«  1  »

 

Gemeinderat, 23. Sitzung vom 05.05.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 30 von 102

 

der FPÖ.) Das habe ich ja gesagt: Die Touristen werden sich das trotzdem weiterhin anschauen, jeder wird auch das Schloss Schönbrunn weiterhin besuchen, egal, ob das Schloss Schönbrunn ein Weltkulturerbe ist oder nicht!

 

Ich möchte trotzdem noch einmal die Alternativen in Erinnerung rufen: Wenn wir heute das Ganze umdrehen wollen, komme ich wiederum zurück auf die Alternative, im Zusammenhang mit welcher wir seinerzeit haargenau die gleiche Problematik und die gleichen Diskussionen gehabt haben, nämlich die Umplanung von Wien-Mitte. - Ich zitiere jetzt den Architekten und Denkmalschützer Friedmund Hueber im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ am 14.3., also unlängst, im vergangenen März. Hueber ist im Übrigen ein Architekt, der zu jenen gehört, die sich auch sehr kritisch über den Masterplan Glacis geäußert haben, er ist also nicht jemand, der verdächtig ist, dass er ein Befürworter des Projekts am Heumarkt ist.

 

Auf die Frage, welcher Neubau eines der schlimmsten Beispiele ist, das Hueber in Wien einfällt, kommt ganz eindeutig und kurz die Antwort: „Ganz Wien-Mitte und seine Wirkung im öffentlichen Raum.“

 

Was ist damals geschehen? - Damals hat man ein Projekt entwickelt, bei dem die Architekten Ortner & Ortner und auch Architekt Neumann an Bord waren, in dessen Rahmen sechs Hochhäuser geringfügig höher als das Hotel Hilton geplant wurden: Es gab einen Sturm der Ablehnung durch Denkmalschützer, Stadtbildschützer drohten mit der Nichtverleihung des Prädikats Weltkulturerbe. Damals ist schon der heilige Canaletto-Blick ins Visier gekommen. Der Stephansdom wurde in die Diskussion hineingezogen, und es wurde behauptet, dass die Bauten höher sein werden, obwohl das nicht gestimmt hat. - Das Ergebnis kann sich heute jeder anschauen.

 

StR Schicker ist in einem ganz treffenden Gastkommentar ebenfalls in der „Wiener Zeitung“ auf das Interview mit Architekt Friedmund Hueber eingegangen. Er hat das ganz bildlich dargestellt und hat einfach gesagt - ich zitiere: „Das Gerichtsgebäude an der Marxerbrücke wurde nach den Plänen von Ortner & Ortner errichtet.“ - Das sind jene Architekten, die dieses Wien-Mitte damals geplant haben. „Es kann sich jeder davon überzeugen, welche Schande dadurch beziehungsweise bei Errichtung des Gesamtprojektes über Wien gebracht worden wäre.“ - Gehen Sie wirklich einmal hin, schauen Sie sich das an und überzeugen Sie sich davon!

 

im Zusammenhang mit der UNESCO vielleicht auch ein paar Worte über die Rolle des ICOMOS. Der ICOMOS wird immer wieder zitiert und ins Treffen gebracht, wir bekommen auch alle E-Mails von dieser Organisation, und hier sei eines gesagt: Wer ist nun ICOMOS? - ICOMOS ist eine NGO, ein selbsterneuerndes Projekt von Stadtbilderhaltern, und es ist kein demokratisch gewähltes oder legitimiertes Instrument, welches über die Legitimation eines Gemeinderates, eines Bezirksvorstehers, eines Stadtrates oder eines Bürgermeisters verfügt. ICOMOS setzt sich auch über die Ergebnisse von plebiszitären Entscheidungen hinweg.

 

All jenen, denen es jetzt so am Herzen liegt, wie die Parteimitglieder der GRÜNEN abgestimmt haben, sei gesagt: ICOMOS hat einfach negiert und nicht akzeptiert, dass die Bewohner der Stadt Dresden sich für einen Brückenbau beziehungsweise eine Überquerung entschieden haben und hat Dresden einfach dieses Weltkulturerbe entzogen.

 

Jetzt meine Frage: Welchen Reputationsschaden oder welchen Tourismusschaden hat Dresden durch den Entzug genommen? - Eigentlich gar keinen! Gehen Sie hin und fragen Sie den Bürgermeister, fragen Sie die Leute dort, und fragen Sie auch die Bevölkerung in der Welt!

 

Deswegen ist es mein Ansatz - und ich wiederhole, was ich auch gestern erwähnt habe -, mit der UNESCO neue Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Es kann sein, dass die UNESCO akzeptiert, dass Wien eine pulsierende, sich entwickelnde Stadt ist und dass sich dort auch Änderungen ergeben. Oder man redimensioniert die Weltkulturerbe-Geschichte, indem man sie nicht über die gesamte Innenstadt erstreckt, sondern auf gewisse Objekte wie die Hofburg, die Albertina, das Obere und Untere Belvedere beschränkt. Und wenn auch das nicht funktioniert, dann gibt es eben die Ultima Ratio, die dann noch immer im Raum steht. Ich glaube auch, wie Kollege Chorherr es dargestellt hat, dass uns das nicht wirklich drohen würde. Aber sollte es tatsächlich geschehen, mein Gott, dann wird die Stadt Wien trotzdem weiterhin von uns hier regierenden Regierungsparteien sorgsam und bewusst als eine Weltkultur-Stadt erhalten werden! Wir brauchen die UNESCO weder als Aufpasser für uns noch als jemanden, der uns mit dem Zeigefinger zeigt, wo es lang geht. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Frau GRin Meinl-Reisinger. Ich erteile ihr das Wort.

 

11.58.42

GRin Mag. Beate Meinl-Reisinger, MES (NEOS)|: Danke Herr Vorsitzender. - Werte Kolleginnen und Kollegen!

 

Im Prinzip könnte ich - und werde das sicherlich in Teilen auch so tun - meine Rede von gestern wiederholen, denn es hat sich ja seit gestern nichts geändert: Ich bekenne mich auch weiterhin dazu, dass wir NEOS der Meinung sind, dass man möglicherweise über das Weltkulturerbe trefflich diskutieren kann, dass man das aber bitte auf Augenhöhe mit den Bürgerinnen und Bürgern dieser Stadt tun soll, weshalb die Wienerinnen und Wiener in diese Frage mit einbezogen gehören. - Das gleich vorneweg.

 

Ich möchte ein bisschen auf das eingehen, was gesagt wurde, insbesondere von Kollegen Chorherr. Gleich einmal vorweg zu diesem Antrag, den Rot-Grün heute sozusagen zur zukünftigen Bewahrung oder Rettung oder zum Schutz der Wiener Innenstadt und des Glacis vor Hochhäusern einbringt.

 

Kollege Juraczka hat leider vorher den Witz geklaut. (GR Mag. Manfred Juraczka: Entschuldige!) Ich meine: Man fühlt sich wirklich veräppelt!

 

Wir diskutieren seit Monaten über ein Projekt, von dem Sie wissen, dass es auch unter den Wienerinnen

 

«  1  »

Verantwortlich für diese Seite:
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular