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Gemeinderat, 63. Sitzung vom 20.02.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 11 von 68

 

schen – am Arbeitsplatz, in der Schule, im öffentlichen Raum – Diskriminierung auf Grund dessen erfahren, dass sie lesbisch, schwul oder transgender leben. Das Ziel ist es natürlich, dass man in dieser Stadt so leben und lieben kann, wie man möchte, dass man nicht an seiner sexuellen Orientierung gemessen wird und dass Letztere den Menschen auf gar keinen Fall in ihrem Leben im Weg stehen soll.

 

Menschen, die in der LGBTIQ-Community leben, haben Diskriminierungserfahrungen, die zum Teil wirklich haarsträubend sind. Wenn man sich die FRAU-Studie anschaut und sieht, wo es überall Diskriminierungen gibt und wie schwer es diese Menschen haben, dann ist meiner Meinung nach eine solche Studie deshalb wichtig, weil wir wirklich genau auf diese Gruppe fokussieren und schauen, wo es dort Diskriminierungen gibt, denn dann können wir einerseits entsprechend rechtlich und gesetzlich, aber andererseits auch gesellschaftspolitisch handeln. Insofern hat die Charta auch in diesem Bereich sehr wohl natürlich wiederum eine entsprechende Relevanz.

 

Insofern war es uns auch nicht genug, nur Statistiken abzufragen oder Fragebögen auszuwerten, sondern wir wollen die Erkenntnisse aus den Statistiken, aus den Analysen der FRAU-Studie und aus den eingesendeten Fragebögen noch einmal in Fokusgruppen vertiefen, um genau zu sehen, wo es denn Probleme im Zusammenleben gibt und wo die Menschen Diskriminierung aus ihrer Sicht in einem persönlich hohen Ausmaß erfahren.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die nächste Zusatzfrage stellt GRin Dr Kickert. – Bitte.

 

9.54.33

GRin Dr Jennifer Kickert (Grüner Klub im Rathaus): Guten Morgen, Frau Stadträtin.

 

Sie haben gerade eine Vielzahl von Tätigkeiten und Initiativen der Stadt Wien im LGBTIQ-Bereich erwähnt. Im rot-grünen Regierungsübereinkommen haben wir das Paket für Vielfalt und Akzeptanz vereinbart. Wie schaut denn der Stand der Umsetzung bei dieser Initiative aus?

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Frau Stadträtin

 

Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Das Paket für Vielfalt und Akzeptanz, das wir uns vor fünf Jahren als Arbeitsschwerpunkt für diese Legislaturperiode gemeinsam sozusagen einfallen lassen haben, soll ja auch in den unterschiedlichsten Bereichen wirken, ob jetzt im Bereich der Ausbildung oder der Beratung et cetera.

 

Aber auch im Hinblick auf dieses Paket war uns klar, dass wir uns einiges noch einmal anschauen müssen. Denn auch wenn wir alle Landesgesetze diskriminierungsfrei gemacht und in allen Landesgesetzen eine Gleichstellung erreicht haben, wissen wir doch, dass im Leben der einzelnen Frau/des einzelnen Mannes, die queer leben, trotz allem Diskriminierung vorhanden ist. Und das soll nicht quasi so diffus abgehandelt werden, dass man sagt, dass zum Beispiel so und so viel Prozent am Arbeitsplatz diskriminiert werden et cetera, sondern wir wollen wirklich gerne wissen, wie denn die Diskriminierung am Arbeitsplatz tatsächlich aussieht. Wir wissen nämlich auch, dass Diskriminierungen sich entlang der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen auch verändern und sozusagen neue Gesichter bekommen und neue Strukturen erfassen.

 

Daher gibt es jetzt einmal diese Studie. Aber abgesehen davon, dass wir mit dieser Studie bis zum Sommer fertig werden, also noch in dieser Legislaturperiode, haben wir natürlich das Paket betreffend Inhalte mittlerweile zur Gänze umgesetzt.

 

Ich habe mir das jetzt angeschaut: Darin war die Ausbildung enthalten. Wir haben jetzt in allen Bereichen, von der Kindergartenausbildung bis zur Hochschulausbildung, Workshops, Pilotseminare und Sensibilisierungsseminare entwickelt und auch schon durchgeführt. Wir haben Schulmaterialien erstellt, und zwar auch anhand eines sehr erfolgreichen Projektes, das wir im Zusammenhang mit unserem sogenannten temporären Homo-Mahnmal durchgeführt haben. Wir haben ein LehrerInnennetzwerk gegründet. Wir haben heute ja auch schon von Herrn StR Oxonitsch gehört, dass es immer eine sehr große Herausforderung ist, wenn Kinder von Radikalisierung oder von Diskriminierung betroffen sind, und zwar natürlich für die Eltern, aber auch für die Lehrkräfte. Deswegen ist dieses LehrerInnennetzwerk so wichtig.

 

Wir haben im Pflegebereich MitarbeiterInnen geschult. Wir haben im Transgender-Bereich wirklich ganz neue Maßstäbe gesetzt, angefangen von der Personenstandsänderung, also eher etwas Rechtlichem, bis hin zu einem sehr guten Info-Angebot für Transgender-Personen. Diesbezüglich sind wir wirklich europaweit beachtet worden.

 

Wir haben unter dem Titel der „Amtlichen Buntmachung“ einen queeren Kleinprojektetopf eingeführt, in dessen Rahmen es viele innovative Ideen zur Förderung gegeben hat. Mittlerweile sind es schon 100 Projekte

 

Wir haben uns auch international sehr engagiert. Ich habe vorher schon die Frage zum diesbezüglichen Netzwerk beantwortet. Wir konnten mit dem Rainbow-Cities-Netzwerk sehr gute Kontakte knüpfen. Wir haben uns international bei Projekten im Kosovo engagiert, haben an der Budapest Pride teilgenommen und auch russische Aktivistinnen und Aktivisten nach Wien geholt. Außerdem haben wir uns in Wien sehr erfolgreich dafür eingesetzt, dass Regenbogenfamilien auch adoptieren dürfen.

 

Ich glaube, insgesamt kann man sagen, dass dieses Paket für Vielfalt und Akzeptanz ein sehr umfassendes und tolles Paket ist, das wir gemeinsam erfolgreich abgearbeitet haben.

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich danke. Die letzte Zusatzfrage stellt GR Blind. – Bitte schön.

 

9.58.58

GR Armin Blind (Klub der Wiener Freiheitlichen): Ich komme jetzt zum zweiten angekündigten Bereich, den ich schon erwähnt habe. Den ersten haben Sie jetzt leider nicht wirklich beantwortet, nämlich welche Erfahrungen es gibt. Daher sind wir auf die Ergebnisse dieser Studie, gerade was auch den öffentlichen Bereich betrifft, durchaus sehr gespannt!

 

Etwas ist mir aufgefallen. Die Studie trägt den Titel „Queer in Wien“. – Ich habe mich da jetzt ein bisschen schlau gemacht. Es gibt einen Unterschied zwischen

 

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