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Gemeinderat, 19. Sitzung vom 26.01.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 59 von 125

 

wollen beziehungsweise beschließen, nicht verhindern, dass die Grippewelle zufällig sozusagen zum falschen Zeitpunkt kommt, nämlich gerade dann, wenn das normal gar nicht üblich ist. Normal würde sie, wie in den Jahren davor, nämlich erst jetzt in einer Woche beginnen. Wir können aber nicht verhindern, dass sie gerade zu den Weihnachtsfeiertagen und zum Jahreswechsel grassiert.

 

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Ärzte, aber auch das Pflegepersonal, wissen, dass sie eh nicht die ganze Zeit auf Urlaub gehen können, und das ist auch gut so, denn sie haben sich eben für diesen Beruf entschieden. Aber es muss doch möglich sein - und das wird genau so im Wiener Krankenanstaltenverbund bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beherzigt -, dass ein Teil der Mitarbeiter, die auch Familie und Kinder haben, nicht die ganze Zeit bis ins neue Jahr, aber zu Weihnachten auf Urlaub gehen kann, während die andere Hälfte im neuen Jahr Urlaube macht und ein Teil des Personals wiederum anwesend ist. Und sollte der Fall der Fälle eintreten, dass man Leute braucht, dann werden einige auch vom Urlaub zurückgerufen.

 

Etwas werden wir aber in den zwei Monaten im Jahr sicherlich nicht zusammenbringen: Zehn Monate haben wir das Problem der Grippezeiten ohnedies nicht, dieses Problem tritt immer nur zwei Mal im Jahr auf, nämlich ein Mal im Winter und ein Mal zeitig vor dem Sommer. Und wenn wir heute gehört haben, dass wir eine Auslastung von 85 Prozent haben und die Reservespanne in etwa 15 Prozent beträgt, dann kann es eben passieren, dass diese 15 Prozent nicht ausreichen. Würden wir es aber ganz anders machen und sagen, dass wir jetzt um 15 Prozent mehr brauchen und nicht von 100 Prozent mit 85 Prozent Auslastung ausgehen, sondern das ganze Jahr mit 115 Prozent kalkulieren, dann würden 10 Monate lang 25 bis 30 Prozent der Betten leerstehen.

 

Und ich möchte nicht wissen, was Sie uns dann vorwerfen würden! Dann würden Sie wahrscheinlich sagen: Da stehen leere Betten, die werden gar nicht bespielt, das sind ja zu viele! Wozu braucht man die überhaupt?

 

Das heißt: Das ist die schwierige Situation der politischen Verantwortung, nämlich entsprechende Entscheidungen zu treffen und zu sagen: Für den Fall der Fälle tun wir auch etwas, diesbezüglich kann man sich bemühen, aber da kann ab und zu auch einmal etwas danebengehen.

 

Als in der Gesundheitspolitik engagierter Mensch sage ich Ihnen aber auch: Mir ist es hundert Mal lieber, wenn einmal jemand kurzfristig in einem Bett auf dem Gang im Spital liegt, als wenn wir sagen müssten, dass wir ihn nicht aufnehmen, weil wir keine Gangbetten haben wollen und ihn nicht behandeln können. Das wäre formell der falsche Weg!

 

Aber selbst wenn man - gerechtfertigterweise, weil es der Wahrheit entspricht - lesen konnte, dass es in Spitzenzeiten in Wien 97 Gangbetten gab, darf ich Sie beruhigen: Um die Mittagszeit hat sich diese Zahl auf 27 reduziert. Es hat dann noch immer 27 Gangbetten gegeben, und das sind um 27 Betten zu viel, aber im Zuge des Vormittages wurde bereits auf die Stationen verlagert.

 

Ich sage Ihnen noch etwas, weil ich ein bisschen Ahnung von der Materie habe: Man kann auch nicht, wenn man weiß, dass auf einer Abteilung 10 Betten frei sind, jemanden, der eine schwere Infektion hat, zu einem Frischoperierten ins Zimmer legen, weil dort zufällig ein Bett frei ist! Wenn Sie etwa auf einer Krebsstation zu jemandem, der eine Strahlenbehandlung oder eine Chemotherapie bekommt, nur einen einzigen Grippekranken dazulegen, dann garantiere ich Ihnen, dass die Mortalitätsrate während der Behandlung dort steigt. So vorzugehen, wäre unverantwortlich, und das tun wir auch nicht, sondern wir agieren und reagieren dann, wenn es notwendig ist.

 

Für die manchmal harten Diskussionen möchte ich unserer Frau StRin Sonja Wehsely sehr, sehr herzlich danken. Ich meine, sie hat nicht nur im Bereich der psychiatrischen Versorgung in Wien viel getan, sondern sie hatte auch das unangenehme Thema der Spitalsfinanzierung immer in ihrem Fokus. Sie hat im Prinzip auch das Spitalskonzept 2030 ins Leben gerufen, wobei wir gewusst haben, dass das kein Konzept ist, das wir heute beschließen, morgen angehen und übermorgen fertigstellen. Dabei gibt es Umstrukturierungsmaßnahmen und Umstrukturierungsprozesse, die alle im Prinzip nicht so einfach sind, denn dabei sind Menschen betroffen, die vielleicht nicht mehr so handeln können, wie sie es sich vorstellen. Wenn wir von elf Spitälern in der Endausbauphase letztlich auf sieben reduziert haben, nämlich auf drei mal zwei plus Allgemeines Krankenhaus, wenn wir Schwerpunkte bilden, die vielleicht nicht überall gleich vor Ort sind, dann bedeutet das nichts anderes, als dass es eine Spezifizierung gibt, die sinnvoll ist.

 

Diejenigen, die sich im Gesundheitsbereich auskennen, wissen das: Wenn nicht tagtäglich eine gewisse Anzahl von bestimmten Operationen und Behandlungen vorgenommen wird, wenn das nicht tagtäglich in einer bestimmten Quantität geschieht, dann erreicht man schlicht und einfach die entsprechende Qualität nicht, und das wäre falsch. Genauso wäre es völliger Unsinn, jetzt alles überall in großer Bandbreite anzubieten, sondern es muss und es wird Konzentrationen geben. Diese werden aber sehr behutsam in Abstimmung mit der Bevölkerungsentwicklung in den jeweiligen Regionen vorgenommen, damit die Grundversorgung gewährleistet bleibt. Damit Hand in Hand muss natürlich auch eine Absprache betreffend die Aufrüstung des niedergelassenen Bereichs gehen.

 

Aber tun Sie doch nicht so, als ob die ehemalige und die künftige Wiener Gesundheitsstadträtin der Ärztekammer und der Gebietskrankenkassa anschaffen könnten, wie viele zusätzliche Kassenverträge wir in den nächsten Jahren bekommen! Frau Kollegin Korosec! Sie können es sich wünschen, ich kann es mir wünschen, ich kann auch alle handelnden Personen ersuchen, in diese Richtung zu gehen, aber bestimmen werden auch wir zwei das nicht, selbst wenn wir uns intern einig werden. Dazu gehören mehrere, wir sind dabei gar nicht die Player. Wir haben etwa auch im Bereich des AKH erlebt,

 

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