Gemeinderat, 68. Sitzung vom 29.06.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 104 von 140
im Internet anschauen, und so weiter, und sofort. Dann werden wir gleich ORF III einen Brief schreiben, die SPÖ will das vielleicht nicht mehr, weil Internet ohnehin reicht.
Ich sage, es sollte unsere demokratische Pflicht sein, dass so viele Menschen wie möglich erfahren, was in diesem gesamten politischen Ablauf, in diesen politischen Prozessen passiert. Aber anscheinend wehren Sie sich dagegen.
Dennoch gebe ich Ihnen die letzte Chance in dieser Legislaturperiode, diesem Antrag zuzustimmen und bringe den Beschlussantrag ein: „Der zuständige Stadtrat der Geschäftsgruppe Bildung, Jugend, Information und Sport beziehungsweise die zuständigen Stellen des Magistrats der Stadt Wien mögen umgehend mit Rundfunkanstalten Kontakt aufnehmen und jene Maßnahmen veranlassen, die es ermöglichen, dass sowohl die Sitzungen des Gemeinderats als auch jene des Landtags live im Fernsehen übertragen werden.“ Auch hier wird in formeller Sicht die sofortige Abstimmung verlangt. (Beifall bei der FPÖ.)
Abschließend darf ich noch sagen, es ist gut, dass der 11. Oktober kommt, es ist gut für die Wiener, dass der 11. Oktober kommt, denn diese Verschwendung der Steuergelder an SPÖ-nahe Vereine wird ein Ende haben. Wir werden das wieder in kontrollierte Wege lenken, indem wir wieder den Magistrat beauftragen, weil dort objektive Beamte sitzen und nicht reine SPÖ-Funktionäre, wie es bis jetzt ist. Das Gute am 11. Oktober ist, dass auch Sie, Herr StR Oxonitsch, endlich politische Geschichte sein werden. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Dipl-Ing Martin Margulies: Zu Wort gemeldet ist GR Dr Aigner.
GR Dr Wolfgang Aigner (Klubungebundener Mandatar): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Meine Damen und Herren!
Wir sind zeitlich schon recht weit vorgerückt. Ich möchte einmal ein bisserl unorthodox beginnen. Fünf Jahre sitze ich jetzt im Bildungsausschuss und ich muss sagen, auch wenn ich mit dem Herrn Stadtrat natürlich ideologisch in vielen Dingen nicht einer Meinung bin, so sind eigentlich das Klima in unserem Ausschuss und die gegenseitige Begegnung immer durchaus angenehm. Ich schätze auch den Herrn Stadtrat dafür, dass er ein Fachmann in seinem Gebiet ist, dass er weiß, wovon er spricht. Da macht die politische Auseinandersetzung umso größeren Spaß.
Es ist auch so, dass einem nicht mit Boshaftigkeit begegnet wird, wenn man nicht einer Meinung ist. Das sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber nicht immer.
Nichtsdestotrotz muss ich natürlich doch ein paar Dinge aus meiner Sicht darstellen. Wir haben ja schon über Bildung gesprochen – zu den GRÜNEN rede ich in dieser Hinsicht gar nicht so sehr –, aber ich appelliere an die SPÖ, sich im Bildungsthema nicht nur auf organisatorische Fragen zu versteifen und so zu tun, als ob all unsere Bildungsprobleme schwuppdiwupp verschwinden würden, wenn wir eine gemeinsame Schule einführen. Schauen Sie sich die Volksschule an, sie ist eine gemeinsame Schule, da gibt es keinerlei Differenzierung, und die Ergebnisse des Lesetests und der Bildungsstandard sind jetzt nicht so, dass das ein Erfolgsmodell ist, das man unbedingt über 14 oder bis 18 hinaus weiterverfolgen sollte.
Ich habe Ihnen heute auch schon gesagt, Deutschland ist ein Live-Experiment, es gibt Bundesländer, die ein differenziertes Schulsystem haben, so wie Österreich, und es gibt Bundesländer, die eine Gesamtschule haben. Schauen Sie sich die Zahlen an, ganz neutral betrachtet – der Vergleich wird Sie sicher machen. Es ist nicht die Schulorganisation, es sind die Inhalte, die in der Schule eine große Rolle spielen.
Bei allem Verständnis und bei aller Wertschätzung, nicht alles, was man im Leben macht, muss Spaß bereiten – ich weiß jetzt nicht, wie viele von Ihnen, die da sitzen, jetzt sagen, es ist jetzt gerade so lustig und es macht so viel Spaß –, wenn, dann sollte es Freude bereiten. Lernen bereitet nicht immer und überall Freude. Gerade bei jungen Menschen ist es wichtig, dass man ihnen gewisse Vorgaben macht, dass man ihnen auch zeigt, auch wenn sie es akut und aktuell nicht verstehen, warum es wichtig ist und dass es trotzdem gut ist, wenn man gewisse Dinge lernt. Wir können nicht ganz Österreich nach der Waldorf-Methode unterrichten, da lernt man eben das, wonach einem gerade ist. Das ist für manche vielleicht das Richtige, aber ich darf sagen als jemand, der selbst studiert hat, es haben mir viele Dinge im Studium auch akut keinen übertriebenen Spaß gemacht, und im Nachhinein habe ich mir dann oft gedacht, hätte ich mich nur mit gewissen Dingen intensiver beschäftigt. So billig und so selbstredend geht es dann später eben nicht mehr.
Schule soll grundsätzlich Freude machen, die Schüler sollen gerne in die Schule gehen. Auch die Lehrer sollen gerne in die Schule gehen, das ist auch wichtig. Wenn man nur angefressene Lehrer hat, die von den Rahmenbedingungen demotiviert werden, ist es auch nicht gut. Aber es kann nicht nur darum gehen, zu sagen, was mir gerade Freude macht, das mache ich, und was mir keine Freude macht, das mache ich nicht.
Ja, es ist toll – zur Frau Kollegin Wurzer auch gesprochen –, wenn die neuen Medien Eingang finden, aber ich unterrichte in einer HTL, dort haben mittlerweile alle einen Laptop, und diese neuen Medien bereiten schon auch sehr, sehr viele Schwierigkeiten. Wir haben gerade in der Schule eine intensive Debatte darüber, was wir mit all den Smartphones machen. Sollen wir sie verbieten, sollen wir sie absammeln? Jetzt nicht nur bei den Schularbeiten und bei den Tests, sondern es zeigt sich, dass das Smartphone ständig auf dem Tisch liegt, dass ständig daran herumgenestelt wird, dass der Laptop ständig eingeschaltet ist und dass die Schüler ständig im Wireless LAN sind. Die Kommunikation schaut so aus: Man schaut in 25 aufgeklappte Laptops und wenn man jemanden anspricht, dann heißt es: „Können Sie die Frage bitte wiederholen, ich war gerade im Facebook und habe meinen Account aktualisiert.“
Die neuen Medien sind wichtig, es ist auch gut, dass sich die Jungen gut damit auskennen – darum beneide ich sie persönlich, denn wir Älteren müssen das nach
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