, welche Projekte im Rahmen einer, glaube ich, drei, dreieinhalb Millionen-Ausschreibung, eines sogenannten Calls, gefördert werden sollen. Diesen Bericht haben wir wie immer zustimmend zur Kenntnis genommen. Aber darüber hinaus sagte die Jury: Folgende vier Projekte hätten wir auch gern gefördert gesehen. Für diese vier Projekte fehlte schlicht und ergreifend das Geld. Das wäre in einer Größenordnung von zwei, zweieinhalb Millionen Euro gewesen, Projekte, die jetzt nicht verwirklicht werden können, wo die Forschungskooperation auf diese Weise in Wien nicht gefördert werden kann, einfach deswegen, weil das Geld dafür nicht da war. Und das finde ich sehr, sehr schade und auf die Dauer nicht gut, weil wir müssen doch, wenn wir über die Forschungsförderung, Wissenschaftsförderung, Universitätsförderung in Wien nachdenken, Mittel und Wege finden, wie wir das machen, ohne dass der Bund, dem ich in dieser Beziehung jetzt das Schlechteste unterstelle, die Möglichkeit hat, im gleichen Rahmen sozusagen Mittel zu kürzen. Und das geht über den WWTF, den Wiener Wissenschafts- und Technologiefonds, ausgezeichnet. Ich wüsste nicht, wo der Bund korrespondierend Mittel kürzen könnte, nur weil Wien die Mittel des WWTF erhöht. Also mit fünf, zehn und einigen Millionen auch mehr würde hier sehr, sehr viel erreicht werden können, wo Wien auf Dauer profitieren könnte. Ich sage das auch deswegen, weil die Konkurrenz nicht schläft, die innerösterreichische genauso wenig wie die außerösterreichische.

 

Ich war letzte Woche einen Tag in Hagenberg in Oberösterreich, das ist ungefähr 25 km von Linz, wo es seit Jahren eine sehr interessante Konzentration von Forschungsinstituten der Uni Linz gibt, in diesem Fall Mathematik und Informatik, Software-Entwicklung, inzwischen auch eine Fachhochschule mit einschlägiger Ausbildung, ein Oberstufenrealgymnasium und die entsprechenden Firmen hauptsächlich im IKT-Bereich, also eine sehr schöne Konzentration von Sachen, die eben Forschung, Ausbildung und die Innovation in Firmen zusammenfassen, so wie das ja auch die Absicht des European Institute of Technology war und ist. Das funktioniert dort sehr gut, mit einer Einschränkung: Das Ambiente oder der Lifestyle oder wie immer man das nennen will, das Umfeld, ist nicht günstig. Hagenberg ist nur 25 km von Linz, aber man muss über die Autobahn und eine Straße fahren, Hagenberg selbst ist ein, na ja, Dorf ist jetzt vielleicht nicht der richtige Ausdruck, aber eine Kleingemeinde mit zwei- oder dreitausend Einwohnern. Diesen Nachteil hat Wien nicht. Wien insgesamt ist ein Campus erster Ordnung, wo der Lifestyle, das Ambiente, die Umgebung, ja von vornherein da ist. Das kann man sehr schön sehen, wie sich etwas Ähnliches wie in Hagenberg, nur viel, viel größer, in Wien im 3. Bezirk entwickelt hat, nämlich im Campus Vienna Biocenter mit allen diesen Forschungsinstituten, dem IMBA von der Akademie der Wissenschaften, dem IMP von Boehringer Ingelheim, der entsprechenden Fachhochschule und den vielen Firmen, vor allem im Life-Science-Bereich. Wenn ich mich recht erinnere, sind in Wien inzwischen 30 000, 40 000 Beschäftigte in diesem Sektor tätig. Also wir sind schon sehr gut, aber man muss aufpassen, dass wir nicht zurückfallen. Ich verwende solche Gelegenheiten immer gern, um darauf hinzuweisen: Was sind die größten Firmen in Wien? Da fällt uns ein Siemens, da fällt uns ein die Bank Austria beziehungsweise die UniCredit-Tochter Bank Austria, da fällt uns vielleicht der Billa-Handelsriese ein. Aber Siemens hat 6 000 Beschäftigte, die Bank Austria hat rund 7 000 oder etwas mehr, und allein die Universität Wien hat mehr als 9 000 Beschäftigte. Also wenn man das zusammennimmt, die Universitäten, die Fachhochschulen und die Privatuniversitäten in Wien, dann kommen wir auf etwas mehr als 30 0000 Köpfe, in Vollzeitäquivalenten sind das natürlich etwas weniger, und da sind jetzt nicht die Akademie dabei, die außeruniversitären Institute, und so weiter. Also allein schon vom jetzigen Arbeitsmarkt her haben wir hier einen sehr, sehr interessanten und in der Regel nicht schlecht zahlenden Bereich. Hier wird für den Arbeitsmarkt der Zukunft ausgebildet. StRin Brauner hat mit vollem Recht darauf hingewiesen, dass das Arbeitslosenrisiko mit wachsender Qualifikation fällt, und die mit tertiärer Ausbildung das geringste Risiko aufweisen, arbeitslos zu werden.

 

Ceterum censeo: Ich möchte alle diese Gelegenheiten, meine Position zu erklären, mit den Worten schließen: Das Fremdenrecht des Bundes ist extrem kontraproduktiv, was die Entwicklung der Forschung und Wissenschaft in Österreich betrifft. Diesen Sommer ist an der Modul-Universität oben am Kahlenberg wieder eine Berufung gescheitert. Der Betreffende, der ja nach einem langen, monatelangen Auswahlverfahren von der Modul-Universität vorgeschlagen wurde, zu Verhandlungen eingeladen wurde - man muss sich ja darüber im Klaren sein, wie viel Zeit, Energie und damit Geld hier in einzelne Personen investiert wird -, hatte halt das Pech, weißrussischer Staatsbürger zu sein und in England einschlägig zu forschen und zu arbeiten, sodass alles über die österreichische Botschaft in London abgewickelt werden musste. Eines Tages hat der Betreffende, wie man will, entweder die Nerven oder die Lust verloren. Wenn Sie zum x-ten Mal vorgeladen werden - Sie müssen ja physisch in die Botschaft hinfahren -, und dann fehlt dieses Dokument, dann fehlt jenes Dokument, dieses Dokument soll ins Deutsche übersetzt werden, und da fehlt noch die Beglaubigung, irgendwann reicht es Ihnen. Und das ist ja nur die Spitze des Eisberges. Überlegen Sie einmal, was passieren muss, damit jemand, sagen wir, ein Mathemati

 

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