Gemeinderat, 11. Sitzung vom 29.06.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 102
wir präsentiert bekommen, wenn es um das Parkpickerl in Favoriten geht, dass ein Bezirksrat der Freiheitlichen nicht anwesend war und na, meine Damen und Herren, stimmt, der Kollege war nicht anwesend … Da gibt es das Protokoll über die Sitzung der Bezirksvertretung des 21. Bezirkes vom Mittwoch, dem 13.4.2016: Der Antrag wird mit den Stimmen der Freiheitlichen, der ÖVP, der Liste WIFF und der NEOS abgelehnt, meine Damen und Herren. Wir haben einen mehrheitlichen Beschluss der Bezirksvertretung Floridsdorf, dass diese Flächenänderung nicht vorgenommen werden soll. Es gibt einen Mehrheitsbeschluss, meine Damen und Herren von Sozialdemokraten und von den GRÜNEN, es interessiert keinen, es interessiert offenbar keinen!
Also, man kann beschließen, was man will, denn es sagt natürlich ein jeder, der Gemeinderatsbeschluss steht über den Beschlüssen der Bezirksvertretungen. Und das ist es: die Superedel- und Musterdemokraten! Also in Wahrheit können die Bezirke beschließen, was sie wollen, SPÖ und GRÜNE fahren drüber, und das ist wirklich verwerflich, meine Damen und Herren. Wir stimmen diesem Poststück natürlich nicht zu. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma. - Ich erteile es ihr.
Ich darf auch ersuchen, den Geräuschpegel ein bisschen zu senken.
GRin Susanne Bluma (SPÖ): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Werte Kolleginnen und Kollegen!
Ich hab das Gefühl, einen Teil der Kollegenschaft muss ich jetzt aufwecken. Ich möchte vorausschicken, dass ich den Kollegen Irschik persönlich mag, ihm immer mit sehr, sehr viel Wertschätzung entgegentrete - das beruht übrigens auf Gegenseitigkeit. Aber Wolfgang, das war so ziemlich unpackbar. Und ich hoffe, dass viele Floridsdorferinnen und Floridsdorfer (Beifall bei der SPÖ.) das gehört haben, denn eine Rede gespickt mit Verschwörungstheorien - ich habe mich gefühlt wie im Land der Trolle, obwohl wir über Floridsdorf reden.
Also, gestatten Sie mir bitte, werte Kolleginnen und Kollegen, dass ich ein bisschen Licht ins Dunkel bringe und dass ich hier die Möglichkeit habe, es so darzustellen, wie es wirklich ist.
Floridsdorf: Im ausklingenden 19. Jahrhundert gab es in Floridsdorf einen Vorzeigebetrieb, und zwar die Brauerei Jedlesee Rudolf Dengler AG. Rudolf Dengler hat diese Magdalenenhof - das Objekt, von dem wir heute sprechen - als Witwenwohnsitz für seine Mutter Elise erbauen lassen, das war 1911. Architekt Paul Hoppe hat die Entwürfe dafür gestaltet, die Villa ist ein hervorragendes Beispiel für Bauten des Großbürgertums am Ende der Monarchie und wurde deshalb zu Recht unter Denkmalschutz gestellt. 1914 verstarb Elise Dengler, und während des Ersten Weltkrieges diente der Magdalenenhof den Offizieren. 1928 erwarb die Stadt Wien die Liegenschaft am Bisamberg, und ab diesem Zeitpunkt war die Villa Unterkunft für Forstarbeiter der Stadt. 1955, und wir sind jetzt in den Nachkriegsjahren, wurde an dieser Stelle im Magdalenenhof ein Ausflugslokal errichtet.
Versetzen wir uns jetzt ganz kurz in die Zeit zurück: 1955, nach dem Krieg, die Leute haben begonnen, wieder hinauszugehen, Ausflüge zu machen. Der Bisamberg war damals schon attraktiv, man wollte ihn noch attraktiver machen, und für diesen Zweck wurde ein Ausflugslokal eingerichtet. Und genau aus dieser Zeit und aus diesem Grund stammt die Zweckbindung für eine gastronomische Nutzung, die wir bis heute haben. Im Laufe der Jahrzehnte - und das wurde von meinen Vorrednern ja ausgeführt - wurde der Betrieb der Villa an mehrere Pächter vergeben. Wir sind jetzt 61 Jahre später, und wir haben heute eine ganz andere Realität. Das Freizeitverhalten der Menschen hat sich verändert, der Bisamberg dient heute vorwiegend als Naherholungsgebiet für Floridsdorf.
Naherholungsgebiete sind schützenswert, ich glaube, da stimmen wir alle überein. Ich möchte, was da so ein bisschen ins Lächerliche gezogen wurde, noch einmal untermauern: Ja, es war der ehemalige Bezirksvorsteher Ing. Heinz Lehner, der eine Bisamberg-Garantie ausgesprochen hat. Die Bisamberg-Garantie bedeutet, der Bisamberg wird als Naherholungsgebiet für die Floridsdorferinnen und Floridsdorfer erhalten. Ich erinnere mich an die Antrittsrede des Bezirksvorstehers Georg Papai - und ich glaube, der Wolfgang Irschik war auch dabei -, bei der er diese Bisamberg-Garantie unterstrichen hat.
Die Bisamberg-Garantie bedeutet aber auch natürlich die Einschränkung oder die Verhinderung des motorisierten Individualverkehrs, das heißt auf Deutsch: keine Autos in der Senderstraße. Und dieses Faktum, nämlich, dass man mit dem Auto da nicht hinauffahren kann, erschwert nachweislich das wirtschaftliche Führen eines Gastronomiebetriebes. Das haben die Pächter erlebt, und das letzte Beispiel wurde von meinem Vorredner ja sehr plakativ hier angeführt - auch dieser Gastronomiebetrieb, obwohl auf höchstem Niveau, konnte nicht überleben.
So, hier sind wir jetzt angelangt. Die Villa steht heute leer. Das ist schade, und im neuen Planentwurf ist nichts anderes vorgesehen, als die ausschließliche Nutzung als Gastgewerbebetrieb zu streichen. Nicht mehr und nicht weniger. Und ja, weil Sie, Kollege Gara, von einem Waldkindergarten gesprochen haben - eine Idee, die mir irrsinnig gut gefällt: Ich habe mir vor eineinhalb Monaten einen Waldkindergarten in Bergen in Norwegen angeschaut. Ich würde mir nichts mehr für die Floridsdorfer Kinder wünschen, als einen Waldkindergarten, großartig, da sind wir einer Auffassung.
Ich möchte jetzt für meinen Bezirk, für Floridsdorf, Folgendes festhalten: Punkt 1 - die Bisamberg-Garantie ist unantastbar, Punkt 2 - Kubatur und Höhe des Magdalenenhofs bleiben beibehalten, und Punkt 3 - eine hinkünftige Nutzung, die auch ein Benefit für die Floridsdorferinnen und Floridsdorfer darstellt, ist aus Bezirkssicht wünschenswert. Und ich ersuche Sie, unter diesem Aspekt diesem Antrag zuzustimmen. Danke sehr. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet, die Debatte ist geschlossen. Die
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