Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 71 von 102
kennen das Projekt nicht oder Sie haben den Akt nicht einmal gelesen.
Das Projekt NACHBARINNEN arbeitet mit MuseumspädagogInnen, mit BildungsberaterInnen. Es gibt dort Deutschkurse, Informationen über Nostrifikationen, zu Gewaltschutz. Es wird mit der Arbeiterkammer zusammengearbeitet. Es gibt Informationen zur Lernhilfe, zur Gesundheit, zum Mietrecht. Es ist so weitläufig eingebettet in die Gesellschaft hier, dass mir nicht nachvollziehbar ist, wie Sie den integrativen und inklusiven Aspekt dieses Projektes nicht sehen können.
Es ist ein Projekt, das all diese Bereiche umfasst, und zwar mit der Gesellschaft hier. Genau das ist Ziel und Absicht dieses Projektes: die Inklusion in die Gesellschaft! Ja, es ist ein vorbildhaftes integrations- und frauenpolitisches Projekt, das Sie hier heute ablehnen werden, weil das Ihre Haltung ist: Grundsätzlich lehnen Sie integrationspolitische Projekte - auch ein ausgezeichnetes wie das hier vorliegende - ab.
Dann kann ich das dem Kollegen Hobek auch noch sagen: Es gibt schon ein Wort dafür, wenn alle Bereiche abgedeckt werden, wenn es eine, wie Sie gesagt haben, umfassende Beratung gibt, das heißt ganzheitlich. Das ist eine ganzheitliche Beratung, die hier stattfindet, und ganzheitlich macht Sinn!
Ganzheitlich macht deswegen Sinn, weil ich, wenn ich keine Arbeit habe, dann irgendwann vielleicht ein Problem habe, meine Miete zu bezahlen. Das Ganzheitliche macht Sinn, weil ich, wenn ich keine Arbeit habe, dann vielleicht eine Ausbildung brauche, damit ich wieder zu einer Arbeit komme. Wenn ich Gewalt erlebe, vielleicht in der Familie, und meine Kinder von Gewalt betroffen sind, dann macht es vielleicht Sinn, Beratung zur Scheidung und zum Gewaltschutz zu bekommen. Wenn ich Kinder habe, dann brauche ich auch Beratung zur Bildung, zur Schule, zu Lernhilfen und auch zu Deutschkursen, vielleicht für mich selber oder für meine Kinder und meine Familie. All das macht Sinn, wenn es eine ganzheitliche Beratung gibt, eine inklusive und eine integrative wie hier in diesem Projekt.
Dieses Projekt wendet sich vorwiegend an Familien, das heißt, es ist ein familienpolitisches Projekt, das Sie hier ablehnen. Und es hat Frauen als zentrale Akteurinnen. Diejenigen, die die Unterstützungsarbeit leisten, sind Frauen und sind selber auch Frauen aus der Community.
Jetzt stoßen Sie sich mitunter auch an der Mehrsprachigkeit. Ich versuche ja zu verstehen, was genau Sie stört. Was ist das, was Ihnen Ängste macht? Warum stellen Sie sich gegen so ein Projekt? Jetzt nehme ich wahr, Mehrsprachigkeit ist für Sie eine Irritation. Aber ich kann Ihnen sagen, Mehrsprachigkeit braucht Ihnen nicht Angst zu machen! Mehrsprachigkeit ist ein Gewinn, Mehrsprachigkeit ist eine Bereicherung. Mehrsprachigkeit bedeutet nämlich, sich in verschiedenen Welten bewegen zu können. Und das machen die Mitarbeiterinnen hier. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das Problem ist, dass sie ja nicht mehrsprachig sind, sondern einsprachig!)
Haben Sie das Projekt auch nicht gelesen? (GR Mag. Wolfgang Jung: Ich habe über dieses Thema schon vor zehn Jahren geredet! Als Sie noch gar nicht da waren!) Seit mehreren Jahren gibt es dieses Projekt jetzt schon. Das sind mehrsprachige Mitarbeiterinnen. Die NACHBARINNEN - das sind ja die Namensgeberinnen dieses Projektes - sind tatsächlich Nachbarinnen, die sind mehrsprachig. Hier sieht man, welchen Gewinn die Mehrsprachigkeit mit sich bringt, welchen Gewinn für die gesellschaftliche Integration. Das ist das, was dieses Projekt macht.
Herr Kollege Haslinger, was Sie betreiben, das ist schon rufschädigend! Das ist schon rufschädigend, wenn Sie sagen, das Finanzgebaren dieses Vereines wäre irgendwie seltsam, und dann zählen Sie das Finanzvolumen auf. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das hat er nicht gesagt!) Das Finanzvolumen an sich ... (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Ja, zwischen den Zeilen ist es recht deutlich. (GR Armin Blind: Wie kann man zwischen den Zeilen sprechen?) Es ist recht deutlich, wenn Sie sich darauf beziehen, wer da alles involviert wäre.
Ich kann Ihnen sagen, wer involviert ist. Dieses ausgezeichnete Projekt ist von einer sehr engagierten Ärztin und von einer sehr engagierten Sozialarbeiterin gegründet worden. (Zwischenrufe bei der FPÖ.) Das sind diejenigen, die das ins Leben gerufen haben. Also wenn jetzt ein Projekt viel Geld macht und ein großes Finanzvolumen hat, ist es Ihnen nicht recht, und wenn ein Projekt kein Geld hat, ist es Ihnen auch nicht recht. Wenn Produkte hergestellt werden, die verkauft werden, ist es Ihnen ebenfalls nicht recht.
Sie stellen es in einen dubiosen Zusammenhang. Also warum reden Sie hier darüber? Welchen Grund hätte es denn? Es gibt daran nichts Dubioses, es gibt an der Finanzgebarung des Vereines nichts Dubioses, und es gibt im ganzen Verein überhaupt nichts Skandalöses. Es ist ein Verein, der wirklich hervorragende, beispielhafte und vorbildhafte Integrationsarbeit leistet. (GR Mag. Wolfgang Jung: Also können Sie uns die richtige Bewertung sagen!)
Es ist so bezeichnend für die Ideologie und für die Politik, für die Sie stehen, dass Sie wieder einmal ein frauen- und integrationspolitisches Projekt ablehnen werden! (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Zum Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau Berichterstatterin hat das Schlusswort. Bitte.
Berichterstatterin GRin Safak Akcay: Danke, Herr Vorsitzender.
Also NACHBARINNEN in Wien - Muttersprachliche Begleitung von migrantischen Familien wurde im Oktober 2012 gegründet. Der Verein bezweckt eine lösungsorientierte Unterstützung für Familien, um eine Verbesserung ihrer Lebenssituation herbeizuführen. In einem Jahr sollen zirka über 200 Familien erreicht werden. Es geht darum, jenen Teil der Migrantinnen zu erreichen, die eher isoliert leben und wenig an der österreichischen Gesellschaft teilhaben.
Im Projekt sind bis zu 21 Mitarbeiterinnen eingestellt und bis zu 43 Lehrhelferinnen, die daran arbeiten, meine
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