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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 05.05.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 88 von 102

 

Ich muss mich ein bisschen entschuldigen. Es war nicht ganz klar, ob ich heute da bin. Deswegen hat Frau Kollegin Emmerling sich abgemeldet, ich bin jetzt hier, und deswegen bin ich nach Ihnen gereiht, Herr Kollege.

 

Um kurz ein Missverständnis aufzuklären: In unserem Antrag handelt es sich natürlich nicht um das 15.000- oder 10.000-Personen-Stadion, das wir hier nachhaltig nutzen wollen, sondern es geht uns schlicht und ergreifend um die kleinen Plätze, die es jetzt schon auf der Donauinsel gibt.

 

Denn das Problem, das hier entsteht, ist folgendes: Durch den Aufbau dieses großen Stadions und der gesamten Infrastruktur des Turniers - das wir ja auch unterstützen, das wir auch gut finden - entsteht hier etwas sehr Paradoxes. Wir machen eine Beachvolleyball-WM in Wien und haben in der Zeit davor weniger Beachvolleyball-Plätze zur Verfügung und danach wahrscheinlich auch weniger als vor einer WM. Das ist irgendwie schon etwas, wo ich sage, darüber muss man nachdenken.

 

Ich erkläre Ihnen gleich im Detail, warum man nachdenken muss, aber im Allgemeinen ist das Thema Beachvolleyball-WM ein bisschen so wie ein - ich weiß nicht, wer hier Beachvolleyball spielt oder es sich einmal angeschaut hat: Es gibt beim Beachvolleyball den Skyball, einen sehr hoch geschlagenen Ball, den man mit Gegenlicht kaum sieht, und das ist ein bisschen gemein.

 

So ähnlich kommt mir das bei dem Projekt Beachvolleyball-WM in Wien vor. Da hat man sehr schnell gesagt: Passt, machen wir eine Beachvolleyball-WM in Wien! Man hat es sich aus Kärnten geholt, dort am Wörthersee war es nicht mehr finanzierbar. Dort weiß man auch, dass es gar nicht so nachhaltig war und auch gar nicht so sinnvoll in Sachen langfristiger Umwegrentabilität. Denn wenn man dort mit Hoteliers und Gastronomie redet, sagen sie, sie hätten eigentlich am liebsten nie eine Beachvolleyball-WM gehabt.

 

Ich kann Ihnen erzählen, ich war schon bei der Beachvolleyball-WM in Klagenfurt, als dort wirklich noch eine Kiste Bier gestanden ist und der Herr Jagerhofer Freibier verteilt hat, dass sich dort überhaupt irgendwer hinsetzt, um sich das anzuschauen. Mittlerweile hat sich das großartig entwickelt, und es ist ein tolles Sport-Event, das ich in keinster Weise kritisieren möchte.

 

Kritisieren möchte ich aber wiederum den Zugang der Stadt Wien, weil wir hier schon mehrfach beschlossen haben - und Sie kennen vielleicht unsere Anfragen sowohl an das Ressort Mailath-Pokorny als auch an das Ressort Sima, wo wir gefragt haben, wie das jetzt mit dem Thema genau ist. Ich fange einmal mit dem Thema Umwegrentabilität an. Denn in der gesamten Bewerbung und auch in den Texten, denen wir ja zugestimmt haben, hieß es immer, das ist eine tolle Umwegrentabilität für die Stadt Wien. Das sagen wir.

 

Dann haben wir gefragt, wir würden gern die Studie sehen. Jetzt wissen wir, die Studie ist noch gar nicht fertig. Die Studie werden wir, so hoffe ich, im Mai sehen, und ich hoffe auch sehr, dass sie positiv sein wird. Ich weiß, dass Herr Jagerhofer einen guten Job macht, und da die Studie auch vom österreichischen Beachvolleyball-Verband kommt, der ja auch ein sehr großes Interesse daran hat, wird sie, glaube ich, sehr, sehr gut aussehen. (Beifall bei den NEOS.)

 

Zum Zweiten - aber das ist eigentlich gar nicht mein Hauptthema, ich möchte wirklich zu unserem Antrag zurückkommen. Das Thema Studie schauen wir uns dann an, wenn es da ist.

 

Zum Thema Nachnutzung - übrigens kurzer Sidestep noch, wenn Sie Zeit haben: Es ist heute eine WIFO-Studie zum Thema „Effekte von Sport-Großveranstaltungen“ herausgekommen. Da könnte man sich auch genau anschauen, dass es an der Zeit ist, das Thema Umwegrentabilität durchaus ein bisschen in Frage zu stellen.

 

Aber wie gesagt, ich möchte wirklich auf diese Nachnutzung zurückkommen. Es ist nämlich so entstanden: Es gab auf Facebook oder in sozialen Medien heftigste Diskussionen, vor allem nämlich von jungen Menschen, die in Wien gern Beachvolleyball spielen und wo man sagt, das sind jetzt die Leute, für die man vielleicht zum Teil auch diese WM in diese Stadt geholt hat. Eben auch, wie Sie richtig gesagt haben, um sie zu begeistern und um junge Menschen für den Sport zu begeistern.

 

Die haben jetzt aber alle gesagt: Was ist da los? Jetzt ist dieser Platz da an der U6, ich weiß nicht, wer ihn kennt: Georg-Danzer-Steg heißt es, glaube ich, obwohl die Adresse ein bisschen komisch ist. (GR Armin Blind: Die Tschetschenenwiese!) Dann hat man gesagt: Was passiert mit dem Platz? Bleibt der wenigstens stehen? Oder wenn wir schon so tolle Veranstaltungen haben, baut man dort vielleicht richtig schöne Plätze, die dann auch professionell betrieben werden, um diesen ganzen Hype der WM mitzunehmen?

 

Es gibt keine klare Antwort auf all unsere Anfragen. Es heißt hier in einer Stellungnahme, wo wir im zuständigen Ausschuss gefragt haben, von der MA 45, dass man eben nicht garantieren kann, dass zum Ersten die bestehenden Plätze überhaupt nach der WM noch da sind. Eben weil man sagt, da sind jetzt plötzlich Spritzen, und die Drogenszene ist dort, Glasscherben, und es ist alles ganz schlimm.

 

Ich habe dort schon gespielt, ich habe dort auch schon zahlreiche Veranstaltungen gemacht. Die Wiese davor ist eine Katastrophe, aber der Platz ist eigentlich relativ in Ordnung. Daneben allerdings, auf diesem betonierten Fußballplatz, da schaut es relativ traurig aus.

 

Aber ich kann Ihnen sagen - vor allem, wenn Sie immer das Thema Integration hier so stark hervorheben -, auf diesem Platz spielen hauptsächlich Damen, und hier wurde mir aus der Community berichtet, die haben sich einfach selbst organisiert. Viele junge Mädchen und Damen auch aus Afghanistan, aus dem Irak, und so weiter haben in dieser Szene einen Platz gefunden und werden hier sehr schön integriert. Das heißt, der Platz funktioniert, ohne dass Sie irgendetwas dafür tun.

 

Und was machen Sie jetzt? Sie holen sich eine Beachvolleyball-WM nach Wien, und der Platz wird jetzt geschleift, heißt es. Man weiß aber nicht genau, was passiert. Die Trainingsplätze neben dem großen Stadion werden wahrscheinlich wieder abgebaut. (Zwischenruf von GR Christian Oxonitsch.)

 

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