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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 6 von 75

 

rieren. Leider hat die Mittelschule in der Gesellschaft den Ruf der Restschule. Wir wissen allerdings, dass die Mittelschulen, die einen Schwerpunkt haben, einen unglaublichen Run erleben. Wir wissen, dass wir zum Beispiel bei einer Sportmittelschule im 2. Bezirk bis zu 900 Bewerbungen haben und die Kinder dort sozusagen ausgesucht werden, die aufgenommen werden. Die Mittelschule sollte in Wirklichkeit - jedenfalls ist das unsere Zukunft - als Alternative zur AHS ausgebaut und positioniert werden, nämlich als eine Schule für Kinder, die mehr praxisbegabt sind. Das wäre zum Beispiel eine Lösung! Wir hatten einmal ein solches Modell einer DKS, das großen Zuspruch auch in der Bevölkerung fand, das aber leider wieder sozusagen abgeschafft wurde. Nach diesem Modell gab es drei verschiedene Zweige, einen musischen Zweig, einen humanistischen Zweig für die Kinder, die sozusagen noch einen kleinen Schubs brauchen, um die AHS zu schaffen und danach eine universitäre Laufbahn einschlagen zu können, wenn sie wollen, und, wie ich glaube, einen naturwissenschaftlichen Zweig.

 

Würde man die Mittelschule als eine Schule für praxisorientierte Kinder ausbauen, die die verschiedenen Begabungen der Kinder - und jedes Kind hat eine Begabung - abdeckt und wo die Kinder auf das Leben in der freien Wirtschaft vorbereitet werden, wo sich die Kinder etwa auf eine Lehre vorbereiten können, dann wäre das eine Alternative zur AHS, und wir hätten ein vielfältiges Angebot, wofür wir stehen.

 

Wir haben … Jetzt habe ich den Faden verloren. - Genau! Was wir als ÖVP immer sagen, was die Mittelschulen sozusagen für ihre Positionierung bräuchten, ist, dass wir Menschen brauchen, die die Begabungen unserer Kinder erkennen. Das gibt es in Wien so gut wie gar nicht! Wenn wir eine Bildungspolitik machen, bei der es um die Stärken unserer Kinder und darum geht, dass wir die Stärken stärken und die Interessen und Begabungen der Kinder fördern, dann brauchen wir Menschen, die diese Begabungen erkennen.

 

Es hat einen sehr interessanten Artikel in der „Presse“ mit dem Titel „Wiens Spagat bei der Begabungsförderung“ gegeben. In diesem steht, dass es in ganz Wien 13 Volksschulen gibt, die das Gütesiegel der Begabungsförderung haben, und davon sind die Hälfte private Schulen.

 

Ich möchte Ihnen den letzten Absatz vorlesen, weil das sehr interessant ist und, glaube ich, ziemlich klar zeigt, wie in Wien Begabtenförderung in den Schulen gemacht wird: „Begabungsförderung ist in Wien ein eher heikles Thema. Im Vergleich mit Oberösterreich gibt es kaum Mittel für Begabungsförderung. Und während dort die besonders begabten Kinder aktiv gesucht und gefördert werden, legt man den Begabungsbegriff in Wien sehr breit aus. Weshalb die öffentlichen Schulen mit dem Begabungssiegel einen Weg suchen, alle Kinder zu fördern. Was im Fall der“ - an dieser Stelle wird eine Schule genannt - „auch den Schülern zu Gute kommt: Die einzelnen Werkstätten sind gut vorbereitet und machen sichtlich Spaß. Den politischen Eiertanz um Begabungsförderung bemerken sie nicht.“ - Diesen Eiertanz bemerken die Kinder zum Glück nicht! Daher ein großes Dankeschön an die Lehrer, die wieder einmal das ausbügeln, was die Politik nicht schafft! (Beifall bei der ÖVP.)

 

Wenn wir so etwas offenbar brauchen, dann müssen wir eben mehr Geld in die Hand nehmen und schauen, dass wir wirklich die Stärken der Kinder stärken. Das brauchen wir!

 

Jetzt möchte ich Ihnen etwas sagen: Sie sagen immer, dass Begabtenförderung für begabte Kinder immer im Zusammenhang mit elitären Eltern steht. - Ich sage: Jedes Kind hat eine Begabung, sei es eine soziale Kompetenz, sei es eine musische Kompetenz, was auch immer. Es gibt eine breite Palette an verschiedenen Begabungen, und es ist nicht eine Frage der Größe des Geldbörserls der Eltern, ob die Kinder eine Begabung haben oder nicht! Das, was Sie geschafft haben, ist jedoch, dass es mittlerweile Sache der Eltern beziehungsweise der Größe der Geldbörse der Eltern ist, dass dieses Talent, die Begabung, oder auch das Interesse der Kinder gefördert werden kann! Wenn man nämlich sein Kind individuell fördern will, dann muss man tief in die Tasche greifen und zahlen. Wir wissen aber, dass es vielen Eltern gibt, die das nicht können. (Beifall bei der ÖVP.)

 

Apropos große Geldbörse: Da fällt mir gerade die Volkshochschule ein. Wir wissen, dass es diese Nachhilfe beziehungsweise Förderung 2.0 gibt. Rot-Grün hat den Volkshochschulen sozusagen sieben Millionen gegeben, damit Nachhilfe über die Volkshochschulen organisiert werden kann. - Ich habe jetzt einige Gespräche mit den Schulen geführt, wo die Nachhilfe stattfindet, und habe erfahren, dass es immer wieder oder vermehrt vorkommt, dass dort zwar ein Nachhilfelehrer sitzt, aber kein Schüler kommt. Das heißt, der Lehrer sitzt dort seine Stunde ab, wartet, dass ein Kind kommt, aber es kommt keines. Das ist vergeudetes Geld!

 

Wir wissen aber noch etwas: Wenn die Nachhilfe stattfindet, dann steht der Nachhilfelehrer - meist sind es Lehrer, aber nicht immer - beziehungsweise die Person, die Nachhilfe gibt, oft vor der Situation, dass zwischen den Schülern vom Niveau her extrem große Unterschiede bestehen. Die Kinder sind ganz unterschiedlich weit mit dem Stoff, und dann ist es schwierig, diese Kinder aus verschiedenen Schulverbänden zusammenzubringen und eine sinnvolle Nachhilfe zu geben. Das macht keinen Sinn!

 

Deswegen sind wir immer noch der Meinung, dass das Geld direkt an den Schulen besser aufgehoben wäre. Denn wer kann besser Nachhilfe geben als die Lehrer, die mit den Kindern arbeiten?

 

Außerdem wurden uns zwei verschiedene Zahlen zugespielt: Es wurde nur die Hälfte von dem Geld verbraucht. Zirka 2,8 Millionen EUR wurden nicht verbraucht. Wir wissen also, dass eine schöne Summe vorhanden ist - die genaue Höhe wird uns nicht gesagt -, die anscheinend nicht verbraucht wurde. Im Hinblick darauf bitte ich Sie inständig, diese Summe den Schulen zur Verfügung zu stellen, denn wir haben bis jetzt kein

 

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