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Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 25 von 102

 

Es geht de facto im Spital um die Wochenstundenanwesenheit direkt unmittelbar am Patienten. Diese Wochenstundenanwesenheit wird durch die administrative Tätigkeit erheblich reduziert, diesbezüglich haben uns international andere Länder schon einen großen Schritt vor, es gibt diese Codier-Assistenten, für die man allerdings eine ungefähr dreijährige Ausbildung braucht. Bin ich laut genug? Ich hoffe! Diese Akademien möge man bitte bald überlegen und bitte bald starten, damit die Wochenstundenanwesenheit der Kolleginnen und Kollegen am Patienten wirklich auch gewährt ist.

 

Jetzt kommen wir zu den Nachtdiensten, 25 beziehungsweise 12 Stunden. Also grundsätzlich war im Vertrag eigentlich eine Gleichwertigkeit besprochen, und eine Abkehr davon wäre eigentlich ein Vertragsbruch. Aber, wie gesagt, darum geht es jetzt gar nicht, es geht um die Remuneration der Nachtarbeitszeit. Gegenwärtig ist es so, dass ein 12,5-Stunden-Nachtdienst, und zwar ohne Pause, ohne Ruhe, ohne Rast, eine 2-Stunden-Remuneration hat, und auf diesem geringen Ausgleich, 12 Stunden in der Nacht arbeiten, fußt das ganze System der 12,5-Stunden-Nachtdienste, und mit einer 2-Stunden-Remuneration werden wir uns natürlich nicht zufriedengeben.

 

Ich will Ihnen gerne ein Beispiel machen. Am Montag hat man 12,5 Stunden Nachtdienst, durchgehend mit kurzer Rast, geht dann mehr oder weniger müde und erschöpft am Dienstag nach Hause und hat dann eine Restwochenstundenzeit von 27 Stunden, die sich dann auf 3 Tage verteilt. Das heißt, dass man dann einen 9-9-8-Stundendienst und 2 Tage in der Woche hat, von denen man zutiefst erschöpft ist. Wie gesagt, es ist ein, es tut mir leid, dass ich das sage, Taschenspielertrick, auf diese 12 Stunden zu verfallen, weil die nur deshalb funktionieren, weil man nur eine 2-Stunden-Remuneration sieht, die natürlich viel zu kurz ist.

 

Gangbetten: Früher gab es die Restkapazität, man hat einfach absichtlich die Stationen zu groß gelassen, man hat absichtlich nur einen Belag von 80 Prozent gemacht, und dadurch hatte man die 20 Prozent leere Betten. Die essen ja nix, die brauchen ja nix, die stehen einfach da und stören niemanden. Und wenn jetzt im Rahmen einer Grippewelle oder sonst der Bedarf war, hat man diese Patienten auf die leeren Betten gelegt. Diese Restkapazität, die eigentlich nichts kostet, wurde, aus welchen Gründen immer, einfach gestrichen, das kann ich ehrlich gesagt nicht nachvollziehen.

 

Warum sind wir immer für eine Holding? Es ist einfach notwendig, dass die Niedergelassene der Spitalsmedizin, vor allem im Bereich der nicht schweren und schwersten Erkrankungen, hilfreich ist, und wir wissen einfach, dass es von der Logistik besser ist, wenn beide zusammenarbeiten. Und zur Organisationsverantwortung: Ich glaube, Sie unterschätzen ein bisschen die Konsequenzen, wenn man dieser Organisationsverantwortung nicht nachkommt, das kann natürlich zu Ärger führen. Grundsätzlich …

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Herr Kollege, ich darf Sie darauf aufmerksam machen, dass die Redezeit bereits abgelaufen ist. (Beifall bei der FPÖ. - Der Redner verlässt augenblicklich das Rednerpult.) Ein Schlusssatz wäre schon noch drinnen gewesen, würde ich einmal sagen. (GR Mag. Rüdiger Maresch: Das ist konsequent!) Aber sehr konsequent.

 

Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Dr. Laschan zu Wort gemeldet. Ich erteile das Wort.

 

11.15.02

GRin Dr. Claudia Laschan (SPÖ)|: Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich möchte gleich in medias res gehen, weil fünf Minuten wesentlich zu kurz sind, um hier ernsthaft diese Frage zu diskutieren. Ich möchte daran erinnern, dass wir als Gesundheitsausschuss vor einigen Jahren in Hamburg waren, dort gibt es keine einzige öffentliche Krankenanstalt mehr, außer teilweise das Universitätskrankenhaus, alle anderen sind privatisiert, weil sich die Kommune die Führung der Krankenanstalten nicht mehr leisten hat können, weil es keine Reformen gegeben hat, sondern alles so weitergelaufen ist, wie es bisher war.

 

Wir haben dort ein solches Privatspital besucht, und es war für mich sehr beeindruckend, dass dort der Spitalsmanager sehr eindrucksvoll geschildert hat, welche Veränderungen dort vorgenommen wurden, und das Lean Management, oder wie das heißt, abgeschaut wurde, und verschiedene Bereiche analysiert wurden, und die Abläufe dort gänzlich verändert wurden. Mich hat dort ein bisschen geschockt, dass dann nach Ende des Prozesses zum Beispiel in der Unfallambulanz nur mehr der Arzt oder die Ärztin tätig war, und das Pflegepersonal eingespart wurde. Da habe ich mir gedacht, na ja, ich weiß nicht, ob das so gescheit ist. Aber das traue ich mich jetzt nicht zu beurteilen.

 

Was mir dann aufgefallen ist, was mich sehr überrascht hat, oder eigentlich nicht überrascht hat, aber jetzt überrascht, ist, dass die Vertreter der ÖVP und die Vertreterin recht begeistert von diesem Modell dort waren, und ich mir auch erlaubt habe, darauf aufmerksam zu machen, dass natürlich, wenn Führungspersonal nach ökonomischen Kriterien bezahlt wird, sprich, wenn man jede Überweisung, die man zu einem Röntgen tätigt, einem sozusagen auf ein Konto verbucht wird, und man dann irgendwann einmal von der Spitalsführung als Oberärztin darauf hingewiesen wird: Sie haben schon zu viele Überweisungen getätigt. Da frage ich mich schon, was da so toll daran ist. Ich bin auch für Effizienz, aber nicht auf Kosten der Patientinnen und Patienten.

 

Ich habe das auch so formuliert: Wenn da vielleicht ein CT angeordnet gehört, man ist sich nicht sicher, wird man es dann dort eher nicht anordnen. Bei uns wird man eher eines zu viel anordnen, und mir ist lieber, eins zu viel als eins zu wenig, weil das im Sinne der Patientinnen- und Patientensicherheit wahrscheinlich besser ist. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Es wundert mich besonders, dass jetzt hier die Frau Kollegin Korosec, der ich wirklich nichts unterstelle, weil ich überzeugt bin, dass sie absolut für das Patienten- und Patientinnenwohl ist. Aber mich wundert, dass Sie sozusagen das, was jetzt in Wien im Zuge dieser großen Umstrukturierungen versucht wird, nämlich effizienter zu werden, und damit gehen natürlich Prozesse einher, wo es zu einem völligen Über-den-Haufen-Werfen von alt

 

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