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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 27.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 121

 

haben die Klein- und Mittelunternehmungen. Denn so ist die Wiener Wirtschaft strukturiert. 99 Prozent unserer Unternehmungen sind KMUs.

 

Im Jahr 2015 wurden von der Wirtschaftsagentur Wien 560 Wiener Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Projekte gefördert. Der gesamte Fördertopf von 40 Millionen EUR wurde ausgeschöpft. 120 Millionen EUR, also 3 Mal so viel, wurden dadurch an Investitionen ausgelöst und, das Allerwichtigste, 1.800 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert.

 

Dass der Wirtschaftsstandort attraktiv ist, zeigt die Ansiedlungsbilanz. 175 Neuansiedelungen im Jahr 2015 bedeuten in diesem schwierigen Jahr trotzdem das beste Ergebnis seit Bestehen der internationalen Aktivitäten der Wirtschaftsagentur. Diese internationalen Ansiedlungen brachten 1.450 Arbeitsplätze, Investitionen von 630 Millionen EUR. Knapp 7.500 Neugründungen fanden in Wien statt. Auch hier ein Plus von über 2 Prozent. Jede vierte Neugründung in Österreich ist hier bei uns in Wien. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Was sind unsere wichtigen Assets? Hochqualifizierte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, auf die die Betriebe zugreifen können, topausgebaute Infrastruktur vom Flughafen bis zum Wiener Hafen, Sicherheit für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und nicht zuletzt die schon angesprochene Lebensqualität in dieser Stadt, die Anstrengung bei den Ansiedlungen, die Investition zum einen in die Infrastruktur, zum anderen in die Qualifikation der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Gerade vor wenigen Tagen war ich in Aspern bei dieser Superansiedlung. Auch der Herr Bürgermeister war persönlich anwesend bei der Übersiedlung und Erweiterung von Hoerbiger. Da ist wieder betont worden, wie wichtig die Qualifikation der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen ist. Diese Aktivitäten, die wir hier setzen, dürfen also nicht abreißen. Wir dürfen uns nicht ausruhen und wir dürfen nicht den Status quo als gegeben hinnehmen.

 

Wien ist wie die gesamte Ostregion in Konkurrenz mit der ganzen Welt, wenn es um Ansiedlungen von Betrieben geht. Wir müssen gemeinsam gute Konzepte entwickeln, wie wir uns gemeinsam präsentieren können, wie wir den Standort weiterhin fit halten können und uns vor allem auf unsere Stärkefelder konzentrieren, für die gerade Wien bekannt und attraktiv ist. Ein wenig seltsam ist es dabei, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen und gerade die Interessenvertretung der Wirtschaft den Standort schlechtredet. Diese Krise ist eine Krise auch der Erwartungen. Durch schlechte Stimmung, durch Miesmachen, durch Destruktivismus ist noch kein einziger Betrieb nach Österreich gekommen. Davon wird auch die Wirtschaft nicht in Schwung kommen. So viel ist jedenfalls sicher.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, ich komme noch einmal auf das Thema Qualifikation zurück, weil es so ein entscheidender Faktor für Unternehmungen ist, aber ein noch viel wichtigerer für die Menschen, um die Gefahr der Arbeitslosigkeit zu bannen. Bei Personen, die höchstens den Pflichtschulabschluss haben, liegt das Risiko, in unserer Stadt arbeitslos zu werden, bei 38,5 Prozent. Ein klassischer Schulabbruch, meist mit schlechten Kenntnissen der Grundkompetenzen wie Lesen und Schreiben verbunden, macht eine dauerhafte Jobvermittlung sehr schwer. Allein der Lehrabschluss senkt das Risiko auf 13,5 Prozent. Auf die Menschen mit geringer Qualifikation muss daher unser gesamter Fokus gerichtet sein. Es gilt, für diese Menschen Angebote zu setzen, um ihre Situation zu verbessern. Arbeitsmarktpolitik ist Bundessache. Wir können hier nur versuchen, innerhalb unserer Kompetenz und in einer wirklich exzellenten Zusammenarbeit mit dem Bund für die Menschen tätig zu werden, mit dem Wiener ArbeitnehmerInnen Förderungsfonds, unserem wunderbaren WAFF, der hier als einzigartige Einrichtung, denn es gibt in ganz Österreich keine Einrichtung wie den WAFF, für bessere berufliche Entwicklungschancen für die Wiener und Wienerinnen steht. Allein 2015, im Jahr, über das wir jetzt diskutieren werden, unterstützte der WAFF fast 50.000 Wiener und Wienerinnen mit 46,5 Millionen EUR. Damit haben wir Beschäftigte, Arbeitslose, über 6.600 Jugendliche sowie über 1.000 Unternehmen unterstützt. Denn gerade in der Wirtschaftskrise versuchen wir, alle unsere Investitionen, alle unsere Maßnahmen, alle unsere Initiativen darauf abzustimmen, dass wir möglichst viele Arbeitsplätze sichern und schaffen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Im Rahmen des Qualifikationsplans Wien 2020 versuchen wir gezielt, die Wiener und Wienerinnen fit für den Arbeitsmarkt zu machen und sie dabei zu unterstützen, sich zu qualifizieren und dabei auch mehr Jobsicherheit zu bekommen. Diese Anstrengungen fruchten langsam. Wir sehen in den letzten vier Jahren, seit Beginn unserer Maßnahmen, messbare Erfolge. Aber es ist auch klar, das ist eine lange und zähe Arbeit und wir dürfen keinesfalls nachlassen, denn gerade diese Zielgruppe der sehr gering Qualifizierten ist sehr schwer zu erreichen. Deswegen müssen wir die Angebote vor Ort ausbauen, Vor-Ort-Angebote rund um Beruf, Ausbildung und Weiterbildung. Wir müssen mit kreativen Ideen dort hingehen, wo die Menschen, vor allem die jungen Menschen, sind und sie behutsam an die Angebote zur Qualifikation und damit zu Jobsicherheit, Mehrverdienst und auch mehr Selbstbestimmtheit heranführen. Das ist gut für jeden Einzelnen, der davon profitiert, aber es ist auch gut für die Unternehmungen, für den Wirtschaftsstandort und damit für die ganze Stadt.

 

Sehr geehrte Damen und Herren, Qualifikation beginnt für uns nicht erst dann, wenn man im Job weiterkommen möchte oder sich am Arbeitsmarkt umorientiert. In Wien betrachten wir als erste Bildungseinrichtung den Kindergarten, eine Bildungseinrichtung für die Kleinsten. Investitionen in die Bildung schaffen nicht nur zahlreiche Arbeitsplätze und stärken den Wirtschaftsstandort, sondern tragen auch wesentlich zur Chancengerechtigkeit bei, mit welcher der soziale Aufstieg ermöglicht wird. Der Gratiskindergarten ist auch ein Beispiel dafür, wie wir Familien finanziell entlasten und gleichzeitig für Berufstätige Chancen durch eine gute Vereinbarkeit schaffen. Bei der Kinderbetreuung wird sehr intensiv in Wien investiert. 19.000 neue Kleinkinder- und Kindergartenplätze in den letzten 7 Jahren, 83.500 Plätze in städtischen und priva

 

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