Gemeinderat, 68. Sitzung vom 30.06.2015, Wörtliches Protokoll - Seite 30 von 90
nisches Signal in ökologischer Bauweise brauchen wir gar nicht reden. Das kommt irgendwann vielleicht, wenn es kommt, jetzt warten wir einmal auf den Architekten. Aber in Wirklichkeit hätte man das vielleicht auch kürzer machen können.
Ich erlaube mir auch, weil das zuerst gesagt wurde, auf den Gerald Matt einzugehen. Das ist nicht unbedingt ein Freund von uns, obwohl er seine Karriere, glaube ich, in der früheren FPÖ begonnen hat und dann zur StRin Pasterk gegangen ist. Jetzt schreibt er, oder er schrieb im „Heute“ von kunstfeindlichen grünen Spießern und Veränderungsgegnern: „Wie das geht, zeigen uns Städte wie Paris und London, die mit spannender, zeitgenössischer Architektur wie der Louvre-Pyramide und der Tate Modern oder gerade neulich mit dem grandiosen Neubau der Foundation Vuitton des Stararchitekten Frank Gehry architektonische Maßstäbe gesetzt haben. Ignoranz, Angst, Schönreden und politisches Herumlavieren sind dagegen kein Zukunftskonzept.“
Jetzt haben wir uns auch für den Verbleib des Wien Museums am Karlsplatz ausgesprochen, aber nicht, weil wir gegen ein architektonisches Signal sind, sondern weil die Wahlmöglichkeiten, die man uns als Opposition gegeben hat, sehr eingeschränkt waren. Einerseits, es geht vom Karlsplatz weg, nur was ist dann? Es ist jetzt schon eine kulturelle Öde, wo die Karlskirche drei Mal oder doppelt so viele Besucher hat wie das Wien Museum. Was folgt dann danach? Der ganze Platz gehört belebt und die Alternative, die man uns als Opposition, als wir eingebunden waren, geboten hat, war der Hauptbahnhof. Hinter dem Erste Campus, da ist nichts mit einem architektonischen Signal, das sieht man nur – das habe ich schon 100 Mal gesagt –, wenn man mit dem Hund im Schweizer Garten spazieren geht, sonst sieht man das von nirgendwo. Dafür braucht man sich keine Mühe zu geben. Wichtig wären architektonische Signale bei kulturellen Bauten in den neuen Siedlungsgebieten, in Aspern, auf der Platte. Da wäre es wichtig, Zeichen zu setzen, nicht Hochhäuser rund um den Ring – was mit dem UNESCO-Weltkulturerbe nicht in Einklang zu bringen ist –, sondern dort, wo sich sozusagen neue Stadtteile entwickeln, braucht es kulturelle Zentren. Da fehlt es unserer Meinung nach.
Auch was das Mitspracherecht der Opposition betrifft, möchte ich mich dem nicht mehr anwesenden Bernhard Dworak anschließen, die Kultur hat hier echte Verfallserscheinungen, das muss man wirklich sagen. Wir haben gestern Mittag einen Wissenschaftsbericht bekommen, mit 391 Seiten, und einen Kunst- und Kultur- und Frauenkulturbericht mit 307 Seiten. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin nicht bereit, mir das von gestern Mittag auf heute anzuschauen. Ich habe es auf meinem Platz liegen, ich habe nicht hineingeschaut, weil ich es als eine Verhöhnung der Opposition empfinde, dass man uns das am Tag des Rechnungsabschlusses gibt. Das geht auch ein oder zwei Wochen früher, wenn man das will, und es liegt sicher nicht an den Beamten. Denn mir kann keiner sagen, dass das gerade so fertig wird, dass es immer gerade zum Rechnungsabschluss kommt, das geht auch eine Woche früher. Da steckt eine politische Absicht dahinter, das ist das Verwerfliche. Man will überhaupt nicht, dass hier irgendjemand mitspricht oder irgendeine seriös fundierte Meinung äußern kann, denn wenn man sich neben der anderen Debatte 700 Seiten anschauen soll, ist das nicht seriös und nicht fundiert. (Beifall bei der FPÖ.)
Ein wesentliches Thema des Stillstandes sind die Vereinigten Bühnen. Ein großes Problemkind, bei dem es immer geheißen hat, die sollen vielleicht doch weniger Subvention bekommen. In Wirklichkeit funktioniert das in Wien so: Es ist keine Umverteilung von oben nach unten, sondern von unten nach oben, die Kleinen bekommen weniger, die großen Tanker mehr.
Ich möchte in diesem Zusammenhang daran erinnern, dass es ja so diverse politische Unwörter gibt. In der Steiermark ist es „Reformpartnerschaft“ – das ist jetzt ein bisschen negativ behaftet –, in der Wiener Kulturpolitik ist es die „fundamentale Neuausrichtung der Vereinigten Bühnen“.
2008 hat es in einer OTS geheißen, dass mit der Neuausrichtung der Vereinigten Bühnen seit dem Mozartjahr 2006 das Unternehmen für die Zukunft mit Vielfalt gerüstet ist. Der Herr Holding-Direktor Hanke hat zur Ernennung von Mag Drozda 2008 gesagt, seine zentrale Aufgabe werde es sein: „die Vereinigten Bühnen Wien als einen großen Musiktheaterkonzern der Stadt Wien zu positionieren und eine Dachmarke zu schaffen, in der das Musical und die Oper als Teil eines größeren Ganzen gleichberechtigt dargestellt werden. Eine strategische Öffentlichkeitsarbeit, wirkungsvolle Maßnahmen im Bereich des Customer Relationship Management zählen genauso zu den Hauptaufgaben wie die verstärkte internationale Vermarktung von Produktionen und der Ausbau der Eigenfinanzierung durch ein effektives Kosten- und Ertragsmanagement.“
Geblieben ist davon eigentlich nicht wirklich viel: Die Eigenproduktionen unter Klausnitzer und Weck gibt es ja seit der Intendanz Zechner nicht mehr, das heißt, die damit verbundenen Tantiemen wurden laufend weniger. Kurzzeitig haben wir die Subvention senken können, um sie nunmehr wieder zu erhöhen. Ich weiß natürlich, wie schwer das alles ist. Ich erinnere immer wieder an den berühmten Artikel in „Der Standard“ von den Kultursprechern von SPÖ und GRÜNEN, die eine fundamentale Neuausrichtung der Musical-Sparte verlangen und dem Herrn Intendanten Drozda ein Zukunftskonzept aufgetragen haben, das eine Subventionssenkung ab 2016 ermöglicht.
Auf dieses Zukunftskonzept will ich jetzt nicht zu lange eingehen, obwohl ich ja eigentlich 40 Minuten Redezeit habe und eine moralische Verantwortung sehe, auch für die beiden nicht anwesenden Kultursprecher zu sprechen. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich möchte nur daran erinnern, da gab es das Projekt, dass ein Privater am Hauptbahnhof eine große Musical-Halle baut, die man dann vielleicht kostendeckend führen kann. Es gab ein Projekt, dass man – je nach politischer Richtung, ich würde das befürworten – das Raimund Theater zu einem Operettentheater macht, wo durchaus die Touristen hingehen, denn Wien ist
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