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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 24 von 102

 

wenn gerade bei so einer Aktuellen Stunde quasi Beispiel über Beispiel aus völlig unterschiedlichen Bereichen und Ebenen herangezogen wird. Ich möchte das bisher Gesagte kurz zusammenfassen und noch einmal ergänzen.

 

Wir haben ein sogenanntes Schwarzbuch, in dem Beschreibungen von ÄrztInnen, Pflegekräften, weiteren Angehörigen der Gesundheitsberufe und MitarbeiterInnen wie KöchInnen und Reinigungskräften dargestellt sind. Wir haben Umfragen der Österreichischen Ärztekammer aber auch der Wiener Ärztekammer. Wenn wir die alle übereinanderlegen, dann gibt es, finde ich, eine Aussage, die sich fast überall wiederfindet, nämlich die Klage über relativ hohen Zeitdruck und hohe Arbeitsbelastung.

 

Wenn das jetzt in einer Publikation von Interessensvertretungen, also von Gewerkschaften, ist, dann finde ich das ausgesprochen legitim, dass sie darauf hinweisen, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unter hohem Arbeitsdruck leiden. Und klarerweise ist es auch ihre Aufgabe, gemeinsam mit den ArbeitgeberInnen, mit der Organisation in den Spitälern, darauf zu achten, dass Arbeiten, auf welcher Ebene auch immer, möglichst so abzulaufen haben, dass die Arbeit gut geleistet werden kann, und zwar nicht nur für sie selbst, als diejenigen, die diese Arbeitsleistung erbringen, sondern auch, weil es im Sinne der Patientinnen und Patienten ist.

 

Wenn wir von diesem Punkt ausgehen und sagen, das ist das, was wir wollen, dann würde ich den Punkt von der Frau Kugler aufnehmen und sagen, das Ziel ist es klarerweise, das Problem gemeinsam zu lösen, denn das können wir nur gemeinsam lösen. In dem Fall zum Beispiel die Arbeitsorganisation mit dem KAV als Arbeitergeberin oder der Gemeinde Wien als Arbeitgeberin, dann die Gemeindebedienstete als Vertretungsinstanz. So, damit hätten wir die Frage, wie gearbeitet werden soll, in einer Art und Weise zu bearbeiten. Das wäre die Arbeitssituation.

 

Dann haben wir aber im Gesundheitssystem auch die Frage, wie es mit der Zuteilung der PatientInnen ist. Was für eine Aufgabe hat das Spital, was für Aufgaben haben die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen, und wie regeln wir die Zusammenarbeit zwischen diesen Bereichen? Das ist wieder Zusammenarbeit notwendig, jetzt weniger der Stadt, sondern da müsste die Sozialversicherung mit der Ärztekammer die entsprechenden Lösungen finden. Das sind alles Punkte, von denen wir wissen, wer Einfluss auf die jeweiligen Angelpunkte hat und wer daran arbeiten sollte. Was wir in dem Fall tun können, sind Appelle an die jeweiligen Stellen, ihre Verantwortung soweit ernst zu nehmen. (GR Dipl.-Ing. Dr. Stefan Gara: Sie kennen die Situation!) Ebenso wie ich einen Appell an uns jetzt, die Politik, richte, die Belastungen und die Aussagen der MitarbeiterInnen soweit ernst zu nehmen und zu versuchen - in Ihrem Sinne übrigens, Herr Gara, dass nämlich gespart werden muss -, zu schauen, wie die Arbeitsorganisation so abgeändert werden kann, dass sowohl Kosten eingespart werden können, aber der zusätzliche Arbeitsdruck nicht so stark entsteht, wie er jetzt offensichtlich beschrieben und empfunden wird.

 

Ich bin sicherlich die Letzte, die sagt, all das, was man da liest und hört, ist Phantasie. Das wäre nicht, wie soll ich sagen, verantwortungsbewusstes Handeln. Gleichzeitig können wir nicht sozusagen all das als Beweis dafür nehmen, dass das gesamte Gesundheitssystem vollkommen zusammenbricht, und nein, in diesem Fall kann ich der KIV nicht recht geben, dass es aus dem letzten Loch pfeift. Ich fürchte, das ist eine spezifische Übertreibung, um entsprechend Aufmerksamkeit zu generieren. Aber auch das steht ihnen zu. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist der Herr GR Dr. Koderhold. Ich erteile ihm das Wort.

 

11.09.09

GR Dr. Günter Koderhold (FPÖ)|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich hoffe, dass man mich heute etwas besser hört als in den letzten Tagen. Ich hätte mir vor 20 Jahren nicht denken lassen, dass man einmal so ein Thema hat: Gefährdet Rot-Grün die Gesundheit? Die GRÜNEN haben nämlich eine ganz kompetente Gesundheitspolitik gemacht, die Roten einen moralischen Sozialismus gelebt. Also, dass jetzt 20 Jahre später dieses Thema überhaupt existiert, das ist, muss ich ehrlich sagen, traurig. Die Probleme, vor denen jetzt der Krankenanstaltenverbund steht, zu dem ich mich immer noch in Loyalität verbunden fühle, sind grundsätzlich weltweit. Das darf aber keine Ausrede dafür sein, dass man diese weltweiten Probleme hier in Wien zu spät oder zu wenig konsequent sieht.

 

Das große Problem, und das hat jetzt mit Schlechtreden nichts zu tun, das ist ganz einfach eine demographische Tatsache, ist die weltweit auf uns zurollende Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge, das ist nicht nur im Bereich der Medizin, das ist im Bereich sämtlicher akademischer Berufe. Die wird sich, und hier kommt es ja natürlich schon in das Persönliche, natürlich aggravieren, wenn man die Mitarbeiter so brüskiert, dass sie ein paar Jahre früher in Pension gehen. Was viele vielleicht nicht wissen, ist, dass der durchschnittliche Pensionsantritt der Ärzteschaft relativ spät ist, das ist 64 oder 65, und wenn diese Kolleginnen und Kollegen sich düpiert fühlen, weil man ihre Loyalität eigentlich mit Byzantinismen beantwortet, dann darf man sich nicht wundern, warum man zwei bis drei Jahre früher geht, indem man sich entfernt. Das bedeutet, wir müssen mit 2018 mit dem Beginn der Pensionierungswelle rechnen. Das bedeutet natürlich auch, dass im ganzen Westen der Sog, der Abwerbesog, natürlich auch hier umgesetzt wird.

 

Zusätzlich, weil ich jetzt immer wieder vom Urlaub höre, ziehen wir alle einen riesigen Urlaubsrucksack von bis zu vier Monaten herum. Ich würde dringend empfehlen, dass man den KollegInnen empfiehlt, den Urlaub bald zu nehmen, denn sonst treffen nämlich die Pensionierungswelle und die Urlaubsmenge von bis zu vier bis fünf Monaten zusammen, was ja nicht sehr sinnhaft ist.

 

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