Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 68 von 102
Evaluation und Preiseinreichungen. Die arbeiten damit, dass sie Preise für ihr Projekt bekommen, und die bekommen sie auch, das muss man ganz ehrlich sagen. 237.000 EUR plus der Bruno-Kreisky-Preis mit 7.000 EUR sind in dem Finanzbericht ausgewiesen. Die arbeiten also mit dem, dass sie mit ihrer Arbeit, mit ihrem Projekt sogar zu Preisen kommen.
Also das ist etwas, da muss man sagen, die österreichisch-türkische Freundschaft hat da noch ein bisschen Nachholbedarf. Vielleicht schafft sie auch einen Preis, keine Ahnung. Aber die Möglichkeit besteht, und dass sie es ist, sieht man an diesem Verein. (GR Christian Oxonitsch: Spannend, mit welcher Kreativität ...)
Mich als Brigittenauer hat das natürlich auch interessiert, weil der 20. Bezirk ja auch so einen Stadtteil oder solche Stadtteile hätte. Da werden eben angeführt die Gebietsbetreuung im 20. Bezirk, Base 20 und Back Bone. Base 20 ist so ein Bereich, der unangenehm in den Medien vorgekommen ist, nämlich mit dieser Massenschlägerei zwischen Tschetschenen und Afghanen, wo man dann hinter vorgehaltener Hand gesagt hat, dass in dem Verein ja die Tschetschenen das Regiment führen, und da trauen sich andere Gruppierungen gar nicht herein. Also, das, was das Ziel von dem Verein an dem Standort ist, wird gar nicht so gelebt.
Es zeigt sich ja auch mehr oder weniger in der Kriminalstatistik. Das ist nicht eine Erfindung von uns, sondern es sind durchaus auch Aussagen von Leuten aus dem Bezirk, die sich mit der Jugendarbeit beschäftigen und die jetzt nicht nur die rote Brille aufhaben, sondern sich tatsächlich mit den Konflikten in der Brigittenau auseinandersetzen. Gut, das war nur am Rand erwähnt.
Aber zu dem Projekt NACHBARINNEN. Wir sagen immer: Wo ist die Messbarkeit? Da wird sogar in der wissenschaftlichen Arbeit, die ich vorhin erwähnt habe, ausgewiesen: In diesem Beobachtungszeitraum, 2013 oder 2014, waren 264.430 EUR Förderung. Aber der Nutzen für die Gesellschaft, für die Allgemeinheit war 1,219.093 EUR. Wie gesagt, da gibt es diese „Social return on investment“-Analyse, das ist das da. (Der Redner hält ein voluminöses Schriftstück in die Höhe.) Da steht drin, wie man zu diesem Betrag kommt. Da habe ich mir jetzt nur interessehalber einen Berechnungsschlüssel herausgesucht, um Ihnen das zu veranschaulichen. Ich nehme an, das wird nicht jeder gelesen haben.
Wie komme ich zu 37.931 EUR Mehrwert für die Gesellschaft? Na, ganz einfach: die Anzahl der Nachbarinnen, die eine Ausbildung erhaben haben, multipliziert mit den Einkommensunterschieden im Bereich Lebens- und Sozialberatung sowie im Bereich Dienstleistungs- und Hilfstätigkeiten, hochgerechnet auf den prozentuellen Anteil der Ausbildung der Nachbarinnen an einer regulären Ausbildung im Sozialbereich, multipliziert mit den durchschnittlich verbleibenden Berufsjahren, abzüglich Deadweight, in Klammer: Anzahl jener Nachbarinnen, die ohne NACHBARINNEN in Wien diese Ausbildung erhalten hätten, ist gleich 20 Prozent, Klammer geschlossen. (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Das ist der Berechnungsschlüssel, wie ich auf 37.931 EUR Mehrwert komme.
Hier gibt es aber auch noch einen anderen Berechnungsschlüssel, zum Beispiel den für gutes Gefühl (GR Mag. Wolfgang Jung: Ein gutes Gefühl!): Gehaltsunterschied im Nonprofit- und Profit-Bereich, multipliziert mit Anzahl Nachbarinnen, abzüglich Deadweight - in Klammer: Wahrscheinlichkeit eines Alternativjobs im Sozialbereich, ist gleich 39 Prozent -, macht 64.019 EUR aus. Das geht beliebig so weiter, ich will es nicht strapazieren. Wir haben schon ein paar Tage hinter uns. Aber das ist ja eine Verschaukelung der Leute! Da sagt man, es ist alles super.
Aber wie gesagt, noch einmal: ein Kompliment an die, die diesen Verein gegründet haben! Die machen das Beste daraus, um alle zu täuschen und den Leuten das auch hineinzudrücken. Nur, wenn man es sich dann genauer anschaut, kann man nichts herauslesen. Das sind, glaube ich, 73 Seiten, im Internet abrufbar, das haben also nicht wir gedruckt.
Wir stimmen diesem Subventionsansuchen oder Förderansuchen mit 30.000 EUR nicht zu. Danke. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Herr GR Valentin zum Wort gemeldet. Drei Minuten.
GR Erich Valentin (SPÖ): Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Berichterstatterin!
Mein Vorredner hat in einer lockeren Art und Weise über eine unangenehme Auseinandersetzung im Straßenraum des 20. Bezirks zwischen Jugendlichen und jugendlichen Erwachsenen berichtet und dabei so locker eingestreut: Das war dort, wo Base 20 zu Hause ist. (GR Mag. Wolfgang Jung: Wo sind sie denn ...) Zugleich hat er mitgeteilt, dass die mit ihrem Vereinszweck nicht so richtig füreinanderkommen, weil da in Wirklichkeit sozusagen, hat er gemeint, das eine Hauptquartier der Auseinandersetzung gelegen ist.
Ich berichtige, und das auch unterstützt durch die Polizeiberichte, die der - in seinem Zivilberuf - Polizist Haslinger angeführt hat. (GR Mag. Wolfgang Jung: Was berichtigen Sie da jetzt?) In dieser Auseinandersetzung haben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Base 20 bemüht, deeskalierend zu wirken, sind eingeschritten, bis die Polizei gekommen ist. Auch im Bericht der Polizei ist keinesfalls hingewiesen, dass die Einrichtung der aufsuchenden Jugendarbeit Base 20 mit dieser Auseinandersetzung etwas zu tun gehabt hat und überdies sogar in diesen Bereichen deeskalierend und völkerverständigend wirkt.
Im Polizeibericht - wenn Sie ihn schon zitieren, Herr Kollege - sollten Sie auch zitieren, dass das eine Auseinandersetzung war, die von einem anderen Teil Wiens, wo sie schon geklärt war, im 20. Bezirk ausgetragen worden ist.
Das berichtige ich, und jetzt denke ich mir, es tut der Jugendarbeit nichts Gutes, wenn man ihnen Straftaten unterstellt, wo sie überhaupt nichts damit zu tun haben und ganz im Gegenteil (GR Mag. Wolfgang Jung: Das hat nichts mit Berichtigung zu tun!) gerade an diesem Tag deeskalierend und der Exekutive helfend unterwegs waren. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
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