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Gemeinderat, 70. Sitzung vom 23.09.2015, Wörtliches Protokoll  -  Seite 63 von 94

 

re auch mit Vorträgen über den sozialen Wohnbau in Wien begonnen. Wenn man sich mit Büchern wie „House In The Poor“ und so beschäftigt, war das eine großartige Leistung. Es ist halt nur langsam verkrustet. Es ist historisch. Das ist das Problem! Das ist das, was wir kritisieren. Wenn man so lange an der Macht ist, dann verkrusten die Dinge einfach.

 

Jemand, der für mich sozusagen noch die klassische alte Sozialdemokratie symbolisiert, ist die Dritte Landtagspräsidentin. Ich hoffe, ich mache jetzt keinen Fehler, weil sie erst nach mir redet. Aber mit ihr verbindet mich zwar jetzt nicht grundsätzlich in der Kultur, aber dafür in der Gesundheit doch eine langjährige Zusammenarbeit. Nicht nur ich, sondern, glaube ich, wir alle haben sie immer geschätzt, immer respektiert. Sie war sozusagen immer mütterlich, aber auch streng. Ich kann mich an viele Ausschussreisen und Sozialkonferenzen erinnern, wo sie immer als Delegationsleiter genau eingeteilt hat, wer was zu machen hat. Keiner hat sich zu widersprechen getraut, ohne jede Polemik oder irgendetwas. Es war eine natürliche Autorität. Für die Zusammenarbeit, liebe Marianne, will ich dir auch im Namen meiner Fraktion herzlich danken! Wir wünschen dir auch alles Gute! Ich hoffe und bin sicher, dass wir uns - du wirst weitere Funktionen haben - in diesem oder einem anderen Gremium weiterhin sehen. Also, alles Gute für deine jetzt kommende Abschiedsrede! - Danke schön. (Beifall bei der FPÖ und von GR Dr Wolfgang Aigner.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Eigentlich habe ich es heute total leicht. Ihr gebt euch das Wort weiter. Wir haben noch acht Minuten Zeit. (GRin Marianne Klicka: Das geht sich aus!) Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Klicka. - Bitte schön.

 

15.52.29

GRin Marianne Klicka (Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin! Meine Damen und Herren!

 

Herzlichen Dank für die Worterteilung!

 

Kommen wir zuerst zum Akt und nehmen wir unsere Arbeit ernst, so wie wir es immer tun und getan haben und ich vor allem 21 Jahre lang. Ich denke, es steht außer Streit, dass die sozialdemokratische Kommunalpolitik dieser Jahre 1919 bis 1934 den Grundstein für die Entwicklung unserer Stadt zur Metropole gelegt hat und damals schon der Grundstein für den einzigartigen Wohnbau, der heute noch als wirklich vorbildhaft in ganz Europa angesehen wird, bis hin zu den Reformen im sozialen, Gesundheits- und Bildungsbereich gelegt wurde. Es ist richtig, Gerald, das ist eine historische Ausstellung. Jetzt ist es bald 100 Jahre her. Bis 2019 haben wir nicht mehr sehr lange.

 

Ich frage mich, lieber Herr Kollege Dworak, bei jedem anderen Museum stellen wir auch nicht den Anspruch, das Parteibuch vorher zu sehen, um nachschauen zu können, wie die Kuratoren dort ticken, welcher Partei sie angehören oder welcher Partei die Vereinsobmänner angehören. Dafür, dass StR Rieder allen bekannt ist und man weiß, welcher Partei man ihn zuordnen kann, kann sicherlich auch nicht der Vorwurf erhoben werden, dass diese Subvention eine Parteisubvention sei. Diesen Vorwurf, Herr Kollege Dworak, weise ich strikt zurück! (Beifall bei der SPÖ.)

 

Sie wissen ganz genau, dass die Mittel für die Sammlung aufgewendet werden, genauso wie für die Sonderausstellungen, die jährlich angeboten werden und jedes Jahr eine große Zahl von interessierten Zuschauern und Zuhörern gewinnen können. Außerdem glaube ich, dass die Unterbringung der Sammlung Rotes Wien gerade am richtigen Ort ist, nämlich im Karl-Marx-Hof, der schon ein Teil dieser Ausstellung ist. Denn dieses Gebäude dokumentiert den Gemeindebau. Dort wird das Leben aus dieser Zeit dokumentiert.

 

Der soziale Wohnbau war damals und ist in Zukunft ein Meilenstein für soziale Innovation, die wir auch in Zukunft weiterführen werden. Daher ersuche ich um Zustimmung zu diesem Geschäftsstück. (Beifall bei der SPÖ.)

 

Aber, wie gesagt, zum Abschluss meines heutigen letzten Redebeitrages, und es waren sehr viele in den letzten 21 Jahren, die ich dem Gemeinderat und Landtag angehören durfte, erlaube ich mir auch noch, kurz eine persönliche Bilanz zu ziehen. Als zweite Tochter eines Tischlers bei der Bundesbahn war es damals nicht selbstverständlich, die Matura abzulegen. Die Kosten für die Schulen, für die AHS und für die Schulbücher waren sehr hoch. So wurde damals schon der Grundstock meines Fleißes gelegt. Denn ein Vorzug im Zeugnis machte es mir in der Oberstufe jährlich möglich, ein Stipendium der Arbeiterkammer im Wert von 5 000 Schilling zu erhalten. Das war damals relativ viel Geld. Damals wurde mir bewusst, dass Bildung der Schlüssel zum Erfolg ist. Als Lehrerin und Schuldirektorin durfte ich über 40 Jahre lang auch Kinder und Familien auf diesem Weg begleiten. Mit dem beruflichen Lebenswerk wollte ich auch den Frauen Mut machen und tue es immer noch. Ich wollte Vorbild für sie sein. Denn ich wünsche allen Frauen eine große Portion Kompetenz, Selbstvertrauen und Durchsetzungsvermögen, die wir in der heutigen Männerwelt in vielen Bereichen noch immer nötig haben. Schon als Studentin konnte ich im Sozialdemokratischen Lehrerverein an den Lehrplänen für Vorschulerziehung, Englisch und koedukative Werkerziehung an den Volksschulen mitwirken und mich auch für den Aufbau von Ganztagsvolksschulen als Lehrerin und Schuldirektorin bis 1994 einsetzen. Danach, als ich in die Politik ging, war ich noch immer bis zu meiner Pensionierung vier Stunden als Begleitlehrerin an einer Volksschule tätig, um die Nähe zu den Familien und den Kindern nicht zu verlieren.

 

Als Mandatarin dieses Hauses konnte ich viele erfolgreiche und wichtige Prozesse begleiten und unterstützen. Getrieben haben mich oft die Neugierde und die Wissbegierde. Frei nach Maxim Gorki war die Wissenschaft Nahrung für meinen Verstand, Kunst und Kultur, vor allem die Musik, Nahrung für die Seele. Das traf sich gut, denn so konnte ich meine Kräfte all die Jahre für die Bereiche Gesundheit und Soziales, Kultur und Wissenschaft einsetzen.

 

Wenn ich hier heute zum letzten Mal stehe, habe ich mir überlegt, was ich empfinde: Einerseits ein bisschen

 

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