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Gemeinderat, 61. Sitzung vom 19.12.2014, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 147

 

GR Mag Klaus Werner-Lobo (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Herr Stadtrat!

 

Ein ganz, ganz wesentlicher Teil von zukünftigen Gestaltungen ist ja auch die künstlerische Leistung von Kulturinstitutionen. Jetzt haben wir uns darauf geeinigt, nämlich ein wesentlicher Unterschied zu bisher, dass wir die nächste künftige Leitung als künstlerische Gesamtleitung ausschreiben wollen, was ja ein Unterschied zu jetzt ist, wo es eine kaufmännische Direktion gibt. Das bedeutet dann doch eine wesentliche Änderung. Jetzt gibt’s in Wien ja auch abseits der Vereinigten Bühnen eine sehr, sehr aktive, vielfältige, reichhaltige und erfolgreiche Musiktheaterszene. Es gibt wahnsinnig viele freie Musiker und Musikerinnen, Theatermenschen, und so weiter.

 

Gibt es Überlegungen, eine künftige Leitung auch damit zu beauftragen, diese reichhaltige, vielfältige Wiener Szene auch in die Programmierung der Vereinigten Bühnen mit einzubeziehen und sie daran teilhaben zu lassen?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!

 

Wir haben grundsätzlich die Politik, dass Leitungspositionen, insbesondere auch innerhalb der Unternehmungen, bei denen die Stadt Wien direkt oder indirekt eine Eigentümerrolle hat, ausgeschrieben werden, und so werden auch diese Funktionen turnusmäßig ausgeschrieben. Ich halte es bei diesen Ausschreibungen genauso wie bei allen anderen Ausschreibungen, die ich in der Vergangenheit, der ferneren und auch in der jüngeren Vergangenheit, durchzuführen hatte, so, dass selbstverständlich ausgeschrieben wird. Gleichzeitig steht es natürlich auch in meiner Verantwortung, mich auch persönlich umzuhorchen, umzuschauen und die entsprechenden Gespräche zu führen. Aber der eigentliche Ausschreibungsprozess ist wie immer ein transparenter. Und ja, die Vereinigten Bühnen haben selbstverständlich auch den kulturpolitischen Auftrag, einerseits von den Inhalten her, was die Themenstellungen, die Sachthemen anbelangt, dort, wo es möglich ist, wo es sinnvoll erscheint, auch einen möglichst starken lokalen Bezug herzustellen. Aber natürlich sind Musicals, das wissen wir, aber durchaus auch Opern, das lässt sich ja nicht von oben dekretieren, welche Inhalte wir vorzugeben haben, dessen ungeachtet ein kulturpolitischer Auftrag. Es wäre wahrscheinlich jede künstlerische Leitung eines Betriebes in Wien angesichts der Vielfalt und der Kreativität dessen, was die Kulturszene vorweisen kann, schlecht beraten, darauf nicht zurückzugreifen.

 

Ich sag aber auch dazu, es ist jetzt nicht primär meine Aufgabe als Kulturpolitiker, Inhalte vorzugeben oder gar in Inhalte einzugreifen. Das halte ich für schlecht, das würde ich auch nicht tun. Aber die kulturpolitischen Vorgaben dessen, was sich der Subventionsgeber kulturpolitisch vorstellt, wird man machen, die gab es auch, die gibt es und die wird es auch in Zukunft geben.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die nächste Zusatzfrage stellt GR Mag Ebinger, bitte schön.

 

9.45.09

GR Mag Gerald Ebinger (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Also ich habe jetzt auch zur Kenntnis genommen, es wurde ein Zukunftskonzept vorgelegt. Der Opposition wurde das nicht zur Kenntnis gebracht. Wir haben ja auch noch im Juni eine Dringliche Anfrage an Sie gestellt, wo wir das unter anderem thematisiert haben. Da war auch weit und breit noch nichts von einem Zukunftskonzept zu hören. Wie auch immer, dieses Zukunftskonzept wird sowieso nicht umgesetzt, weil es jetzt ja wieder eine Neuausrichtung gibt. Was aber übrig bleibt, ist, wir haben praktisch dieses Jahr wieder 42 Millionen Steuergelder in die Vereinigten Bühnen stecken müssen statt 37 wie davor. Und wir haben eine Situation, dass die Sänger und Tänzer größtenteils in prekären Dienstverhältnissen sind. Wenn der Sommer dazwischen ist, da kriegen‘s zwei, da wird nichts gezahlt, also mit Kettenverträgen. Wir haben die Situation, dass das Orchester seit Jahren nicht mehr nachbesetzt wird, dass man gewisse Stücke, was die Streicher betrifft, gar nicht mehr spielen könnte. Wir haben die Situation, dass die Technik seit 2005 um 95 Leute reduziert wurde. Wir haben aber gleichzeitig eine Verwaltung über dem Ganzen drüber und ein Management. Wir haben im Rechnungshofbericht gelesen, dass immer Prämien ausgeschüttet werden, ohne dass man uns gesagt hat, wofür die Prämien sind. Meiner Ansicht nach haben Prämien auch was mit einem wirtschaftlichen Erfolg zu tun, den man aber nicht sehen kann, wenn wir um 5 Millionen mehr Zuschuss geben müssen als früher.

 

Deswegen meine ganz konkrete Frage: Wurden oder werden für das Jahr 2014 an das Management und die Verwaltung Prämien ausgeschüttet?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Herr Stadtrat.

 

Amtsf StR Dr Andreas Mailath-Pokorny: Sehr geehrter Herr Gemeinderat!

 

Zunächst einmal grundsätzlich: Ich weiß schon, das ist ein wunderbares Thema, vermeintlich ein wunderbares Thema, dass Sie die Vereinigten Bühnen seit Jahren versuchen, schlechtzureden. Ich versuche Ihnen zu erklären – (Heiterkeit bei FPÖ und ÖVP.) na ja, da brauchen‘S jetzt gar nicht sehr maliziös lächeln -, die Vereinigten Bühnen sind einer der größten Theaterkonzerne überhaupt, mit einem großartigen Erfolg. Zeigen Sie mir die Theaterbetriebe, die mit 95 und teilweise höherer Auslastungszahl arbeiten und einen derart hohen Eigeneinnahmeanteil haben! Es gibt kaum welche! Ich kann Ihnen die Statistiken zeigen, die sagen wahrscheinlich mehr aus als sehr viel anderes mehr, was die Sitzplatzsubvention anbelangt. Die Sitzplatzsubvention ist zum Beispiel in Bundesländerbühnen um ein Vielfaches höher als jene der Vereinigten Bühnen. Die Vereinigten Bühnen haben ein Publikum, das in die Hunderttausende geht. Die haben momentan riesigen Erfolg, auch zusätzlich noch in Asien, in Paris, und wo immer sie auch auftreten. Woher Ihre Meinung kommt, dass die Vereinigten Bühnen schlecht verwaltet sind, dass das ein Unternehmen ist, das schlecht läuft, das man sanieren muss, kann ich nicht nachvollziehen. Ja, es haben Theater Aufs und Abs, das liegt in der Natur eines künstlerischen Betriebs. Gott sei Dank kann man künstlerischen Erfolg nicht programmieren. Das wäre eine unendlich langweilige Welt, wenn man

 

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