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Gemeinderat, 10. Sitzung vom 28.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 59 von 75

 

wichtiger Beitrag jenseits der Förderpolitik, die in diesem phantastischen Bericht, der heute schon mit 406 oder 408 Seiten angesprochen wurde.

 

Nicht drinnen steht ein Bereich, der aber ganz, ganz wesentlich ist, und das sind die Rahmenbedingungen, die Wien als Wissenschaftsort und Forschungsort attraktiv machen. Und attraktiv ist in Zeiten, wo ein Bereich, der extrem globalisiert arbeitet, der extrem internationalisiert arbeitet, wo Exzellenz einem extrem starken Konkurrenzprinzip unterworfen ist, etwas sehr, sehr Wichtiges ist. Ich glaube, Wien leistet hier auch einen sehr guten und unterstützenden Beitrag, denn Universitätsförderung obliegt dem Bund. Dass trotz der Jubiläen, die wir 2015 hatten, auch parallel negative Nachrichten zu lesen waren, nämlich dass beispielweise die Universität Wien im internationalen Ranking zurückgefallen ist, hat nicht unbedingt damit zu tun, dass dort schlecht gelehrt werden würde oder schlechte Forschung betrieben worden ist, sondern dass wir einfach ein sehr, sehr schlechtes Verhältnis zwischen Lehrenden und Forschenden haben. Was ich damit auch sagen möchte, ist, die Universitätsforschung und Wissenschaftspolitik unterliegt seit vielen, vielen Jahren einer Unterdotierung und Unterfinanzierung. Und trotz Finanzminister, der auch Wissenschaftsminister ist, geht in den letzten Jahren hier in keinster Weise etwas weiter.

 

Ich möchte den Forschungsratchef Hannes Androsch dazu zitieren, der uns vorige Woche eben in seiner Funktion mitgeteilt hat, dass Österreich bis 2020, das war das Ziel der Bundesregierung, kein führendes Innovationsland sein wird und werden wird. Zu diesem Schluss kommt eben der Rat für Forschung und Technologieentwicklung in seinem Bericht zur wissenschaftlichen und technologischen Leistungsfähigkeit Österreichs 2016. Ganz, ganz wichtig wird hier angemerkt, dass, um den Output zu verbessern, würden mehr Mittel notwendig werden. Also Österreich fällt im Ranking zurück, der Innovationsstandort wird damit abgewertet, und das ist natürlich keine gute Nachricht auch für Wien. Jetzt ist klar, wir können das nicht kompensieren, was hier der Bund versäumt zu tun. Aber wir tun eine Menge und diese Menge wird hier in diesen Seiten abgebildet, die aus meiner Sicht, Kollege Margulies hat es gesagt, wirklich lesenswert sind nachzulesen.

 

Ich möchte daraus nur einige Beispiele bringen, um ein Bild zu skizzieren, in welchen Bereichen die Wissenschaftsforschung der Stadt Wien unterwegs ist. Da geht es einmal darum, große Fonds zu dotieren, Fonds, die dann ihrerseits in ihren eigenen Fondsförderrichtlinien Gelder teils an junge WissenschaftlerInnen, teils an Exzellenz-Forschungsgruppen, teils auch an kleine Projekte wie Forschungsdiplomarbeiten vergeben. Dann fördert Wien Forschungsinstitutionen selber beziehungsweise Projekte, die diese Institutionen ins Leben rufen oder in Kooperation erstellen. Es geht Förderung an Universitäten, Privatuniversitäten, und nicht zu vergessen die Fachhochschulförderung, die nicht in diesem Ressort hier angesiedelt ist, aber auch erwähnenswert ist. Natürlich steht im Bericht auch die Fachhochschulförderrichtlinie 2015 bis 2018 drinnen, die 18 Millionen an Fördermittel vorsieht. Ein Aspekt, den ich für sehr, sehr wichtig halte, ich habe es hier schon einmal gesagt, ist Gender Mainstreaming, und genau diese Forschungsrichtlinie hat dieses Kriterium in allen Phasen inkludiert. Das ist ein K.O.-Kriterium. Sobald in einer Phase nicht darauf Rücksicht genommen wird, gibt es keine Förderung. Also auch in Calls wird hier auf die 50-Prozent-Quote Wert gelegt. Ich finde das sehr vorbildlich.

 

Was macht die Stadt Wien beziehungsweise hier noch einmal die MA 7 weiter in der Wissenschaftsförderung? Sie vergibt Preise, und sie vergibt Stipendien. Das ist insbesondere für junge NachwuchswissenschaftlerInnen sehr, sehr wichtig. Wenn die Universitäten und die Forschungslandschaft ausgedünnt werden, dann ist es gerade für die, die noch nicht so etabliert sind, wichtig, hier Forschung betreiben zu können und sich ein Standing erarbeiten zu können. Dissertationen und Diplomarbeiten werden gefördert, aber auch Forschungsstipendien, um in eigenen Projekten einmal voranzukommen. Stiftungsprofessuren sind auch ein Instrument, das von Wiener Seite angewendet wird, weil an sich eben der Bund natürlich für die Universitäten zuständig ist, aber hier Wien einen Beitrag leisten kann, um eigene Schwerpunkte in der Wissenschaft und Forschung zu unterstützen. Dann gibt es auch noch kleine Sachen wie Buchankäufe, denn auch das ist in der Wissenschaft nach wie vor ein Thema, oder Druckkostenbeiträge, um die Publikationslisten auch füllen zu können.

 

Im Wissenschaftsbericht, der ja, wie gesagt, sehr umfassend ist und nicht nur die Leistungen der Abteilung 7 selbst erwähnt, sondern auch das, was in den anderen Abteilungen der Stadt Wien an Wissenschaftsförderung betrieben wird beziehungsweise an welchen anderen Stellen Wissenschaftspolitik im Sinne auch einer Wirtschafts- und Standortspolitik betrieben wird. Das ist zum Beispiel die IST Vienna Region oder der Österreichische Städtebund TINA Vienna GmbH. Ganz bedeutend sind die Wiener Stadtwerke oder auch die Wirtschaftsagentur, die hier Gelder vergeben.

 

Ein Bereich, der in der Wissenschaftsforschung der Stadt Wien einen großen Stellenwert hat, aber aus meiner Sicht noch viel stärker betont werden könnte, ist der Bereich der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften. Warum sage ich das? Eine aus grüner Sicht nicht gerade Vorzeigeinstitution habe ich hier, erwähne sie aber trotzdem. Das World Economic Forum befragt immer wieder Personalisten, was denn in Zukunft die Qualifikationen für die Arbeit sind. Da wurde für 2020 Folgendes gesagt, worum es zukünftig stärker gehen wird, nämlich komplexe Probleme lösen können. Das ist vorgerückt auf Platz 1 und war vor einem Jahr noch auf Platz 4. Dann das kritische Denken und Kreativität. Das sind Qualifikationen, Softskills, die bis vor wenigen Jahren noch weiter hinten gerankt wurden und die mittlerweile auf Grund der veränderten Arbeitswelt, auf Grund der Komplexität ganz, ganz wichtig sind. Ich glaube, dass hier die Geistes- und Sozialwissenschaften einen sehr, sehr wesentlichen Beitrag leisten können, um die Stadt Wien bei der Aufgabenlösung von globalisierten, komplexen Themen auch zu unterstützen.

 

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