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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 75

 

den Tisch legen, wenn man es diskutieren will, und nicht so kryptisch sagen, na ja die Konkurrenz und überhaupt.

 

Ich meine, normalerweise gibt es in der Marktwirtschaft Konkurrenz - und warum kann sich eine Stadt nicht einen Betrieb leisten, der durchaus mit anderen konkurrenziert? Warum nicht? Das ist nun einmal so, ganz einfach.

 

Also, noch einmal: Dieser Landwirtschaftsbetrieb mit 1.000 Hektar ist die größte Biobäuerin Österreichs.

 

Und - ganz, ganz wichtig -: Wir haben in Wien dazu auch ein Kompetenzzentrum, das auch von der MA 49 zumindest mitunterstützt wird, das ist die Bio Forschung Austria in der Eßlinger Hauptstraße - ein ganz wichtiger Ort, weil dort viel, viel Forschungsarbeit geleistet wird, die allen Landwirtschaftsbetrieben, allen Landwirtschaftskammern in ganz Österreich zur Verfügung gestellt wird. Dort arbeiten wirklich ganz, ganz wenige Menschen, und die bringen ganz, ganz viel weiter.

 

Und - wichtig! - im Koalitionsübereinkommen haben wir uns natürlich auch überlegt: Welche Möglichkeiten wird es für die Stadtlandwirtschaft in Zukunft geben? Denn Wien ist einfach anders, Wien ist nicht so wie Niederösterreich - mit großen Weizenfeldern, Maisfeldern, Erdäpfelfeldern -, sondern Wien hat eine andere Struktur, auch in den Randbezirken. Wien hat viel Wein- und Gartenbau. Und da war es notwendig, sich Stadtlandwirtschaft anders anzuschauen. Da gibt es kleine Imker, die versuchen, irgendwie Bioimkereien aufzubauen. Da gibt es Gemeinschaftsgärtnerei, Gemeinschaftsgärten - sagen wir jetzt einmal so -, und da gibt es solidarisches Landwirtschaften und Betriebe, die gemeinsam produzieren - und zwar viele, viele Menschen gemeinsam - und das dann über Food-Coops verkaufen.

 

Und da war wichtig, dass wir ein Kompetenzzentrum geschaffen haben mit dieser Bio Forschung Austria - dort ist es angegliedert worden. Die meisten haben schon geglaubt: Oh, da gibt es wieder einen Beauftragten! - Nein, es gibt keinen Beauftragten, sondern ein Kompetenzzentrum, das es schon vorher gegeben hat, das erweitert wird und wo man sich solche Sachen holen kann.

 

Eine weitere wichtige Geschichte bei der Landwirtschaft, die auch für die Stadt wichtig ist, ist das Kompostwerk. Die Stadt Wien verkauft auch zum Beispiel gemischt den sogenannten „Guten Grund“. Viele, viele Hundert Säcke solchen Bodens sind verkauft worden für Menschen, die garteln wollen oder auf dem Balkon arbeiten wollen oder in einem Gemeinschaftsgarten. Die Stadt Wien unterstützt auch ganz viele Gemeinschaftsgärten. Und der Kompost kommt aus dem Kompostwerk und hat auch eine Auszeichnung erhalten. Wiener Gärtnereien, Wiener Landwirtschaftsbetriebe sind da immer sehr skeptisch. Da kann man sicherlich noch viel Werbung dazu machen.

 

Aber was uns gelungen ist: Obwohl die Landwirtschaftskammer immer und immer wieder dagegen geredet hat, ist es über, sagen wir jetzt einmal, kreative Verhandlungen mit der Landwirtschaftskammer gelungen, dort zu initiieren, dass man endlich die Errichtung eines Bioclusters angegangen ist, wo sogar ein ehemaliger Kollege von der ÖVP einer der wichtigen Menschen ist. Er - der letztes Mal noch hier gesessen ist - hat einen Gärtnereibetrieb, wo er einer von acht Biogärtnern ist, die beginnen, in Wien einen Biocluster und eine Vertriebsorganisation aufzubauen. Das finde ich gut, das hatten wir vorher nicht, und das ist uns gemeinsam gelungen - eigentlich Rot-Grün und ein bisschen auch den Schwarzen. Nicht schlecht!

 

Und es ist uns auch gelungen, dass wir einen der größten Dachgärten Europas haben, und zwar auf einer Garage in der Windmühlgasse. Das muss man einmal herbringen! Da ist ganz, ganz viel passiert. - So, das war der eine Teil.

 

Jetzt zum anderen Teil. Es war in Wien ein Axiom: In öffentlichen Gartenanlagen gibt es keine Obstbäume, niemals! Es hat zwar am Stadtrand an den Straßenrändern immer Obstbäume gegeben - in der Strebersdorfer Straße zum Beispiel, oder in der Kirschenallee. Wie der Name schon sagt, gibt es dort Straßenbäume. Und wir sind davon ausgegangen, dass wir entsprechend dieser maria-theresianischen Tradition, die natürlich auch noch in Niederösterreich, in der Steiermark, aber auch im Burgenland weiterlebt, auch hier in Wien wieder Obstbäume im öffentlichen Raum setzen. Es war nicht ganz einfach, hat viel Überzeugungsarbeit auch in der MA 42 bedurft - die Frau Stadträtin war da sehr hilfreich -, aber im Arenbergpark wurden drei Kirschbäume gesetzt. Das ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber in Wirklichkeit ist da ein Stimmungswandel eingetreten. Und auch im Helmut-Zilk-Park wurden viele Kirschbäume gesetzt.

 

Und damit komme ich nämlich zum Punkt: Das heißt, wir haben einen anderen Fokus auf das, was Stadtlandwirtschaft und Gemüseanbau und dergleichen in der Stadt betrifft. Wir sind eben nicht Bruck an der Leitha oder Mistelbach, wo es viele Flächen gibt, sondern wir haben eine Stadt, eine wachsende Stadt, und da sucht die Landwirtschaft und wird die Landwirtschaft auch einen wichtigen Teil finden.

 

Der zweite Punkt, auf den ich mich heute besonders stützen möchte, ist: Lange, lange Zeit waren ja wir GRÜNEN sozusagen immer wieder ein bisschen im Clinch mit der MA 48, was die Müllverbrennungsanlagen betrifft, weil wir immer der Meinung waren, je mehr Müllverbrennungsanlagen es gibt, desto weniger wird auf Müllvermeidung Rücksicht genommen. Das war ein ganz wichtiger Punkt, weil da natürlich früher manche Filteranlagen nicht so toll funktioniert haben. Da ist sicher sehr viel passiert, auch auf unseren Druck hin. Es hat in diesem Bereich viel, viel an Verbesserungen gegeben - auf der einen Seite.

 

Aber was Wien auf der anderen Seite auch sehr, sehr gut macht: Trotz wachsender Stadt sind die Restmüllmengen - und das sind immerhin eine halbe Million Tonnen - kaum gestiegen oder gar nicht gestiegen. Das ist ganz wichtig. Das ist eine der großen Errungenschaften der Stadt, dass wir beim Restmüll eigentlich gut unterwegs sind. Das habe ich selber nicht geglaubt, muss ich echt dazusagen, aber es ist gut gemacht worden. - Das war das Erste.

 

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