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Gemeinderat, 17. Sitzung vom 12.12.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 80 von 129

 

von der Fachhochschule Wien. Herzlich Willkommen. (Allgemeiner Beifall.)

 

Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Bluma. Ich erteile es ihr. Gewählte Redezeit 10 Minuten, fraktionelle Restredezeit ist 25 Minuten.

 

17.38.25

GRin Susanne Bluma (SPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Werte Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Studierende!

 

Ich freue mich sehr, dass Sie an unserer Diskussion Interesse haben. Ich freue mich auch über das Bekenntnis meiner Vorrednerinnen und Vorredner zu Wien als Kulturstadt. Wir stehen zur Kulturstadt Wien, wir stehen auf die Kulturstadt Wien und ja, jeder Cent, der in Kunst und Kultur investiert wird, fließt vielfach zurück.

 

Ich möchte meine Rede aber heute einem Thema widmen, das nicht nur den materiellen Aspekt von Kunst und Kultur beleuchtet, ich möchte Kunst und Kultur für alle Wienerinnen und Wiener in einer gerechten Stadt sehen. Wenn ich über Kunst und Kultur spreche, dann spreche ich immer über Kunst und Kultur für alle. Das heißt, alle Menschen können und sollen am kulturellen Leben in unserer Stadt teilhaben. Kunst und Kultur sollen Menschen begleiten, und zwar in jedem Lebensabschnitt, sei es in der Kindheit, sei es in einer anderen Lebensphase, und vor allem auch in jedem Stadtteil unserer Stadt.

 

Wien wächst, Wien entwickelt sich weiter, und die Kultur muss ein Teil dieser Weiterentwicklung sein. Wenn neue Stadtteile entstehen - und das haben wir in unserer Stadt zur Zeit ja an verschiedenen Orten -, dann muss die kulturelle Infrastruktur immer mitgedacht werden. Und das wird sie auch in der Regel. Aber darüber hinaus muss auch geschaut werden, dass kulturell unterversorgte Gebiete in unserer Stadt - und die gibt es auch - unterstützt werden.

 

Lassen Sie mich das anhand eines Beispiels erklären: In Wien gibt es ungefähr 40 Theater, eines davon ist links der Donau. Auch in anderen Kunstbereichen haben wir ein tolles und vielseitiges Angebot in dieser Stadt, je näher man dem Zentrum kommt. Und wieder sind es die Bezirke am Stadtrand, deren einziges Museum oft das Bezirksmuseum ist. Ich möchte hier nicht missverstanden werden, ich finde die Bezirksmuseen eine großartige Einrichtung in unserer Stadt, aber das ist doch zu wenig, meine ich. In einer lebenswerten Stadt, in einem lebenswerten Bezirk und einem lebenswerten Grätzel braucht es Kultureinrichtungen, es braucht Kulturinitiativen und es braucht sogenannte kulturelle Nahversorger. Das heißt, neue Stadtteile brauchen kulturelle Treffpunkte, die unterschiedlich bespielbar und die für alle Menschen zugänglich sind. Dort, wo wir eher kulturell unterversorgt sind, muss die bestehende kulturelle Infrastruktur, die wir ja haben, ausgebaut werden und es muss auch darüber nachgedacht werden, ob Kunst nicht auch an ungewöhnlicheren Orten stattfinden kann. Wir haben auch in den Außenbezirken Institutionen wie Volkshochschulen, wie Büchereien, wie Märkte, Gemeinschaftsräume, und ja, ich möchte nicht einmal vor dem öffentlichen Raum Halt machen. Auch der öffentliche Raum könnte Spielstätte und Begegnungszone sein.

 

Kulturangebote in den Außenbezirken müssen sichtbar gemacht werden, besser sichtbar gemacht werden, denn sie finden ja zum Teil schon statt, und auch neue Kulturangebote müssen geschaffen werden. Ich möchte drei ganz konkrete Projekte erwähnen, die dazu angetan sind, das auf den Weg zu bringen, was ich meine. Das eine sind einmal Kulturpartnerschaften, die gefördert werden sollen, das heißt, Kulturschaffende, Kulturinitiativen in den Innenbezirken, die aktuell ihre Spielstätten innerhalb des Gürtels haben, gehen hinaus, gehen in die Außenbezirke. Temporär oder auch für immer.

 

Ich kann aus der Praxis ein sehr gutes Beispiel erwähnen, das Puppentheater Lilarum. Ich nehme an, das ist uns allen bekannt, ein großartiges pädagogisches Theater, nicht nur für die Kleinsten, sondern auch für Erwachsene. Dieses Lilarum wird im nächsten Jahr vor Weihnachten eine Spielstätte in der Großfeldsiedlung haben. Wer schon einmal mit Kindergartenkindern unterwegs war - denn auch diese werden angesprochen -, von einem Bezirk wie Floridsdorf oder der Donaustadt zum Beispiel zur Spielstätte des Lilarum im 3. Bezirk und beobachtet, wie es da wurlt und was das für ein Aufwand ist, der wird verstehen, dass es mir ganz, ganz wichtig ist, dass die Floridsdorfer Kinder eine Spielstätte im Bezirk haben - wenn auch jetzt einmal nur als ein temporäres Projekt. Ich finde es schon gut, wenn Kunst- und Kulturinitiativen sich auch als Dienstleisterinnen und Dienstleister der Menschen verstehen und dort hingehen, wo die Menschen auch zu Hause sind. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.) Also ein, so meine ich, sehr niederschwelliges und ganz gut geglücktes Projekt einer Kulturpartnerschaft.

 

Ein zweites Beispiel, das ich erwähnen möchte, ist „Wien Museum on Tour“. Ich glaube, es ist uns allen klar, dass während der Umbauarbeiten der Vollbetrieb im Wien Museum so nicht aufrechterhalten werden kann. Deshalb erscheint es mir nur logisch, einzelne Ausstellungen des Wien Museums - und da gibt es ja ganz, ganz viel, was wir auch in den Archiven und Lagern haben - in Spielstätten, in Ausstellungsorte in die Außenbezirke zu bekommen. Und mein insgeheimer Wunsch wäre, dass nicht alles dann wieder zentral zusammengezogen wird, sondern dass die eine oder andere Spielstätte sich dafür dann eignet, um auch immer bespielt zu werden.

 

Das Dritte, das ich nicht verheimlichen möchte, weil es wirklich ein großartiges Förderprogramm ist, ist SHIFT. Durch SHIFT soll innovative, neue Kunst möglich gemacht werden, und zwar abseits der kulturellen Trampelpfade. Ich meine das jetzt nicht abwertend, sondern wieder Kulturinitiativen hinaus in die Außenbezirke. Um möglichst viele Menschen dort auch zu erreichen, ist die Zusammenarbeit mit den Bezirken etwas ganz, ganz Wichtiges. Bezirke wissen ja am besten, wie man an die Bevölkerung herankommt. Es soll eine Win-win-Situation sein, sowohl für die Kulturinitiativen, die hinauskommen, als auch für die Menschen, die in den Außenbezirken leben.

 

Kunst und Kultur müssen möglichst viele Menschen erreichen, ich glaube, da sind wir alle einer Meinung.

 

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