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Gemeinderat, 6. Sitzung vom 30.03.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 7 von 80

 

sie Flüchtlingskinder sind oder Kinder sind, die mit ihren Eltern hierher zugewandert sind. Die sind einmal auf jeden Fall Zielgruppe von „Sowieso Mehr!“.

 

Was wir aber tun wollten – und das haben wir bei all unseren Maßnahmen im Integrationsbereich, auch bei „Start Wien“ gemacht, ist, dass wir unser Angebot im Integrationsbereich öffnen. Wir wollten es sozusagen nicht ausschließen, dass Kinder mit deutscher Muttersprache auch dieses wirklich sehr erfolgreiche Projekt in Anspruch nehmen können. Wir wissen, wir haben natürlich auch sehr viele Kinder mit Deutsch als Muttersprache, die gerade in der Lesekompetenz zum Beispiel sehr stark hinterherhinken. Diese profitieren genauso wie die Kinder mit Migrationshintergrund von dieser Maßnahme. Also es schließt das eine das andere nicht aus. Wir haben nur bei den Kindern mit Deutsch als Muttersprache gesagt – das sehen wir an den Beurteilungen –, wenn sie schlecht abschneiden, dass sie eben in diese Maßnahme gehen. Mein Sohn zum Beispiel war in einer öffentlichen Volksschule, in der es in den ersten paar Jahren gar keine Benotung gab, sondern er hatte ein Pensenbuch. Aber aus diesem Pensenbuch konnte man gut herauslesen, was das Kind kann, ob das Kind gut in Deutsch ist, ob es Defizite gibt. Es ist mit der Schule sehr gut geregelt worden, dass eben Kinder, die nicht so gut abgeschnitten haben, einen Zugang zu „Sowieso Mehr!“ bekommen haben, denn die Anmeldung zu „Sowieso Mehr!“ läuft über die Schulen.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 3. Zusatzfrage wird von Frau GRin Mag. El-Nagashi gestellt.

 

9.26.09

GRin Mag. Faika El-Nagashi (GRÜNE): Guten Morgen, Frau Stadträtin!

 

Das ist ein sehr schönes und sehr wichtiges Projekt. Und das Projekt „Sowieso“ beziehungsweise „Sowieso Mehr!“ richtet sich ja bereits seit 2009 in Wien speziell an Schülerinnen und Schüler mit schlechten Deutschnoten beziehungsweise schlechten Deutschbeurteilungen.

 

Meine Frage ist: Welche Erfahrungen wurden seit dem mit dem Projekt gemacht beziehungsweise insbesondere welche Erfolge konnten erzielt werden?

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Frau Stadträtin.

 

Amtsf. StRin Sandra Frauenberger: Erstens: 7.000 Kinder, zweitens: 100-prozentige Auslastung. Ich kann mich noch gut erinnern, als wir das 2009 das erste Mal gemacht haben, hatten wir natürlich sehr viel Arbeit, damit an den Schulen das Projekt bekannt wird, et cetera. Wir sind extra noch zusätzlich in Schulen gefahren, haben dort versucht, mit den Direktionen zu sprechen, auch Werbung für dieses Projekt zu machen. Wir haben am Anfang diese Projekte so durchgeführt, dass wir zum Beispiel direkt gleich am Sportplatz den Deutschunterricht gemacht, dann zu Mittag gegessen und anschließend Sport betrieben haben. Da haben wir dann gesagt, das ist uns ein bisschen zu wenig. Wir möchten das schon gerne auch für die Kinder, so im Sinne von lernen und sich auch einstellen können, an den Schulen machen. Jetzt haben wir umgestellt: Eben am Vormittag in der Schule, wie gesagt, schon auch mit SozialpädagogInnen, keine Frage, aber eben auch mit Lehrkräften, um Deutsch zu lernen, eingeteilt in den Gruppen, und am Nachmittag dann eben dieses Programm.

 

Dieses ganze Projekt hat auch eine Projektevaluierung. Dabei befragen wir sowohl die Lehrkräfte als auch die Eltern und die Schülerinnen und Schüler selbst. Aber wir befragen qualitativ und quantitativ zusätzlich auch die SozialpädagogInnen, da deren Erfahrungen für uns natürlich ganz wichtig sind. Wir befragen auch die Menschen, die dort mit den Kindern im Sport- und Freizeitbereich arbeiten, die Sport- und FreizeitpädagogInnen. Was man sagen kann – und das ist, denke ich mir, sehr schön –, ist, dass im Jahr 2015 in der Projektbewertung 83 Prozent der Kinder, und ich finde, das ist ja in Wirklichkeit unser wesentlichster Gradmesser, dem Projekt die Note „Sehr gut“ gegeben haben. Die Kinder durften ein Projekt entsprechend bewerten, und 84 Prozent der Kinder haben für sich selbst gesagt, dass sie durch dieses Projekt das Gefühl haben, dass sie ihr Deutsch sehr gut verbessern konnten. Jetzt kann man sagen, okay, Kinder haben den Eindruck gehabt, sie konnten ihr Deutsch verbessern, aber wir haben, wie gesagt, die SprachtrainerInnen auch nach der Lernmotivation der Kinder gefragt, und da haben die Lehrerinnen und Lehrer das so beurteilt, dass sie gesagt haben, aus ihrer Sicht konnten 93 Prozent der Kinder durch die Maßnahme „Sowieso Mehr!“ einen hohen Lernerfolg erzielen.

 

Mit diesen Ergebnissen haben wir mit den Lehrerinnen und Lehrern gesprochen, und diese haben es natürlich sehr unterstützt, dass wir das auch für Flüchtlingskinder aufstocken. Warum? Weil sie eben auch sagen, die Kinder sind unglaublich schnell. Ich habe mich davon jetzt selbst überzeugen können, ich war erst vor Kurzem in zwei Volksschulen, wo Kinder in „Neu in Wien“-Kursen drinnen waren. Diese Kinder haben sich innerhalb von fünf Wochen, also wirklich sehr schnell, erarbeitet, dass sie ganz viele Bezeichnungen, Wörter konnten, einfache Texte lesen konnten. Es wäre natürlich, und das kennt man ja von den eigenen Kindern, sehr schade, wenn diese dann im Juni Schulschluss haben und das nächste Mal erst wieder im Herbst in dieses Deutschlernen und Deutschsprechen kommen.

 

Das heißt, es ist auch von den Lehrerinnen und Lehrern, die jetzt unsere neuen Wien-Maßnahmen begleiten, sehr, sehr goutiert worden. Ich denke, wichtig ist – und das ist ein wesentlicher Faktor –, am Vormittag Unterricht zu haben und am Nachmittag dann noch einmal mit vielen verschiedenen Kindern weiter Deutsch zu sprechen und Spaß zu haben, denn es sind ja auch Ferien. Das bringt die Kinder weiter. Dieses pädagogische Konzept ist sowohl von den Eltern als auch von den Kindern, aber natürlich auch von den Lehrenden, egal, in welchen Bereichen, die ich heute beschrieben habe, eben sehr, sehr positiv beschrieben worden. Ich denke, es ist ein wirklich gutes Beispiel dafür, wie eben Inklusion durch Bildung in dieser Stadt funktionieren kann und soll.

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die 4. Zusatzfrage wird von Herrn GR Maximilian Krauss gestellt.

 

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