Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 75
der können müssen, um die nächste Sprosse erklimmen zu können. Auf dem Weg dorthin muss von der Politik gewährleistet sein, dass die Kinder die Förderung bekommen, die sie brauchen, um eben die nächste Sprosse zu erreichen.
Des Weiteren geht es auch darum, dass Förderungen in Zukunft nicht mehr nur dafür da sein sollen, um Schwächen zu schwächen, sondern auch dazu, die Stärken der Kinder zu stärken.
Die erste Sprosse dieser Leiter ist sicherlich der Kindergarten. An dieser Stelle möchte ich mich einmal wirklich herzlich bei allen Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen und bei den Assistenten in den Kindergärten bedanken, die großartige Arbeit leisten. Wir wissen, dass mittlerweile über 40 Prozent aller bis-2-jährigen Kinder in Wien in Kindergärten oder Kinderkrippen sind, und die Kindergartenpädagoginnen und Kindergartenpädagogen leisten großartige Arbeit. Sie sind eine Stütze für uns Familien, und sie sind diejenigen, die sozusagen auch mit das Fundament legen, wenn es um die Bildungskarriere unserer Kinder geht.
Der Kindergarten sollte - wie wir immer sagen - als Bildungseinrichtung positioniert werden. Es hapert da aber ein wenig an der Qualität. Das habe ich auch bereits immer wieder betont: Als der Gratiskindergarten als Wahlzuckerl ausgerufen wurde, gab es kein Konzept. Es wurden viele Plätze geschaffen, das stimmt, aber es fehlt an Kindergartenpädagogen. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Auch an Kindergartenpädagoginnen?) Möchte man aber den Kindergarten als eine Bildungseinrichtung beziehungsweise als einen Bildungsgarten sehen, dann braucht es professionelle, ausgebildete Kindergartenpädagogen. Deshalb hat dieser Satz im Kindergartengesetz keinen Platz, der besagt: Gibt es keinen Kindergartenpädagogen, dann darf ein Mensch, der Erfahrung mit Kindern hat, im Kindergarten arbeiten. Das hat keinen Platz, wenn wir der Meinung sind, dass ein Kindergarten eine Bildungseinrichtung ist. Das wäre nämlich genauso, wie wenn in der Volksschule keine Lehrerin mehr in der Klasse stünde, sondern einfach irgendjemand, der ein Kind kennt.
Deswegen sind wir der Meinung und bringen auch einen entsprechenden Antrag ein, dass sich der Gemeinderat dafür ausspricht, dass es eine Beschränkung der Förderungen für Trägerorganisationen im Rahmen des Modells „Beitragsfreier Kindergarten“ auf Einrichtungen gibt, deren Kindergruppen zumindest von diplomierten Kindergartenpädagogen geleitet werden. (GRin Dr. Jennifer Kickert: Auch von Kindergartenpädagoginnen?) Verzeihung! Auch von Pädagoginnen. Entschuldigung! (GRin Dr. Jennifer Kickert: Super!) Ja. (Beifall bei der ÖVP.)
Ich wollte eine Lanze dafür brechen, dass mehr Männer in die Kindergärten gehen und dort arbeiten. (Zwischenruf von GR Mag. Manfred Juraczka.) Die Stadträtin hat es lustig gefunden!
Die Stadt Wien braucht, wie wir sehen, vermehrt private Anbieter. Das ist per se nichts Schlechtes. Viele Anbieter leisten sehr gute, professionelle Arbeit. Wir sehen aber auch, dass im Jahr 2015 mit 286 Millionen ein bisschen mehr veranschlagt wurde, dass allerdings 340 Millionen gebraucht wurden. Was zeigt uns das? - Das zeigt uns, dass die Stadt Wien Kindergartenplätze geschaffen hat. Wir wissen, dass alles Mögliche gefördert wurde, wo „Kind“, „Freude“, „Friede“ oder was auch immer draufgestanden ist. Gleichzeitig wurde aber die Kontrolle nicht ausgebaut. Und das werden wir jedes Mal sagen, bis wir der Meinung sind, dass diese Kontrollen funktionieren.
13 Kontrolleure sind zu wenig. Wir haben das schon einmal ausgerechnet: Da hat nämlich ein Kontrolleur die Verantwortung für 7.000 Kinder, und das ist eindeutig zu wenig. Unsere diesbezüglichen Vorschläge haben wir in Form von Anträgen auch schon im Ausschuss eingebracht, und ich hoffe, dass wir bei nächster Gelegenheit auch darüber diskutieren, wie wir diese Institution der Kontrolleure ausbauen können.
Die nächste Sprosse ist sicherlich die Volksschule. - Ich möchte mich da auf einen Punkt konzentrieren: Wir wissen, dass über 30 Prozent aller Kinder nicht sinnerfassend lesen und schreiben können. Wir wissen: Das Wichtigste für Kinder, um dem Regelunterricht folgen zu können, ist die Beherrschung der deutschen Sprache.
Ich möchte Ihnen in diesem Zusammenhang eine eigene Erfahrung schildern: Mein Sohn kommt jetzt im September in die Volksschule. Da gab es so eine Schnupperstunde, und es war ein Kind dabei, das nicht Deutsch kann. Die Mutter kann nicht Deutsch, das Kind kann nicht Deutsch. Und dieses Kind hat sich so unwohl gefühlt, dass es nur geweint hat, weil es nicht wusste, was da auf es zukommt. Es hat nicht verstanden, was da geschieht, und das Ergebnis war, dass das Kind eben an dieser Schnupperstunde nicht teilnehmen konnte und es wieder rausgenommen wurde. - Im Hinblick darauf sage ich Ihnen: Das ist den Kindern gegenüber nicht fair! (Beifall bei der ÖVP.)
Wir sind der Meinung, dass wir, wenn man es schaffen möchte, dass die Kinder wirklich ihre Bildungskarriere machen beziehungsweise fortsetzen können, und zwar so, dass das ihrer eigenen Entscheidung oder des Familienverbunds entspricht, so früh wie möglich anfangen müssen, die Kinder zu fördern und zu fordern. Es geht darum, dass wir den Kindern so früh wie möglich die Chance geben müssen - so wie etwa in diesem Fall -, dass sie Deutsch lernen und Deutsch sprechen, bevor sie in den Regelunterricht kommen.
Deswegen sind wir der Meinung, dass es auch wieder eine Art Vorschulsystem geben sollte, damit Kinder, die nicht ausreichend Deutsch können, um dem Unterricht folgen zu können, dort zumindest Deutsch lernen, bevor sie in die Volksschule kommen. - Auch diesen Antrag möchten wir gerne im Ausschuss diskutieren, und deswegen bringe ich hiermit diesen Antrag ein: „Der Gemeinderat der Stadt Wien spricht sich für die flächendeckende Einrichtung von verpflichtenden Vorschulklassen für Kinder, die auf Grund mangelnder Beherrschung der deutschen Unterrichtssprache dem Regelunterricht nicht folgen können, aus.“ (Beifall bei der ÖVP.)
Die nächste Sprosse ist die AHS oder Mittelschule, und ich möchte mich jetzt auf die Mittelschulen konzent
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