Gemeinderat, 60. Sitzung vom 26.11.2014, Wörtliches Protokoll - Seite 29 von 53
struktur zu geben, was gleichzeitig natürlich auch sehr positiv ist, weil das ein bisschen an den Standort Wien bindet.
Ich könnte Ihnen jetzt noch ganz viele andere Bereiche aufzählen, nämlich vom Campus Vienna Biocenter, wo wir mittlerweile im Life-Science-Bereich wirklich Weltspitze sind, oder auch vom Stiftungsinstitut der WU für Urban Management, das jetzt auch wieder fünfjährig neu beschlossen worden ist. Die Stadt nimmt ihre Verantwortung da in einem sehr hohen Ausmaß war, auch was die monetären Förderungen betrifft. (Beifall bei der SPÖ und von GR Senol Akkilic.)
Aber eine ebenso wichtige Förderung ist der dritte Bereich, nämlich die nichtmonetären Förderungen. Was gehört dazu? Dazu gehören Beratung, Service und Unterstützung für jene, die Unternehmen gründen wollen dazu, vor allem für jene, die mit neuen kreativen und innovativen Ideen kommen. Wien beziehungsweise die Wirtschaftsagentur hat einen Start-up-Schwerpunkt für das kommende Jahr ausgerufen. Wien ist mittlerweile auch wirklich zu einer Start-up-Hauptstadt geworden. Das Pioneers Festival, das erst vor Kurzem wieder stattgefunden hat, hat mittlerweile 2 500 TeilnehmerInnen, die Investoren und junge GründerInnen zusammenbringen, die Wettbewerbe durchführen und eine sehr positive Dynamik für die Stadt erzeugen.
Das heißt aber auch, Unternehmen beim Wachstum zu unterstützen, denn wir wollen ja nicht, dass die Ein-Mann-, Zwei-Mann oder Drei-Mann-Betriebe werden, sondern natürlich ist es wünschenswert, dass diese Unternehmen wachsen. Wenn sie größer werden, werden sie sich auch internationalisieren und auch international Erfolg haben.
Aber zu nichtmonetären Förderungen gehört auch so etwas wie innovative Beschaffung. Auch das ist ein ganz wesentlicher Faktor für die Stadt. Diese innovativen Produkte und Ideen, die es gibt, gilt es, für die Stadt auch zu nutzen. Die beste Förderung ist immer ein Produkt, das auch gekauft und verkauft wird.
Vernetzung, Veranstaltungen und Bewusstsein schaffen gehört dazu genauso wie Immobilien zur Verfügung zu stellen, Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, wie es in vielen Bereich passiert, sodass sich internationale Firmen hier ansiedeln und ihre Headquarters – oft nicht jene im Bereich der Produktion, aber vor allem jene im Forschungsbereich – hier in der Stadt behalten.
Ich weiß nicht, wieso Sie das immer schlechtreden müssen. Dass das funktioniert, sieht man ja, wenn man sich beispielsweise die Zahlen der Austrian Business Agency anschaut. Da steht Wien seit Jahren an der Spitze der Bundesländer in Österreich, mehr als die Hälfte aller Betriebsansiedelungen finden in Wien statt.
Den vierten Bereich, wo die Stadt beeinflussen, unterstützen kann, kann man unter dem Begriff weiche Standortfaktoren zusammenfassen. Dazu gehört die Lebensqualität. Das ist ein ganz wesentlicher Faktor bei der Frage, ob Menschen, auch hochqualifizierte Menschen, auch Menschen, die hier forschen, die hier arbeiten wollen, nach Wien kommen, ob sie ihre Familien mitbringen. Wie ist die Lebenssituation, der Lebensstandard? Ist die Stadt sicher? Ist die Umweltsituation positiv? Gibt es gute Schulen? Kann man sich hier wohlfühlen? Will ich meine Familie hierher mitbringen?
Es ist aber auch ein offenes gesellschaftliches Klima notwendig; denn wenn ich in eine Stadt ziehe, dann will ich nicht auf Grund meiner Hautfarbe, auf Grund meiner Sprache, auf Grund meines Aussehens in eine Situation kommen, wo ich das Gefühl habe, ich bin ein Außenseiter, ich gehöre hier nicht dazu, ich fühle mich hier einfach nicht willkommen. Das heißt, diese Frage der Willkommenskultur ist eine ganz wesentliche.
Eine weitere wesentliche Frage für die Menschen, die hier sind, ist jene der Nostrifikation von Qualifikation, die man sich in einem anderen Land erworben hat – wir haben sehr viele Menschen, die hierher gezogen sind, die unter ihrer Qualifikation arbeiten –: Kann ich diese Qualifikation hier nutzen? Werden meine Ausbildungen auch anerkannt?
Eine weitere wichtige Frage ist jene des kreativen Potenzials. Gibt es Ideen? Gibt es Offenheit gegenüber neuen und kreativen Ideen? Wie gehe ich mit Problemen um? Wie gehe ich mit aktuellen Themen um? Kann ich mich hier entfalten? Können sich diese Ideen in einer Stadt entfalten?
Diese weichen Standortfaktoren sind nicht zu unterschätzen. Und das ist natürlich nicht etwas, das man in Form einer monetären Förderung erledigen kann, sondern das ist etwas, das man leben muss. Dabei wird leider manchmal innerhalb dieses Hauses genau das Gegenteil praktiziert.
Das alles und diese Situation, in der Wien steht, was Forschung, Wissenschaft, Technologie und Innovation betrifft, ist eine positive. Das fällt nicht einfach so vom Himmel, sondern das ist Ergebnis einer wirklich langfristigen Politik. Denn schon in den 1990er Jahren hat Bgm Häupl damit begonnen, eine Vision von einer wissensbasierten Stadt zu haben, und diese ist seit diesen 1990er Jahren Schritt für Schritt umgesetzt worden.
Grund dafür war sicher die Öffnung des Eisernen Vorhangs, sodass es plötzlich relevant wurde, dass Lohnkosten in unmittelbarer Nähe viel niedriger waren als hier in Wien und in Österreich. Beispielsweise war im Jahr 1998 schon ein erster Technologieschwerpunkt mit dem Ziel, Wien als Kompetenzzentrum im zentral- und osteuropäischen Raum zu festigen.
Das waren Schwerpunkte in der Wirtschaftsförderung, die Gründung von ZIT und departure. Schon 2005 wurde das Ziel, Wien zu einer zentraleuropäischen Forschungshauptstadt zu machen, deutlich formuliert; außerdem kam man schon damals in den 2000er Jahren zu der Erkenntnis, dass es einfach eine Überlebensfrage im globalen Wettbewerb ist.
Das Ergebnis ist, dass 5 Prozent aller Beschäftigten in Forschung und Entwicklung arbeiten, dass 43 Prozent aller Forschungsausgaben in Österreich, in Wien passieren und dass wir eine Forschungsquote haben, die deutlich über dem österreichischen Schnitt liegt, nämlich mit 3,4 Prozent, wobei der Schnitt in Österreich 2,6 Prozent ist.
Und weil das etwas ist, was man nicht kurzfristig auf
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