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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 79

 

ich denke, die Zusatzfrage wird mir Gelegenheit geben, vielleicht die eine oder andere Information noch nachzuschießen.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Dann kommen wir zu den Zusatzfragen. Die 1. Zusatzfrage stellt Dr Aigner. – Bitte schön.

 

9.59.11

GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Schönen guten Morgen, Herr Stadtrat! Vielen Dank.

 

Ich meine, es sind ja noch einige Fragen offen geblieben. Sie haben ja selber gesagt, das detaillierte Konzept wird erst ausgearbeitet; und ich gehe davon aus, dass das auch im Rahmen des Gemeinderates in irgendeiner Weise vorgestellt wird. Respektive müssen vielleicht sogar Beschlüsse gefasst werden.

 

Erlauben sie mir daher, bevor ich zu meiner Frage komme, vielleicht noch eine kurze Bemerkung zu Ihren Ausführungen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die gemeinsame Schule im Bereich der Volksschule bereits verwirklicht ist; und man kann bei den Ergebnissen der Gesamtschule, Volksschule ja wirklich nicht davon sprechen, dass das ein Allheilmittel oder gar ein Erfolgsmodell ist, wenn man bei vier Jahren gemeinsamer Schule eigentlich die Basiskenntnisse erst mit Stütz- und Förderunterricht und Nachhilfe erreichen muss. Also ich weiß nicht, warum man sich davon verspricht, dass bei acht Jahren gemeinsamer Schule alles besser wird.

 

Weiters ist ja auch die Neue Mittelschule der teuerste Schultyp, den wir in Österreich haben, mit zusätzlichen Lehrerstunden, mit Teamteaching. Die Ergebnisse sind offenkundig so dramatisch, dass gleich der PISA-Test abgesagt wird, weil man sich das gar nicht vorrechnen lassen möchte.

 

Ich nehme aber erfreut zur Kenntnis, dass Sie sich als Bildungsstadtrat jetzt auch immer stärker in das operative Geschehen entsprechend einbringen. Es gibt natürlich da schon Möglichkeiten, dass Sie dieses sich Einbringen in das operative Bildungsgeschehen auch noch ausweiten. Da könnten wir auch im Bereich der Schulverwaltung sparen, ohne dass wir jemandem etwas wegnehmen.

 

Könnten Sie sich vorstellen, wenn Sie sich jetzt auch um die Nachhilfe kümmern, dass Sie auf Bitten des Herrn Bürgermeisters oder Landeshauptmannes auch als Präsident des Wiener Stadtschulrates die Hauptverantwortung im operativen Geschehen übernehmen? (Heiterkeit bei GRin Uta Meyer.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Christian Oxonitsch: Also da waren jetzt sehr viele Punkte angesprochen, wo es mir auf der Zunge liegt, dazu natürlich auch das eine oder andere zu bemerken.

 

Auf der einen Seite – und ich wiederhole mich, aber wie meine Vorgänger schon gesagt haben, Wiederholen sichert den Lernerfolg - muss man daran erinnern, dass das erfolgreiche Modell des Stütz- und Förderunterrichts im Bereich der Volksschulen unter Unterrichtsministerin Gehrer weggespart und die Stunden gekürzt wurden. Wir haben gesagt, eine Stunde zur Verfügung stellen, stellen wir seitens Wien rechnerisch noch einmal zwei Stunden zusätzlich zur Verfügung, die hier an den Volksschulen angeboten werden können, ein Modell, das sich gerade auch im Rahmen von differenziertem Unterricht, von mehr Individualisierung bewährt hat. Das ist einfach für Kinder notwendig, die weniger Unterstützung zum Beispiel vom Elternhaus haben und letztendlich auch weniger Unterstützung haben, weil sie mit weniger Büchern aufgewachsen sind. Auch im Rahmen einer gemeinsamen Schule ist Stütz- und Förderunterricht für spezielle Gruppen notwendig. Darüber braucht man doch überhaupt nicht zu diskutieren. Es ist ja eine pädagogische Binsenweisheit, dass Kinder mit unterschiedlichen Startvoraussetzungen in jede Form der gemeinsamen Schule einsteigen, und es ist Aufgabe des Bildungssystems, diese Unterschiede im Laufe einer Bildungslaufbahn auszugleichen und nicht zu verstärken. Das ist ja die Grundkritik am Bildungssystem.

 

In Wahrheit werden letztendlich Bildungsbiographien in der österreichischen Bildungslandschaft fortgeschrieben und nicht ausgeglichen. Das ist auch die wesentliche Grundkritik der OSZE, die wesentliche Grundkritik der Zukunftskommission gewesen, das ist die wesentliche Grundkritik der Kepler-Universität mit ihren vielen Bildungsstudien und so weiter, und so fort, auch vieler Experten seitens der ÖVP. Das österreichische Bildungssystem gleicht letztendlich soziale Unterschiede nicht aus, und das ist der ganz wesentliche Bereich. Da jetzt so zu tun, dass eine gemeinsame Schule keinen Förder- und Stützunterricht benötigen würde, ist ja völlig falsch. Sie braucht natürlich zusätzliche Möglichkeiten und sie braucht im Rahmen ihrer Möglichkeiten mehr Ressourcen für die Lehrerinnen und Lehrer, um auch Kinder, die mehr Schwierigkeiten haben, einen Teil, einen Bildungsinhalt letztendlich zu erfassen, mehr fördern zu können gegenüber jenen, die es eh nicht brauchen. Das ist ein ganz wesentlicher Bereich und deshalb ist Stütz- und Förderunterricht natürlich überall, auch in erfolgreichen Bildungssystemen, ein integraler Bestandteil. Das in Bezug zu PISA zu bringen und von PISA abzuleiten, die Neue Mittelschule hätte sich nicht bewährt, wo jeder weiß, es ist nicht einmal noch eine Generation durch die Neue Mittelschule und schon gar nicht durch die Wiener Mittelschule gegangen, das heißt, ein entsprechender Bildungserfolg der Wiener Mittelschule oder auch der Neuen Mittelschule, wo die Wiener ÖVP ja erfreulicherweise anerkennt, wie wesentlich die Wiener Mittelschule letztendlich einen Innovationsschritt darstellt, das kann sich klarerweise in PISA noch nicht abbilden (GR Mag Wolfgang Jung: Er kennt sich nicht aus!), wenn sie in der 8. Schulstufe getestet werden und die Kinder letztendlich erst zwei Jahrgänge in diesem Schultyp überhaupt durchlaufen haben. Also da wird ja sehr viel vermengt.

 

Aber zur konkreten Frage. Es hätte ja morgen diese Frage gegeben, aber ich glaube, die ist ja nicht zulässig. Man muss schon daran erinnern: Den Konnex, den Sie durchaus mit zwei Bundesländern herstellen, wo das ja der Fall ist, zum Beispiel Tirol oder Vorarlberg (GR Mag Wolfgang Jung: Ein anderer Schultyp!), da möchte ich schon daran erinnern, dass die Dimension von Tirol und

 

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