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Gemeinderat, 22. Sitzung vom 04.05.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 13 von 21

 

Alfred Wansch.) Kollege, lassen Sie mich meine Gedanken bis zum Ende sagen und hören Sie einmal zu und dann können wir sehr gerne darüber diskutieren. Es geht ja nicht darum, jetzt eine frontale Konfrontation durchzuführen, indem wir streiten, wer recht hat.

 

UNESCO Wien generell (Weitere Aufregung bei GR Mag. Dr. Alfred Wansch.) will 43 m haben. Wir haben uns damals in dem Verfahren geeinigt, dass es am Ringturm orientierbar ist, der hat 87 m. Der Plan war mit 73 m, der sich an den Wien-Mitte-Bauten orientiert hat. Der redimensionierte Turm ist jetzt 66 m und die UNESCO will einfach 43 m. Das ist eine sehr interessante Diskussion. Ich persönlich sage, und das ist jetzt meine Meinung, schlank und hoch oder schlank und lang ist einfach schöner, als wenn man dauernd von oben draufhaut und staucht und das wird unten immer blader. Das ist eine Frage. Das empfinde ich jetzt nicht als besonders schön. (GR Mag. (FH) Alexander Pawkowicz: Das Problem sind nicht die Hochhäuser! Das Problem ist der Standort!) Ja, gerade auch dieser Standort. Gehen Sie doch hin, Herr Pawkowicz, und schauen Sie sich diesen Standort jetzt einmal an! Sie können doch nicht sagen, dass der Standort dort jetzt einfach schön und toll ist! Schauen Sie sich (GR Dr. Wolfgang Aigner: Aber das ist verloren! Dann hat die Stadt Wien verloren!) die Pläne an und schauen Sie sich an, wie das jetzt durchgeführt worden ist, und dann werden Sie entscheiden.

 

Wir haben uns 2012 zu einem kooperativen Verfahren bekannt. In diesem kooperativen Verfahren waren der Investor, der Wiener Eislaufverein, das Hotel InterContinental, das Konzerthaus, das Stadtplanungsressort, die Planungssprecher, die Bezirke, Bezirksvorsteher, Expertinnen und Experten von der Architektur, der Denkmalschutz und der Städtebau dabei. (GR Dr. Wolfgang Aigner: Und der Gemeinderat?) Ich meine, das sind ja nicht irgendwelche Leute. Dort wurden dann auch Workshops errichtet. 50 Leute haben teilgenommen. Es wurde dann auch vom Investor eine Ausstellung durchgeführt. Alle waren involviert. Nachher kam es in die Stadtentwicklungskommission. So viel zum Kollegen Unger, der sagt, es wurde nur unter Experten besprochen und die gewählten Mandatarinnen und Mandatare und die Demokratie waren in der Stadtentwicklungskommission nicht eingebunden, 2013 wenn es mich nicht täuscht. Da war auch Ihre Fraktion, alle Fraktionen waren dabei. Das wurde dort sehr wohl besprochen. Es hat einen Wettbewerb gegeben, der Architekt Isay Weinfeld hat ihn gewonnen. Er gilt als der Architekt der schlichten Architektur mit einer schlichten Bebauung. Dann hat es mehrfach den Architekturbeirat gegeben. Dann wurde es noch redimensioniert. Also zu sagen, dass das in einer Husch-Pfusch-Aktion gemacht wird, ist einfach nicht richtig! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Gerade bei diesem Projekt ist mir immer wieder eingefallen, verzeihen Sie mir, wenn ich jetzt hier Konfuzius zitiere, der einmal gesagt hat: „Es gibt drei Möglichkeiten, richtig zu handeln: Durch Nachdenken, das ist die edelste, durch Nachahmen, das ist die leichteste, und durch Erfahrung, und das ist die bitterste.“ Ich würde sagen, bei der Vorbereitungsphase und bei dem Einsatz von all diesen Expertinnen und Experten sind wir sehr wohl den ersten Weg gegangen.

 

Bei Nachahmung kann ich schwer sagen, ob jetzt der Isay Weinfeld den Eislaufverein beim Rockefeller-Center abgekupfert hat oder nicht. Jedenfalls ist es in Wien viel schöner und viel besser gelungen und eine viel größere Eisfläche als in New York. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Gehen wir zum letzten Satz „durch Erfahrung und der bitterste Weg“, weil die Alternative ist nicht immer die bessere. Wie ich 2002 in den Gemeinderat eingezogen bin, war eines der ersten Dinge, in die ich involviert war, die Diskussion mit dem Weltkulturerbe und die Wien-Mitte-Diskussion. Ich kann mich noch erinnern, 2003 hat mich der StR Schicker nach Paris entsandt, weil es dort eine Sitzung gab, da hat es auch Vertreter anderer Länder der UNESCO gegeben, um dort auch für Wien zu lobbyieren, dass wir den Weltkultur-Status erlangen. Dort habe ich sehr wohl in einzelnen Gesprächen mit sehr vielen Vertreterinnen und Vertretern auch aus arabischen Ländern, die dort in der Kommission sitzen, erfahren, dass es sehr oft gar nicht mehr so um das Fachliche geht, sondern es schon auch sehr viele politische Diskussionen gegeben hat, sozusagen Europa liest uns in der Dritten Welt immer die Leviten, wie wir zu agieren haben. Jetzt haben wir die Chance, europäischen Ländern auch was zu sagen.

 

Schauen wir uns an, was aus Wien-Mitte geworden ist. Es kann doch bitte keiner von Ihnen jetzt sagen, dass dieser redimensionierte, umgebaute Bereich in Wien-Mitte wirklich eine gelungene Geschichte geworden ist! Und wenn man schon dort ist, und das hat der Herr ehemalige Stadtrat Schicker sehr schön in einem Artikel geschrieben, dann gehen Sie ein paar Meter weiter zu dem Gerichtsgebäude an der Marxerbrücke, übrigens von den gleichen Architekten konzipiert, die damals Wien-Mitte konzipiert haben: Ein schlanker hoher Turm. Hand aufs Herz, schauen Sie sich dort an: Was ist besser gelungen? Das, was in Wien-Mitte passiert ist oder wie dort jetzt St. Marx gelöst worden ist? Und durch diesen hohen Turm dort haben wir weder das Weltkulturerbe verloren noch haben wir die Stadt verschandelt!

 

Noch ein Wort zu ICOMOS. Sie haben vor allem eines nicht … (StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Unfassbar!) Was ist da unfassbar, Frau Stadträtin? Was ist da unfassbar? Gefällt Ihnen der Turm an der Marxerbrücke nicht? Gehen Sie doch hin und schauen Sie sich den Unterschied an, was aus Wien-Mitte geworden ist und wie es anders hätte gelöst werden können! (StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Es ist auch arg, aber es ist wenigstens nicht im Kern!) Gut. Im Übrigen damals, wenn wir schon dabei sind, waren das die gleichen Argumente, der Heilige - wie hat er geheißen? - Canaletto, der Canaletto hat einen heiligen Blick gehabt. Das hat damals genauso für Wien-Mitte gegolten: Weltkulturerbe wird entzogen, die Gebäude werden höher als der Stephansdom. Im Übrigen: ICOMOS ist einfach eine Organisation, ein Verein, der eine NGO ist, der nicht demokratisch legitimiert ist und der prinzipiell gegen Hochhäuser ist. Der hätte bei der Neuentwicklung des Hauptbahnhofs

 

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