Gemeinderat, 68. Sitzung vom 29.06.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 140
die aktuelle Wirtschaftskrise auch eine Krise der Stimmungslage ist. Ich bitte Sie sehr ernsthaft: Tragen Sie nicht zu einer Verschlechterung durch billige Falschmeldungen bei! Damit schaden Sie der Wiener Wirtschaft! Sondern rechnen Sie anhand des Rechnungsabschlusses schlicht und einfach nach. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Dass der Wirtschaftsstandort attraktiv ist und dass wir gut dastehen, zeigt die Ansiedlungsbilanz. Wir konnten im abgelaufenen Jahr unter schwierigen Bedingungen sogar einen Rekord erzielen. 159 Neuansiedlungen 2014 bedeuten das beste Ergebnis seit Bestehen der internationalen Aktivitäten der Wirtschaftsagentur. Diese Ansiedlungen bringen Wien fast 1 000 Arbeitsplätze und Investitionen von 244 Millionen EUR. Ein Beispiel, das größte: Der deutsche Rechenzentrenspezialist e-shelter hat hier in Wien 140 Millionen investiert. Ich habe die Eröffnung besucht und war von dem Unternehmen begeistert. Aber noch mehr freut mich, dass das Unternehmen von Wien begeistert ist. Und e-shelter sagte auch, was auf viele andere Unternehmungen zutrifft: Dass die Entscheidung auf Wien gefallen ist, liegt an den hochqualifizierten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen, auf die die Betriebe zurückgreifen können, an der top ausgebauten Infrastruktur vom Flughafen über den öffentlichen Nahverkehr bis zum Hafen, an der Sicherheit für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, aber auch an der Lebensqualität, die es in dieser Stadt gibt. Dass die Unternehmensvertretung sowohl die tolle Unterstützung der Wirtschaftsagentur als auch die rasche und unbürokratische Unterstützung der Stadt bei ihrer Eröffnungsrede gelobt hat, freut mich besonders. „Das hervorragende Service der Stadt Wien bei der Ansiedlung künftiger Niederlassungen wird Benchmark sein.“, meinte der Chef von e-shelter bei der Eröffnung. Dieses Unternehmen hat hier am Standort Wien immerhin 140 Millionen EUR investiert.
Sehr geehrte Damen und Herren! Wien steht in Konkurrenz mit anderen Regionen und damit meine ich nicht die anderen Bundesländer, sondern die gesamte Ostregion steht in Konkurrenz mit internationalen Wirtschaftsregionen. Wir sind erfolgreich durch die hohe Qualität der Produkte und Dienstleistungen. Daher muss es Ziel einer erfolgreichen Wirtschaftspolitik sein, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Wettbewerbsfähigkeit der Stadt sichern und gleichzeitig die soziale Dimension nicht vernachlässigen. In Wien hat sich eines deutlich gezeigt: Wettbewerbsfähigkeit und soziale Verantwortung sind kein Widerspruch, im Gegenteil. Diese Kombination stellt einen wesentlichen Standortvorteil unserer Stadt dar, denn für den Standort braucht es optimale Rahmenbedingungen, qualifizierte Arbeitskräfte, hohe ökologische Standards, Sicherheit und Antwort auf soziale Fragen. Unsere Wirtschaftspolitik funktioniert daher nicht nach dem Gießkannenprinzip, sondern unterliegt ganz konkreten Strategien in den verschiedenen Bereichen des Ressorts. Sie sollten Ihnen bekannt sein: Die FTI-Strategie zum entscheidenden Thema Forschung, Technologie, Innovation. Das Standardabkommen mit der Industriellenvereinigung. Der Qualifikationsplan Wien 2020. Die Tourismusstrategie und eine Vielzahl von Förderrichtlinien. Die darin enthaltenen Prinzipien habe ich nun in Leitlinien der Wiener Wirtschaftspolitik zusammengefasst. Sie sollen den Rahmen für die wirtschaftspolitische Ausrichtung der Stadt Wien geben. Dabei geht es um künftiges Wirtschaftswachstum, aber auch um eine gerechte Verteilung von Einkommen, Wohlstand, Bildung und Arbeit. Wir wollen die Unternehmen hier stärken, aber auch weitere anziehen, denn es ist für den Wirtschaftsstandort entscheidend, die Entwicklung der Zukunft aktiv mitzugestalten. Damit sichern und schaffen wir gute Arbeitsplätze für die Zukunft. Wir gestalten die Strukturen, wir haben einen Plan und wir schaffen die Chancen für die Menschen und die Unternehmungen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Das schönste Kompliment, die schönste Herausforderung und die spannendste Aufgabe ist für uns alle die wachsende Stadt. Eine große Herausforderung, aber wir stellen uns ihr. Wien wächst und das ist sehr dynamisch. Wir rechnen mit einem jährlichen Bevölkerungsplus von durchschnittlich 25 000 EinwohnerInnen. Wien wird voraussichtlich 2029 2 Millionen Einwohner und Einwohnerinnen haben. Durch dieses Wachstum ist Wien inzwischen die siebentgrößte Stadt der EU. Wir haben Budapest, Warschau und Hamburg überholt. Es ist auch so, dass Wien mittlerweile die zweitgrößte Stadt im deutschsprachigen Raum ist. Das ist jetzt keine statistische Spielerei, sondern hat Bedeutung. Wien ist damit wieder eine Metropole im Herzen Europas mit einer entsprechenden Dynamik beim Bevölkerungswachstum und bei der internationalen Wahrnehmung.
Bekannt ist, dass Wien die lebenswerteste Stadt der Welt ist. Wir sind aber auch eine der innovativsten Städte der Welt. Wir sind zum Beispiel auf Platz 6 weltweit bei den Städten für Start-ups. Und wir sind, und das sei jenen ins Stammbuch geschrieben, die sich immer, aus welchen Gründen auch immer, über die Mercer-Studie ein bisschen lustig machen, in der Studie von UN-Habitat - immerhin die Städteorganisation der Vereinten Nationen - zur prosperierendsten Stadt der Welt gekürt worden, sehr geehrte Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Und was für Wien auch entscheidend ist, aber die wenigsten wissen: Wien ist mittlerweile das jüngste Bundesland. Auch das ist eine große Herausforderung und gleichzeitig eine große Chance, die wir im Gegensatz zu anderen Städten haben, wo es Abwanderung gibt, die Alten vereinsamen und ganze Regionen veröden. Wir investieren in all jene Bereiche, die die Menschen brauchen, die Lebensqualität zu erhalten und auszubauen. Wir sorgen mit unseren Angeboten in der Stadt für die Chancen von allen Menschen, jung und alt, hier geboren oder zugezogen, Frauen und Männer. Wir investieren in Forschung und Entwicklung in der wachsenden Stadt. Wir bauen Wohnungen für die wachsende Stadt. Wien ist die Konjunkturlokomotive im heimischen Wohnbau. Im Jahr 2014 wurden für die Errichtung von rund 8 000 neuen Wohnungen und Heimplätzen im Rahmen der Landesförderung zirka 304 Millionen EUR zugesichert.
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