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Gemeinderat, 18. Sitzung vom 16.12.2016, Wörtliches Protokoll  -  Seite 91 von 99

 

Das ist dann die in der Bundesjugendvertretung auch vertretene verbandliche Jugendarbeit, wie zum Beispiel die Katholische Jugend, die ÖVP-Jugend, die Sozialistische Jugend, aber auch die Gewerkschaft, und so weiter, und so fort. Sie können das natürlich einsehen, das ist überhaupt kein Problem. Und wir trachten auch immer sehr danach, dass möglichst viele unterschiedliche Fraktionen in diesen Vorständen zugegen sind. Der Grund dafür ist, dass einer der wichtigsten Punkte für uns ist, dass die Jugendarbeit aus dem Kleinklein und dem parteipolitischen Hickhack herausgehalten wird. Wir wollen eben diesen Verruf und diese Art nicht, die Sie hier anwenden, nämlich die Verunglimpfung der Vereine als SPÖ-Vereine, in denen man seine Statthalter sitzen hat.

 

Gleichzeitig aber wollen wir natürlich schon auch aktiv diese Arbeit mitgestalten und sind deswegen auch bereit, und zwar alle, die wir dort sitzen, egal, ob Rot oder Grün oder Schwarz oder auch andere in Vorständen Vertretene wie die FPÖ, sozusagen da ehrenamtlich mitzuhalten. Warum? Weil wir offene Jugendarbeit, Grätzelarbeit, Stadtteilarbeit für wichtig und richtig erachten und auch mitgestalten und unterstützen wollen. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Ich darf Ihnen auch mitteilen, Kollege Wiederkehr - es mögen Menschen zu Ihnen kommen, die Ihnen sagen, das ist alles überkommen und alt und nicht mehr up-to-date oder sonst noch was -: Es kommen extrem viele Delegationen, Sie können sich da gerne einmal erkundigen, nach Wien, um sich definitiv ein europaweites Best-Practice-Beispiel an offener Jugendarbeit anzusehen, nämlich ein Beispiel einer sehr lebendigen, sehr unabhängigen, aber sehr wirkungsorientierten, sozialarbeiterischen und jugendarbeiterischen und kulturellen Arbeit, die hier geleistet wird.

 

Sie ist im höchsten Maße effizient und effektiv, und es sind die meisten Vereine der Wiener Jugendarbeit kontrollamts- und rechnungshofgeprüft. Gerade bei den großen ist das oft der Fall, und das ist uns sehr recht, weil wir dadurch attestiert haben - sei es wienXtra oder auch die Zentren als die größten Träger -, dass wir höchst effizient und effektiv arbeiten, einen niedrigen Overhead haben und eine hohe Wirkung erzielen. Sie werden auch alle eine Einladung erhalten, weil im Frühjahr zur mobilen Jugendarbeit eine Tagung geplant ist, unter anderem zur Wirkungsorientierung und zur Erreichung der Ziele, welche die Prävention oft schwer messbar, aber doch messbar machen, und zwar tatsächlich von einem unabhängigen Institut. Es ist sehr interessant, weil die Frage nach der Wirkung war und danach, wie man die Prävention messen kann und woher wir überhaupt wissen, ob das alles wirkt. Also das wird kommen, und das wird es geben, um sich das noch einmal genauer anzusehen und das zu überprüfen. Wir haben das extern überprüfen lassen, und es sind sehr interessante Zahlen. Ich habe das jetzt nicht da, aber ich kann das nachher gerne sagen, wer die Studie verfasst hat, und so weiter, und so fort. Es wird dazu auch die Enquete geben.

 

Insgesamt wisst ihr alle selber, dass Präventionsmaßnahmen schwierig zu messen sind, das versteht sich von selbst. Das sage jetzt nicht nur ich, sondern auch Präventionsbeamte der Polizei. Aber ich würde mir wirklich für uns alle eine Politik in der Form wünschen, dass wir uns nicht gegenseitig unterstellen, egal, wo man ehrenamtlich mitarbeitet, dass man dort aus unredlichen und selbstsüchtigen oder parteipolitischen Intentionen operiert. Dafür seid ihr selber auch genug in Vereinen tätig, um zu wissen, dass es nicht so ist. Ich würde mir wirklich wünschen, dass die Vereine der offenen Jugendarbeit mit Förderungen der Stadt Wien nicht als Vorfeldorganisationen verunglimpft werden, was hier leider passiert. Und was ich von den Vereinen höre, ist eher, dass sie mit großer Sorge dann auch die Berichterstattung wie zum Beispiel zum Verein Alte Fleischerei verfolgen, weil qualitätsvolle offene Jugendarbeit, die ganz sicher ein bedeutsamer Sozialisationsort für junge Menschen in Wien ist, in parteipolitisches Hickhack hineingezogen wird, über dem wir ansonsten drüberstehen. Nichtsdestotrotz sind aber auch diese Vereine froh über jene PolitikerInnen, die sich in den Vereinen und in den Vorständen ehrenamtlich engagieren, um zum Gelingen einer Arbeit beizutragen, die ausgerichtet ist an Humanismus, an kritischen und mündigen BürgerInnen und an der Emanzipation und Befähigung junger Menschen in unserer Stadt. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Zu den immer wieder hervorgekramten Vorwürfen, die es auch noch zum Vorfall am Handelskai mit den afghanischen und tschetschenischen jungen Menschen und unserem Jugendtreff BasE 20 gibt: Ich würde dich wirklich bitten, dass du davon Abstand nimmst, das so zu schildern. Das letzte Mal hat Kollege Valentin dazu gesprochen, dieses Mal wiederhole ich es: Erstens, nein, JugendarbeiterInnen sind keine Freunde und Haberer der Jugendlichen. Sie sind Profis mit unterschiedlichen Ausbildungen - Sozialarbeit, Psychologie, Pädagogik, Sonderpädagogik, et cetera. Meist sind es auch schon Akademikerinnen und Akademiker, die mit jungen Menschen ein professionelles Arbeitsverhältnis haben. Die Basis dazu ist Beziehungsarbeit, das hast du ganz richtig gesagt, ist es, Vertrauen aufzubauen und ist es, die Jugendlichen möglichst lange zu begleiten, sie auf diesem Weg nicht zu verlieren und sie zu stabilen Persönlichkeiten zu machen, die fähig sind, in unserer Gesellschaft etwas beizutragen. Das ist der Auftrag und die Aufgabe der Jugendarbeit in Wien.

 

Sie sind kritisch parteilich, das ist auch der Auftrag, den ihnen die Stadt Wien gibt. Professionell gesagt heißt das, an der Seite der Jugendlichen zu stehen, aber eine Leitfigur zu sein, die Werte vermitteln kann und Werte vermitteln soll und auch Werte vermittelt. Nicht zuletzt wird auch in der Studie „Jugendliche in der offenen Jugendarbeit“, die wir heuer schon besprochen haben und die man nachlesen kann, attestiert, dass die Jugendarbeit Jugendlichen großen Halt gibt und auch in schwierigen Fällen vor dem Abdriften schützen kann. Durch das große Vertrauen, das gegeben ist - Wer unterstützt mich? Wer hilft mir? -, wird der soziale Friede in unserer Stadt unterstützt und bewahrt.

 

Es waren die Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter des BasE 20, die bei diesem Vorfall sowohl Rettung

 

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