Gemeinderat, 23. Sitzung vom 05.05.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 102
für die Tourismusstadt Wien, für die Freizeitstadt Wien, für die Stadt mit der höchsten Lebensqualität, aber er bringt insbesondere ein großes Investment, nämlich 300 Millionen EUR Investment eines privaten Investors. Damit dieser Projektbetreiber diesen umfassenden und sehr guten städtebaulichen Vertrag erfüllen kann, braucht er natürlich auch Einnahmen, um diese 300 Millionen EUR finanzieren zu können. Jetzt zu sagen, er verdient da wahnsinnig viel an Luxuswohnungen - nun, die Luxuswohnungen werden immer weniger, je länger wir diskutieren. Aber eines muss auch klar sein: Um ein Projekt mit 300 Millionen EUR Investment umsetzen zu können, muss man einmal 300 Millionen EUR einnehmen und verdienen, sonst würde es das nicht geben, und das wäre genau das, was wir nicht wollen.
Um diese Einrichtungen im öffentlichen Interesse finanzieren zu können, braucht er schlicht und einfach auch verwertbare Mietfläche und die kann man, liebe Kolleginnen und Kollegen, nicht auf einer Fläche bauen, die man halt nicht hat und man kann sie schon gar nicht unterirdisch bauen. Natürlich könnte man sagen, baut alles unterirdisch. Das geht dort nicht. Drunter ist der Wienfluss, ist die U-Bahn U4. Da kann man gar nichts unterirdisch bauen. Daher muss man in einem gewissen Ausmaß in die Höhe bauen. Es gibt viele schlechte Beispiele, wo man gesehen hat, dass man immer, wenn man oben, so wie Omar Al-Rawi das gestern gesagt hat, auf ein Hochhaus draufhaut, es nicht besser wird. Es wird nur die Kubatur anders verteilt. Wie das dann am Schluss endet, sehen wir leider bei Wien-Mitte, wo man gesagt hat, man muss es kleiner machen, aber es ist dadurch nicht besser geworden. Es ist schon gar nicht schöner geworden. Die Architektur ist nicht besser geworden. Daher muss man halt, so sehr man das vielleicht auch nicht will, oberirdisch bauen, um auch die Flächen des Eislaufvereins, die ja gleich groß bleiben, und die neuen Flächen im öffentlichen Raum, die benutzbar sein werden, möglich zu machen. Daher brauchen wir jetzt ein Haus, das ich nicht als Hochhaus bezeichne, weil ein Haus mit 66 m in der ganzen Welt kein Hochhaus ist. Das ist bestenfalls aus der Sicht mancher in Wien vielleicht ein Hochhaus. Aber es ist nicht einmal in Wien ein Hochhaus, weil sogar der Ringturm, der bereits 1955 errichtet wurde, mit 72 m höher ist, und der ist übrigens innerhalb der Ringstraße. Es ist das Hochhaus in der Herrengasse ein Hochhaus. Es ist, ehrlich gesagt, auch das InterContinental ein Hochhaus. Es ist natürlich auch Wien-Mitte, das wir erst vor wenigen Jahren errichtet haben, übrigens auch in der Kernzone des Weltkulturerbes, ein Hochhaus, wenn man es so bezeichnen will. Also ich betrachte Häuser mit 66 m nicht als Hochhaus. Ich freue mich jeden Tag in der Früh, wenn ich außer Haus gehe, Fritz Aichinger, der mein Nachbar ist, übrigens wahrscheinlich genauso, denn immer, wenn ich vor dem Haus von Fritz Aichinger stehe, Czapkagasse/Seidlgasse, habe ich den Blick durch die Seidlgasse und sehe das Hochhaus des DC Tower von Dominique Perrault, großartige Architektur, großartiges Hochhaus. Immer wenn ich Gäste habe, gehe ich, seit es offen ist, in den 58. Stock des DC Towers, und wir gehen dort in die Bar, schauen uns das an und trinken etwas und werfen einen Blick auf Wien. Niemand fährt ins Belvedere, um einen Blick auf Wien zu werfen, weil man da, unter uns gesagt, Wien einfach zu schlecht sieht. Wenn man Wien sehen will, dann muss man ganz hoch hinauf fahren. Ich reise sehr viel und ich reise sehr gerne, und immer, wenn ich in eine fremde Stadt komme, schaue ich, wo das höchste Haus mit einer Aussichtsterrasse ist oder wo man hinauffahren kann. Das macht die ganze Welt so. Das wollen auch die Leute, die in Wien wohnen, mit ihren Gästen, egal, ob sie jetzt aus Niederösterreich kommen oder aus Tokio, woher auch immer. Daher brauchen wir auch solche Aussichtspunkte. Ich bin der Meinung, dass dieses sogenannte Hochhaus kein Hochhaus ist, sondern dass es einfach wirklich gut ist. Ich kann nur sagen, es gibt viele gute Beispiele, wo man die Stadt von oben sieht. Ich glaube, dass Wien das auch braucht. (Beifall bei der SPÖ.)
Zum Schluss zum Weltkulturerbe. Wir wollen das Weltkulturerbe erhalten, das ist gar keine Frage, und wir werden das Weltkulturerbe erhalten. Genau dieselbe Diskussion haben wir bei Wien-Mitte gehabt. Wien-Mitte ist übrigens höher als das sogenannte Hochhaus am Heumarkt Neu. Wir werden das Weltkulturerbe behalten. Was wir aber nicht wollen, ist, dass wir einen Schandfleck, so wie sich der Heumarkt derzeit präsentiert, unter Schutz stellen. Das geht einfach nicht, und wir müssen das verändern, und wir werden das verändern. Wir werden die Diskussion mit der UNESCO führen. Wir werden vielleicht auch darüber diskutieren, ob man den Vertrag, ob man die Kernzone verändert. Wenn wir über Innenstadt reden, habe ich eigentlich auch immer das Gefühl, da meinen wir die Innere Stadt. Also es wäre schon viel einfacher, wenn man als Kernzone nur die Innere Stadt hätte. Die Diskussion sollten wir führen. Es ist jedenfalls richtiger, dieses Projekt umzusetzen, weil es uns weiterbringt, weil es eine besondere Attraktivität sein wird und weil es viele Menschen gibt, die eben durch dieses Projekt Vorteile haben werden.
Im Namen Kulturerbe ist ja auch Kultur enthalten. Und ein ganz wesentlicher Aspekt, warum wir überhaupt Weltkulturerbe sind, ist die kulturelle Situation und die Bedeutung der Kultur für Wien. Genau an diesem Standort werden durch dieses Projekt viele kulturelle Institutionen wie das Konzerthaus, wie die Musikuniversität, wie das Akademietheater wesentliche Vorteile haben. Wir werden Flächen für kulturelle Bespielung bekommen. Letztlich ist auch der Eislaufverein mit einer Geschichte von 150 Jahren ein kultureller Wert, eine kulturelle Institution, eine Institution, die es zu erhalten gilt. Genau das wird mit diesem Projekt umgesetzt werden. Da werden wir uns auch nicht von Ihnen abhalten lassen. Wir werden diesen sehr demokratischen Beschluss hier in diesem Wiener Gemeinderat fassen! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Zu einer tatsächlichen Berichtigung ist Frau StRin Schweiger-Stenzel gemeldet. Ich erteile es ihr.
StRin Ursula Schweiger-Stenzel: Ja, vielen Dank.
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