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Gemeinderat, 64. Sitzung vom 13.03.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 35

 

zur Welt, frühgeboren, und hat noch dazu einen Leistenbruch. Jetzt ist ja die Mutter sowieso schon schwerstens unter Stress, und was passiert, weil man das ja operieren muss? Wartezeit auf diese OP bitte zwei bis drei Monate! Jetzt muss man sich vorstellen, was die Mutter, die ja sowieso schon unter Stress steht, weil sie ja dieses frühgeborene Kind hat, die zwei, drei Monate da mitmacht! Ich glaube, man ist sich ja gar nicht bewusst, was hier Patienten durch ihre Arbeitszeitverkürzungen mitmachen, die Sie mehr oder weniger intern noch einmal kürzen wollen, diese ganzen Ärzte und diese ganzen Kapazitäten. (GR Kurt Wagner: Das hat es ja damals noch gar nicht gegeben! Also was sagst du da?) Ja drum, na, das ist ja richtig, dass ich das sage! Und da wollt ihr noch 382 kürzen, obwohl ihr überhaupt gar keine OPs jetzt schon bereit habt! Es gibt ja keine OPs mehr, es gibt ja nur Verschiebungen, Frau Stadträtin!

 

Ich gebe dann noch ein zweites Beispiel: Eine Dame leidet an einem bösartigen Tumor im Ohr, einem sogenannten Cholesteatom. Dieser Tumor sollte, wie viele wissen, natürlich sofort einmal operiert werden, weil das mehr als lebensbedrohlich ist. Diese Dame bekommt frühestens im September einen OP-Termin! Und da kommst du mir jetzt und sagst, es sind genug Kapazitäten da? Der sollte ja (GR Kurt Wagner: Ich werde dir schon alles sagen! Ich werde dir die Wahrheit sagen und nicht Märchen!) am nächsten Tag schon operiert werden und das ist das Problem, was wir derzeit auch in Wien haben!

 

Wenn man sich dann anschaut, was in diesem Papier jetzt noch für Ideen geboren worden sind, also von Interpunktation: Rettungszufahrten sollen verringert werden. Na, wie soll denn das funktionieren? Ihre Experten, Frau Stadträtin, meinen, der Ärztefunkdienst soll das jetzt übernehmen. Ja, aber bitte, was kann der abdecken? Der kann maximal einen Bezirk in Wien abdecken, wenn es hoch hergeht, der ist doch seit Jahren chronisch unterbesetzt! Da kann nichts passieren! Und das alles am Rücken der Patienten!

 

Zum Beispiel gibt es ja dann noch diesen dramatischen Vorfall, wo man zwei KAV-Spitäler angefahren hat und ein junger Mann dann noch 45 Minuten quer durch Wien transportiert worden ist, weil nirgendwo eine Kapazität frei war. Er ist dann daran gestorben! Das sind Ihre Kapazitäten, wo wir ja eh genug Ärzte haben, meine Damen und Herren! Da würde ich einmal sagen, Frau Stadträtin, da sollten Sie sich einmal genau überlegen, was Sie hier in Zukunft in Wien mit Ihrer Gesundheitsversorgung machen wollen.

 

Oder Ambulanzzeiten, das steht ja auch im Papier drinnen: Die Ambulanzzeiten sollen verlängert werden. Sehr gute Idee, da bin ich auch dafür. Aber wie soll das ohne Personalaufstockung funktionieren? Die Ärzte, die für die verlängerten Ambulanzzeiten herangezogen werden, fehlen natürlich dann in den Nachtdiensten, denn bekanntlich dürfen die Ärzte nur 40 bis 48 Stunden arbeiten.

 

Oder Schreibkräfte. Wir prangern schon seit Jahren an, dass Schreibkräfte fehlen und sich die Ärzte mit administrativen Tätigkeiten beschäftigen müssen. Für diese Tätigkeiten wurden in der Vergangenheit halt immer mehr Turnusärzte herangezogen und jetzt haben wir keine Turnusärzte mehr, es ist ja keiner mehr da! Die Wartelisten sind leer! Und jetzt sollen das dann vielleicht noch die Ärzte übernehmen, weil wir ja keine Schreibkräfte haben? Aber Ärzte werden wir in Zukunft auch nicht haben! Also wer soll das alles übernehmen? (GR Kurt Wagner: Ach, haben wir auch keine Schreibkräfte?) Jetzt kündigen sogar schon die Ärzte! Seit dieses neue Arbeitszeitgesetz am Tisch ist, gibt es schon unzählige Ärzte, die sagen, sie machen dieses System mit Ihnen nicht mehr mit, die kündigen schon. Was werden Sie dann machen? Dann werden Sie wahrscheinlich bald viele Abteilungen in Wien schließen müssen, meine Damen und Herren!

 

Und wenn man sich das Sicherheitsproblem in den Krankenhäusern ansieht, so glaube ich, ich brauche Ihnen jetzt nicht einige Beispiele aufzählen. Es ist an der Tagesordnung, dass es jeden Tag Angriffe auf Pfleger, auf Schwestern, auf Ärzte gibt. Was haben Sie im Wilhelminenspital gemacht? Dort haben Sie eine riesen Tafel aufgehängt, wo draufsteht, dass tätliche Angriffe, Drohungen und Beschimpfungen gegen das Personal, aber auch gegen Patienten, ausnahmslos der Polizei zur Anzeige gebracht werden. Das sind Ihre Sicherheitsvorkehrungen, die Sie den Ärzten, Pflegern und Personal halt zukommen lassen, meine Damen und Herren! Jetzt ist es halt leider an der Tagesordnung, dass oft nicht nur Pfleger und Schwestern attackiert werden, es werden ja wie schon im AKH Kabeln von radikalen Patienten aus den Wänden gerissen. Also ich glaube, hier sollten Sie einmal nachdenken, dass man doch mehr Sicherheitspersonal einstellen sollte.

 

Frau Stadträtin, zu Ihren Punktationen möchte ich schon einiges sagen: Sie wollen eine Auslagerung von den Ambulanzen im niedergelassenen Bereich. Ich sage Ihnen, das wird nicht funktionieren, da es viel zu wenige Kassenstellen bei der steigenden Bevölkerung gibt. Das habe ich eingangs schon erwähnt. Es gibt 25 000 bis 30 000 Zuwanderer in Wien. Das wird so einfach nicht funktionieren, wie Sie sich das ohne Kassenverträge vorstellen, und so weiter.

 

Aufwertung der Notfallaufnahmen steht auch in Ihrem Papier drinnen. Ich sage Ihnen, das geht nicht. Es gibt keine Ärzteverfügungsstellen. Ein Notfallmediziner aus Floridsdorf ist Ihnen gerade jetzt abgesprungen, den gibt es dort nicht mehr. Dort gibt es keine Bettenkapazität und weder eine Bewerbung noch sonst etwas für den Notfallmediziner.

 

Dann wollen Sie eine Ausweitung des Funkdienstes. Na, wie wollen Sie denn das schaffen? Glauben Sie, dass um 37 EUR brutto ein Arzt die ganze Nacht einen Hausbesuch um den anderen macht? Das funktioniert ja wieder nicht, Frau Stadträtin!

 

Oder: Übernahme zusätzlicher Tätigkeiten durch das Pflegepersonal. Wie wollen Sie denn das schaffen? Wir haben ja jetzt schon viel zu wenige Pfleger! Das wird so nicht funktionieren, Frau Stadträtin! Ich weiß nicht, wer Ihnen solche Konzepte schreibt, aber das sind ja reali

 

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