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Gemeinderat, 52. Sitzung vom 29.04.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 79

 

Der zweite Punkt: Ich weiß, das ist ein Bereich, wo Sie gern drüberwischen. Armutsbetroffenen steigt man gern drauf. Da geht es ums Betteln. Ja, im Amerlinghaus macht die Bettellobby Wien juristische Beratung. (GR Mag Wolfgang Jung: Die Bettler randalieren ja nicht!)

 

Da kommen Familien mit Alltagsproblemen, mit bürokratischen Problemen, mit Problemen der Kinder in der Schule, Alltagsproblemen, wie Sie sie haben und wie sie auch Bettler und Bettlerinnen haben. So etwas ist auch im Amerlinghaus möglich.

 

Dann gibt es Jugendliche, die es aus den unterschiedlichsten Gründen nicht schaffen, an anderen Institutionen, bei anderen Einrichtungen anzudocken, Jugendliche, die dort eine Möglichkeit erhalten, durch Alternativen, wie Bewegung, Tanz, Akrobatik, einen Zugang zu finden, eine Perspektive zu finden, denn gleichzeitig erhalten sie Unterstützung im Schulbereich. Auch das ist das Amerlinghaus.

 

Jetzt komme ich noch zu einem Punkt, der die Künstler und Künstlerinnen betrifft. Es gibt eine freie Kunst- und Kulturszene, und Wien ist sehr stolz darauf. (GR Mag Wolfgang: Ihr seid stolz darauf!) Es gibt Künstler und Künstlerinnen, die ihre Wurzeln im Amerlinghaus haben. Ich zähle Ihnen ein paar auf:

 

Eine Frau ist Tina Leisch. Sie wurde sehr oft als Drehbuchautorin ausgezeichnet. Auch sie hat ihre Wurzeln im Amerlinghaus.

 

Julia Rabinovic, bekannt unter anderem durch ihre Theatererfolge, auch Wurzeln im Amerlinghaus.

 

Dann haben wir Ibrahim Amir, bekannt durch seine Theaterstücke, ausgezeichnet mit dem Nestroypreis, Wurzeln im Amerlinghaus. Ob es Ihnen gefällt oder nicht.

 

Dann haben wir Seher Cakir, eine Autorin, jung, die jetzt wirklich schon über Wien, über Länder hinaus bekannt wird, auch ihre Wurzeln im Amerlinghaus. (GRin Uta Meyer: Was heißt Wurzeln?)

 

Halmat Haci Begavanovic, auch eine bekannte Autorin. - Die Liste ließe sich fortsetzen.

 

Was ich damit sagen will, ist, es gibt Künstler und Künstlerinnen, die das Amerlinghaus als Begegnungsort genützt haben und nach wie vor nützen, bekannte und nicht bekannte Künstler und Künstlerinnen. Es ist ein Ort, der Ihnen überhaupt nicht gefällt, das verstehe ich schon, aber es gibt ihn in der Stadt Wien, einen Ort, wo sich Initiativen treffen können, die wenig Geld haben. Tatsächlich gibt es Menschen, die wenig Geld haben und nicht ein tristes Leben, wie Frau GRin Leeb vorher theatralisch gesagt hat, führen. Das sind Menschen, die auch ein Recht auf Teilhabe haben. Für sie ist das Amerlinghaus genau so ein Ort. Und das ist gut so, meine sehr geehrten Damen und Herren!

 

Der nächste Punkt, weil es mich wahnsinnig ärgert, mit welcher Ignoranz und Präpotenz hier auch die ÖVP immer wieder argumentiert, wenn es um das Amerlinghaus geht: Ich habe bei einer Veranstaltung Heribert Steinbauer von der ÖVP kennen gelernt. Sie werden ihn hoffentlich kennen, Nationalrat, Generalsekretär. Er hat auch im 7. Bezirk begonnen, politisch aktiv zu werden, war dort Bezirksvorsteher-Stellvertreter. Er hat im Zuge einer Veranstaltung im 7. Bezirk über sein Leben, sein politisches Wirken erzählt. Er hat das mit unglaublichem Humor und Gelassenheit gemacht. Er ist dort vor allen mit Wertschätzung zum Amerlinghaus gestanden und hat eines gesagt, was sehr beachtlich war, im Grunde brauchen wir mehrere Amerlinghäuser in Wien, mehr Gelassenheit, meine sehr geehrten Damen und Herren! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ. - GR Armin Blind: Die Einzige, die nicht gelassen ist, sind Sie, Frau Hebein!)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als Nächster zum Wort gemeldet ist GR Nepp. Ich erteile ihm das Wort.

 

15.44.17

GR Dominik Nepp (Klub der Wiener Freiheitlichen)|: Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen und Herren!

 

Frau Kollegin Hebein, wenn Sie sagen, dass dort nur systemkritische Vereine tätig sind, dann muss ich Ihnen sagen, diese Vereine sind nicht systemkritisch, sie sind demokratiefeindlich, sie sind verfassungsfeindlich und so etwas hat in Wien nicht gefördert zu werden! (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)

 

Ich zähle Ihnen dann noch auf, welche Vereine dort alle tätig sind.

 

Aber, weil Sie das auch erwähnt haben, gab es bei diesem Verein im Kontrollamtsbericht nicht, wie Sie sagen, ein paar kleine Kritiken und das hat man dann ausgebessert, sondern dieser Verein wurde in diesem Kontrollamtsbericht zerlegt! Angefangen damit, die Frau Kollegin Leeb hat es schon erwähnt, dass man gedacht hat, als Antikapitalist kann man irgendwie kapitalistisch herumspielen. Das ist mächtig in die Hose gegangen. 70 000 EUR wurden investiert, 40 000 EUR sind herausgekommen. Das findet dort statt, Frau Kollegin Hebein! Man kann dieses Geld dort sicher anders verwenden. Ich gebe Ihnen später noch ein Beispiel, wofür.

 

Aber in diesem Kontrollamtsbericht stand noch viel mehr. Das Amerlinghaus oder dieser Kulturverein oder Unkulturverein, oder wie auch immer man das nennen will, hat das dann auch gemacht, weil wir immer gesagt haben, dass dort 50 000 Leute ein- und ausgehen, aber Mitglieder haben sie nicht so viele, weil früher in ihren Unterlagen ausgewiesen wurde, wie viel Mitgliedsbeiträge sie einnehmen. Ich kann es Ihnen sagen, für 50 000 Besucher wurden 250 EUR Mitgliedsbeiträge (GR Armin Blind: Im Jahr!) im Jahr eingenommen. Wenn man das hochrechnet, dass man eine Mitgliedsgebühr in einem Verein von durchschnittlich 25 EUR hat, hat dieser Verein also 10 Mitglieder. Neun davon sind im Vorstand. Das ist eine großartige Erfolgsbilanz, die dort anscheinend gelebt wird. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)

 

Der Kontrollamtsbericht hat auch bekrittelt, dass dort jährlich die Personalkosten steigen. Damals, 2006, 126 000 EUR bis 2009 153 000 EUR, et cetera. Das sind Steigerungen um bis zu 22 Prozent. Da kann man sagen, dass dort vielleicht auch der Umsatz hätte steigen können, aber der Umsatz ist für 22 Prozent Personalkosten genau um 3 Prozent gestiegen. Wenn man so in der Privatwirtschaft tätig sein würde, wäre man schon längst im Konkurs, aber zum Glück schießt die rot-grüne Stadtregierung dort immer mehr Geld hinein.

 

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