Gemeinderat, 17. Sitzung vom 12.12.2016, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 129
Entwicklung, wir brauchen diese Zukunftsmittel, und wir stellen diese Zukunftsmittel trotz der angespannten Budgetlage auch 2017 zur Verfügung.
Herr Prof. Ehalt, der mittlerweile in den Ruhestand getretene Wissenschaftsreferatsleiter der MA 7 hat im Wissenschaftsbericht der Stadt Wien 2015 geschrieben, dass die Universitäten als Institutionen im Hinblick auf die menschlichen Möglichkeiten etwas Paradiesisches hätten. Er relativiert das dann auch und meint, unter dem Leistungsdruck sieht das heutzutage dann doch schon sehr anders aus. Da kann man ihm nur zustimmen, denn viele Studien belegen mittlerweile, dass die Arbeitsbedingungen der Wissenschaft alles andere als rosig sind.
Was meine ich damit genau, warum diese Arbeitsbedingungen wenig rosig sind, warum die Rahmenbedingungen, an denen die Politik natürlich auch maßgeblich mitbeteiligt ist, sich zunehmend verschlechtern? - Zum einen handelt es sich um prekäre Beschäftigungsverhältnisse, die sich daraus ergeben, dass die Verträge befristet sind. Oftmals handelt es sich nur mehr um Einjahresverträge. Mobilität wird in der Wissenschaft besonders groß geschrieben, aber Mobilität ist mit Beruf und Familie, gerade in einer Phase, in der sowohl Familienplanung und Karriereplanung aktuell sind, sehr schwer vereinbar. Auch die Einkommenssituation der universitären Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeiter ist alles andere als rosig, man kann hier durchaus schon von einem neuen Prekariat sprechen. Auch „Die Presse“ hat notiert, dass die Forschung in Österreich ein Imageproblem hat und hier Resignation, Überstunden, schlaflose Nächte bis hin zum Burn-out zu dominieren beginnen und sich sehr viel Erschöpfung breitmacht.
Ich denke, wir als Stadt Wien können viele dieser Probleme nicht lösen, denn sie basieren auf einer rechtlichen Ebene, sie basieren auf den gesetzlichen Forschungsbedingungen, sie basieren auf Entwicklungen, die auf europäischer Ebene stattfinden und dort auch kritisiert werden. Aber wir können doch einiges tun, damit Wissenschafterinnen und Wissenschafter in Wien bleiben, dass sie gute Arbeitsbedingungen haben, dass sie gute Forschungsbedingungen haben.
Was machen wir? Wir fördern nicht nur die 20 Universitäten in Wien, die Privatuniversitäten, die Fachhochschulen und auch sehr viele große Forschungsinstitute. Hinter diesen Institutionen leisten exzellente Menschen großartige Arbeit, die von diesen Forschungsgeldern, diesen Wissenschaftsgeldern profitieren können. Wir geben nach wie vor - man möchte es nicht glauben in Zeiten der Digitalisierung - auch Geld her, um Publikationen zu fördern. Publikationen sind im Wissenschaftsbereich ein ganz wesentlicher Faktor, hier unterstützen wir ForscherInnen, hier unterstützen wir junge Menschen. Stipendien sind auch ein wichtiger Faktor in der Wissenschaftsförderung, genauso wie Projektförderungen. Hier liegt ein Schwerpunkt auf junge Forscherinnen und Forscher.
Ich freue mich auch, dass Frauen besonders zum Zug kommen und gefördert werden. Wissenschaft trägt ja nicht nur in ihren jeweiligen Fachdisziplinen etwas zum Fortschritt bei, sondern auch im Bereich der Gleichstellung. Diversity ist in den Wissenschaften verankert, ist in den Universitäten verankert, und mit einer konsequenten Quotenpolitik hoffe ich, dass zumindest die Frauenanteile zukünftig auch weiter steigen werden und sich an den Frauenanteil bei den Studierenden annähern, der mittlerweile ja bei 52 Prozent liegt. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Siegi Lindenmayr.)
Um noch ein paar Beispiele zu nennen, was die Wissenschaftsförderung in Wien weiter ermöglicht: Wir fördern Dissertationen und Diplomarbeiten. Das ist vielleicht am Anfang nicht viel, aber gibt jungen Forscherinnen und Forschern eine Basis, eine Anerkennung, einen Anreiz, um hier weiterzumachen, es bestätigt sie, in diesem Bereich zu bleiben. Wir haben mit dem WWTF die Vienna Research Groups for Young Investigators, das ist auch eine ganz spannende Sache und unterstützt junge ForscherInnen. Und egal, ob beim WWTF oder beim Wiener Hochschulförderungsfonds, was wir generell beobachten, ist, es gibt viel mehr exzellente Projekte, als wir fördern können. Es ist auf der einen Seite natürlich erfreulich, dass wir in Wien so viel exzellentes Potenzial, so viele geniale Forscherinnen und Forscher und förderungswürdige Erkenntnisse haben, auf der anderen Seite natürlich auch ein bisschen traurig, denn gewisse Forscherinnen und Forscher können dann ihre Forschung nicht fortsetzen. Ich würde mir natürlich wünschen, dass wir hier mehr Mittel zur Verfügung hätten, aber so ist das nun einmal nicht. Auch die Fonds, die wir fördern, legen einen Schwerpunkt auf junge Forscherinnen.
Ich will nicht verhehlen, dass ich mir auch wünschen würde, dass wir in der Projektförderung und in der Vereinsförderung im Wissenschaftsbereich, so wie zunehmend in anderen Bereichen, wenn es von den Trägern gewünscht wird, zu einer Mehrjahresförderung kommen könnten. Gerade weil die Unsicherheit wächst, nicht nur in der Wissenschaft, aber auch in der Wissenschaft, sind die Beständigkeit und die Verlässlichkeit von Beziehungen sehr wichtig.
Die Stadt Wien als Wissenschaftsförderin bietet 2017 auch weiterhin eine sehr verlässliche Beziehung zu den Einrichtungen und ForscherInnen in Wien und zur wissenschaftlichen Arbeit und Forschung, die in diesen Institutionen betrieben wird. Wir sind sehr stolz als rot-grüne Stadtregierung, dass wir an der Wissenschaftsstadt Wien teilhaben können, dass wir diese Wissenschaftsstadt weiter unterstützen können. Wir schätzen den ForscherInnengeist und auch die Menschen in der Wissenschaft. Mit der Wissenschaftsförderung, die im Budget der Stadt Wien inkludiert ist, ermöglichen wir das, und dementsprechend würde ich mir natürlich wünschen, hier große Zustimmung zu bekommen, denn das ist eine Investition in Zukunft, in junge Menschen, in Frauen, die in der Forschung wirklich einen Platz verdient haben in Wien, einen Platz, der international Anerkennung verdient und der die Zukunft dieser Stadt weiterhin erheblich positiv beeinflussen wird. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Die Rede war punktgenau 10 Minuten. Die verbleibende Restredezeit für die Grüne Fraktion beträgt 9 Minuten. Zu Wort ge
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