Gemeinderat, 55. Sitzung vom 25.06.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 8 von 94
Semester beginnt. Wie wollen Sie mit diesem Umstand umgehen, und welche Maßnahmen werden Sie setzen, damit diese Kinder auch einen Platz bekommen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Wie bereits in den ersten Ausführungen angesprochen, bietet sich durch diese neue allgemeine Förderrichtlinie zunächst einmal die Möglichkeit, auch private Träger in ein entsprechendes EDV-unterstütztes System einzubinden. Diese Möglichkeit hatten wir bisher nicht, weil wir auch die technischen Voraussetzungen bei vielen privaten Trägern nicht hatten, vor allem kleinere Träger stehen hier natürlich vor entsprechenden Herausforderungen, um sich in eine gemeinsame, Web-basierte Plattform einzubinden. Denn der wesentliche Grund für das Entstehen von Wartelisten ist ja der, dass viele Kinder auf den Listen stehen, und zwar nicht bei einem Träger, sondern bei mehreren Trägern, auch bei uns. Wir wissen, dass zwei Drittel der Kinder, die auf Wartelisten stehen, jeweils im folgenden September dann immer doch untergebracht sind. Denn es ruft in der Regel niemand an und ersucht, von der Liste gestrichen zu werden, weil er schon woanders einen Platz hat.
Daher geht es hier um die schrittweise Einführung, die ein großes Projekt für die nächsten Jahre sein wird, es geht immerhin um rund 1 700 entsprechende Bereiche und Schnittstellen, die erfasst werden müssen. Ich denke, dass dieses System – nämlich auch die Möglichkeit, sich nur bei einem oder maximal zwei Trägern anmelden zu können – hier tatsächlich Klarheit für die Träger schafft und dann die Wartelisten auch in ein entsprechendes Licht rückt. Denn tatsächlich ist es so, dass im jeweils laufenden Jahr letztlich niemand ohne Kindergartenplatz bleibt. Nicht immer im Wunschkindergarten, aber es gelingt uns dennoch alljährlich – trotz der diversen Gerüchte –, auf Grund des entsprechenden Angebots bei den Drei- bis Sechsjährigen, für die wir ja mehr Plätze als Kinder haben, alle auf einem Platz in einer qualitativ hochwertigen Bildungs- und Betreuungseinrichtung unterzubringen.
Ich denke, das ist der wesentliche Schritt, den es gilt, in den nächsten Jahren tatsächlich auch in Angriff zu nehmen. Eine Anregung, die wir durchaus auch seitens des Kontrollamts immer wieder bekommen. Aber Anregungen sind das eine, die entsprechende Umsetzung ist das andere, und mit dieser Förderrichtlinie verpflichten wir, sobald sie installiert ist, zunächst einmal alle Träger, an dieser Web-Plattform teilzunehmen. Es wird damit ein besseres Service für die Eltern geben, eine bessere Übersicht auch über das freie Platzangebot geben. Und damit kann das Ziel weiterverfolgt werden, dass Kinder tatsächlich, wenn es notwendig ist, in entsprechenden Bildungs- und Betreuungseinrichtungen unterkommen.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. – Die 2. Zusatzfrage stellt GR Ellensohn. – Bitte.
GR David Ellensohn (Grüner Klub im Rathaus): Herr Stadtrat!
Dass wir heute beschließen, den beitragsfreien Kindergarten zu verlängern, ist vor allem angesichts der Budgetsituation aller Kommunen großartig. Wir sind ja auch das einzige Bundesland, das sich das weiterhin leistet. Dazu kann man nur sagen, es ist fabelhaft, sensationell, dass wir das beibehalten können.
Jetzt gibt es natürlich trotzdem immer wieder noch zusätzliche Wünsche. Der erste Platz muss ja nicht nur verteidigt werden, sondern besser ist noch besser. Und es tauchen ja immer wieder viele Bereiche auf, wo es auch einen Bedarf gibt. Alle bilingualen Kindergärten sind natürlich überlaufen, klassischerweise jene wenige, die es für Deutsch und Englisch gibt, und die Nachfrage danach wäre wahrscheinlich nicht enden wollend. Jetzt wissen wir aber, dass es neben Englisch, dass sich viele wünschen, auch andere Muttersprachen gibt, in Wien vor allem BKS und Türkisch, und da sind wir noch nicht besonders weit gediehen, weder bei der Ausbildung der PädagogInnen noch beim bereits bestehenden Angebot.
Ich weiß schon, das kostet wieder Geld. Jetzt sind wir einmal dabei, die Plätze auszubauen, damit wir 106 Prozent Plätze für die Vier- bis Sechsjährigen haben. Das ist das nächste Sensationelle in diesem Bereich. – Sehr viele Punkte, für die man nur eine Eins plus geben kann. Aber bei der Bilingualität, glaube ich, haben wir noch Aufholbedarf. Was könnten denn die nächsten Schritte sein?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Christian Oxonitsch: Ich denke, dass hier gerade auch die vielen privaten Träger in der Stadt einerseits sehr genau den Bedarf kennen, andererseits auch immer wieder Möglichkeiten bieten, auch neue pädagogische Modelle entsprechend anzubieten, sei es im Bereich der Bilingualität, aber auch der unterschiedlichen pädagogischen Ansätze, von Montessori bis zu Freinet-Pädagogik und so weiter. Das heißt, wir fördern ja gerade auch über die Anschlussfinanzierung immer wieder sehr viele private Träger, die hier durchaus einen sehr guten Weg finden, letztendlich auch ein entsprechendes Angebot zu schaffen, wo es auch entsprechend Nachfrage gibt. Hier kann man also durchaus einen Bereich finden, von dem ich sage, da funktioniert auch der Markt ganz gut.
Erfreulicherweise haben wir ja auch in der Pädagogik den gesamten Bereich der Diversität mittlerweile sehr stark im Fokus, auch in der entsprechenden Ausbildung der PädagogInnen an unserer BAKIP, wo es immer wieder die Ermutigung gibt, dass sich auch Personen, die aus anderen Ländern nach Österreich kommen, für diesen Beruf interessieren. Insofern haben wir mittlerweile großes Know-how auch im Bereich der PädagogInnen. Ich denke, dass mit der Anschlussfinanzierung hier ein wesentlicher Beitrag geleistet wird, um Anregung zu geben, neue pädagogische Modelle auszuprobieren, auch im Bereich der Bilingualität etwas Neues zu tun.
Wir haben in Wien dafür eine wesentliche Grundlage mit dem Forschungskindergarten geschaffen – ein gemeinsames Projekt von Rot-Grün, lange bevor wir gemeinsam in der Koalition waren. Dieser Forschungskindergarten hat ganz wichtige Arbeit für den Bereich Spracherwerb, aber auch für die Bilingualität im Kinder
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