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Gemeinderat, 3. Sitzung vom 16.12.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 99

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als nächste Rednerin ist Frau GRin Bluma zu Wort gemeldet. Ich erteile es ihr.

 

11.02.46

GRin Susanne Bluma (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Erlauben Sie mir bitte, dass ich mein Sprechtempo etwas beschleunige, denn ich möchte doch nicht nur meine Ausführungen Ihnen hier zu Gehör bringen, sondern auch ein bisschen auf meine Vorrednerin und Vorredner replizieren. Als Erstes gleich an die Adresse der Kollegin Meinl-Reisinger: Wenn Sie hier dem Kollegen Neumayer vorwerfen, dass er Allgemeinplätze aus dem Regierungsübereinkommen zitiert, dann möchte ich Ihnen sagen, dass das erst einmal nicht charmant ist, wenn jemand hier seine erste Rede hält. Zweitens ist das Regierungsübereinkommen unser Arbeitsprogramm. Zitate daraus werden Sie sich auch in den nächsten fünf Jahren gefallen lassen müssen, und wir werden nicht nur daraus zitieren, wir werden auch danach arbeiten! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Kultur vermittelt ideale Werte und Ideen, und Kultur ist Lebensqualität. Ich möchte mich ganz besonders dem Thema der Kultur in den Stadtentwicklungsgebieten und in den Außenbezirken widmen, ich hab das ja bereits vor einer Woche im Zuge meines Beitrags zur Budgetdebatte gemacht. Ich habe das große Glück, nicht nur in der Stadtentwicklung tätig sein zu dürfen, sondern auch in der Kultur, vereine quasi in meiner Person selber diese zwei Themenbereiche.

 

Wenn wir neue Stadtteile entwickeln, dann ist es unabdingbar, dass wir Kultur mitdenken, und, meine sehr geehrten Damen und Herren, wir tun das selbstverständlich auch. Ich habe vorige Woche an dieser Stelle von einer Initiative im Sonnwendviertel berichtet, vom Ensemble21. Das ist ein Ensemble, bestehend aus jungen Schauspielerinnen und Schauspielern, die qualitätsvolles Theater nicht in einem Gebäudetheater machen, sondern an verschiedenen Stätten in Stadtentwicklungsgebieten, zum Beispiel in einem Gemeinschaftsraum im Sonnwendviertel. Das ist eine bewundernswerte Initiative.

 

Die Menschen brauchen kulturelle Treffpunkte, sie brauchen Orte der Begegnung, sie brauchen Orte des Miteinanders. Und wie man am Beispiel des Sonnwendviertels sieht, braucht ein Theater nicht eine Theateraufführung, nicht zwingend ein Theater, sondern eben nur eine Bühne; eine Ausstellung braucht nicht unbedingt ein Museum. Und in den Außenbezirken generell, vor allem auch dort, wo das kulturelle Angebot immer noch dünn ist – ja das ist so, mir persönlich ist es zu dünn –, wollen wir die kulturelle Infrastruktur aufbauen.

 

Ad Seestadt – Kollege Aichinger, ja, ich sehe Sie –, nur ein paar Schlagworte: Kultursommer, Seestadt-Theater, SeestadtChor, SeestadtSalon, SeestadtKino. Ich habe jetzt nicht die Zeit, das weiter auszuführen; wir können das aber sehr gerne machen und über die Kulturinitiativen sprechen, die in der Seestadt gesetzt wurden, bevor noch die Menschen dort wirklich ihre Wohnungen bezogen haben.

 

Wir brauchen kulturelle Nahversorgung, das Stichwort ist Nahversorgung. Ich persönlich halte Nahversorgung übrigens in jedem Lebensbereich für wünschenswert und gut. Es bringt Lebensqualität, wenn der Theaterbesuch im Grätzl erfolgen kann, wenn wir Konzertbesuche ohne lange Anfahrtswege haben, wenn wir Vernissagen beispielsweise in Bezirksmuseen abhalten. Bezirksmuseen sind mir persönlich sehr wichtig. Die gibt es auch in den Außenbezirken, die machen eine gute Arbeit, aber nichts ist so gut, dass es nicht verbessert werden kann.

 

Mir ist eine Verbesserung der Arbeit im Bezirksmuseum auch deshalb so wichtig, weil das Bezirksmuseum für viele Kinder das erste Museum ist, das sie besuchen. Schulklassen besuchen das Bezirksmuseum, dort werden die Kinder das erste Mal mit der Institution Museum konfrontiert, und das kann einen bleibenden Eindruck hinterlassen. (GR Dominik Nepp: Nur gehen die Besucherzahlen zurück!) Das heißt, das kann mitentscheiden, ob ein Mensch als Erwachsener gern in ein Museum geht oder nicht. Deshalb alle Kraft und viel Investitionen künftig in die Bezirksmuseen – die ja von freiwilligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getragen werden, das muss man an dieser Stelle auch einmal sehr lobend erwähnen!

 

Wir haben in den Außenbezirken auch Volkshochschulen, wir haben Büchereien, wir haben SeniorInneneinrichtungen. Diese Bildungs- und Begegnungseinrichtungen gehören vernetzt und das Angebot, das es dort bereits gibt, gehört den Menschen besser kommuniziert.

 

Kollege Ulm, Sie haben über die Bezirksfestwochen gesprochen. Sie meinen „Wir sind Wien“, so heißen die Bezirksfestwochen nämlich bereits seit Jahren. Es steht nirgends geschrieben, dass man im Zuge der Aktion „Wir sind Wien“ nur an einem Tag im Bezirk kulturell aktiv sein kann. Ich möchte Ihnen auch erklären, warum es ein Tag ist. Dieser eine Tag dient dazu, dass Bewohnerinnen und Bewohner der anderen Bezirke die Möglichkeit haben, in den Bezirk, zum Beispiel am 21. Juni, nach Floridsdorf zu fahren und zu schauen, was dort an diesem Tag geballt los ist. Das ist der Sinn.

 

Ich möchte auch etwas über die Oppositionspolitikerin und den Oppositionspolitiker sagen. Dabei möchte ich den Kollegen Ebinger ausdrücklich ausnehmen – nicht weil ich ihm politisch schaden möchte, sondern weil er sich mit Kultur wirklich beschäftigt und auskennt. Bei den anderen konstatiere ich, dass sie sich in der Sache nicht gut auskennen, dass sie sich mit der Kultur in dieser Stadt zu wenig beschäftigen. Das war aus den heutigen Wortmeldungen ganz klar herauszulesen.

 

Ganz zum Schluss: Kollegin Meinl-Reisinger! Eine urbane Stadt? Fragezeichen, Fragezeichen, Fragezeichen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Aktuelle Stunde ist beendet.

 

11.09.40Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 12, 19, 21, 23, 30, 34, 39, 41 bis 44, 46, 47, 49-55, 57 bis 60, 62 bis 64, 66, 69 bis 71, 74, 76, 78, 80 und 82 gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben.

 

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