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Gemeinderat, 25. Sitzung vom 26.06.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 99 von 134

 

senschaftliche Aktivität einbinden und das auch vice versa läuft.

 

Ich glaube, dass wir hier Handlungsbedarf haben. Es gibt große ethische Fragen, es gibt Demokratisierungsfragen, beispielsweise: Wo geht es hin bei Big Data oder bei dieser ganzen Technologisierung auch im Bereich der Biotechnologie? Ich glaube, dass es ganz, ganz wichtig ist, hier auch die BürgerInnen einzubeziehen.

 

Was wir dazu brauchen, ist eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Schule und Wissenschaft, denn wir können nicht erwarten, dass Menschen wissenschaftlichen Diskursen folgen können, wenn wir sie nicht in der Schule darauf vorbereiten können. (Beifall bei den GRÜNEN und von GR Siegi Lindenmayr.)

 

Aber auch umgekehrt ist es wichtig, dass Wissenschaft vom Elfenbeinturm herabsteigt und näher mit und an BürgerInnen kommunizieren kann.

 

Alles in allem denke ich - und damit möchte ich meine Ausführungen abschließen -, dass die Wiener Wissenschaftspolitik auf einem sehr guten Weg ist, auch wenn die Rahmenbedingungen nicht einfach sind. Wir fördern Frauen, wir stehen dafür gerade, dass wir verlässliche PartnerInnen für wissenschaftliche Institutionen sind, dass wir ansprechbar sind, dass wir offen sind, dass wir dafür sorgen, dass wir ein offenes, kommunikatives Miteinander, ein friedliches Miteinander pflegen und gemeinsam an einer Weiterentwicklung Wiens, an einer sehr attraktiven Wiener Stadt arbeiten, nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für alle Menschen, die in Wien leben, und dass wir auch ein Stück gelebter wissenschaftlicher Praxis in den Alltag hereinholen.

 

Das alles findet sich meiner Meinung nach im Budget und in diesem Rechnungsabschluss. Ich halte es daher für wirklich sinnvoll und unterstützenswert, wenn Sie diesem Rechnungsabschluss zustimmen. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzender GR Mag. Dietbert Kowarik: Die Frau Kollegin hat 14 Minuten Redezeit verbraucht. Damit sind noch 3 Minuten Restredezeit für die GRÜNEN übrig. Als nächster Redner zu Wort gemeldet ist Herr VBgm Mag. Gudenus. Selbstgewählte Redezeit 2 Minuten. Die Restredezeit der Gesamtfraktion beträgt derweil noch 22 Minuten. Ich erteile ihm das Wort.

 

19.52.16

VBgm Mag. Johann Gudenus, M.A.I.S.|: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat!

 

Kurz eine Replik auf meine Vorrednerin - ich wollte eigentlich nichts zu diesem Thema sagen, aber: Man hat schon den Eindruck, dass es Ihnen nicht wirklich um Wissenschaft an sich geht, sondern mehr darum, wie die Quoten in den diversen wissenschaftlichen Richtungen ausschauen - was eigentlich mit Wissenschaft an sich nichts zu tun hat. Aber das nur als kleine Antwort. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Das hat mit Wissenschaft eigentlich nichts zu tun, das ist eine Pseudowissenschaft, wie wiederum Gender Mainstreaming und dergleichen.

 

Aber vielleicht haben Sie schon einmal die Möglichkeit in Betracht gezogen - dies nur als Fragestellung -, dass vielleicht die Interessenlagen zwischen den beiden Geschlechtern einfach doch ein bisschen verschieden sein könnten - en gros; nicht immer, aber doch (GRin Mag. (FH) Tanja Wehsely: Die 2 Minuten sind gleich aus!) -, dass vielleicht in den technischen Zweigen mehr solche sitzen und in den sozialwissenschaftlichen Zweigen mehr solche. Das könnte halt sein. Aber wie auch immer, ich stelle es nur als kleinen Denkanstoß in den Raum, sehr geehrte Frau Kollegin. (Beifall bei der FPÖ. - GRin Mag. Barbara Huemer: Glauben heißt, nichts wissen!)

 

Aber jetzt kurz zu dem, weswegen ich mich eigentlich zu Wort melden wollte: Ich freue mich ganz besonders, dass wir es heute gemeinsam geschafft haben, einen Allparteienantrag zu stellen, einen Fünfparteienantrag zu einem wichtigen Thema, nämlich zum Thema Gedenken und zum Thema Mahnmal in Maly Trostinec bei Minsk, Weißrussland. Ich könnte jetzt kleinlich sein und sagen, ja, es freut mich, dass der Herr Margulies auf meinen Vorschlag eingeht und diesen Antrag einbringt und dass die anderen Parteien darauf einspringen. Ich könnte kleinlich sein und sagen, ja, dass ein Jahr Vorarbeit sich lohnt, das ist schön und das freut mich. Aber insgesamt ist es schön und ein Erfolg des gesamten Hauses, dass wir es heute geschafft haben, diesen Fünfparteienantrag zu stellen, und dass wir ihn morgen auch beschließen werden, nämlich dass dieses Denkmal und Mahnmal in Maly Trostinec mit einer Wiener Komponente erweitert wird. Das freut mich sehr, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Man muss eines bedenken: Dass immerhin an die 13.000 Wienerinnen und Wiener damals in dieser dunklen Zeit dorthin verfrachtet wurden - leider, in diesem Sinne des Wortes -, in Züge gesperrt und hingebracht wurden und ziemlich bald nach ihrer Ankunft auch erschossen wurden, dass wirklich Menschen vernichtet wurden, Männer, Frauen und Kinder. Es sind an keinem Ort während der NS-Zeit so viele Wiener - nämlich Wiener - als Opfer der Schoah ermordet worden.

 

Ich habe mir selbst, persönlich diesen Ort angesehen - ich war im März dort -, habe einen Kranz, auch mit den Wiener Farben, niedergelegt an dem Ort, an dem so viel Unfassbares und Grausames geschah. Ich habe mir also vor Ort ein eigenes Bild gemacht und habe auch diese negative, morbide Energie gespürt, die von diesem Ort ausgeht. Natürlich sind dort nicht nur Wiener vernichtet worden, es wurden sehr viele Juden aus dem gesamten deutschen Raum und aus anderen Ländern dort auf die grausamste Art und Weise ermordet. Direkt dort, wo der Zug von Wien aus endete, liegt ein Wald, in dem tausende Wiener erschossen und verscharrt wurden - und heute erinnern in diesem Wald viele Hunderte gelbe Zettel an die Personen, die dort ermordet wurden. Diese Zettel hängen an Bäumen, mit den Namen und den Fotos der Opfer, und darauf ist meistens vermerkt, wann die Abfahrt aus Wien begonnen hat, wann die Fahrt dort geendet hat, über welche Stationen sie gegangen ist. Man kommt so eben drauf, dass das Ganze nur ein paar Tage gedauert hat, bis es - nach der Abfahrt aus Wien - schlussendlich dann leider zum Mord, zum grausamen Mord gekommen ist.

 

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