Gemeinderat, 28. Sitzung vom 25.10.2017, Wörtliches Protokoll - Seite 5 von 57
Sprüchen, mit bekannten Namen und Vorurteilen zu spielen. Bei weiten Teilen des Publikums kam das sehr gut an, und es wurde auch verstanden (Ruf bei der FPÖ: Ja, kann ich mir vorstellen!), und es wurde auch verstanden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Bei der Sozialistischen Jugend ... - Weitere Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Wurde auch verstanden - nicht bei Ihnen ganz offensichtlich! Aber man muss ja auch sagen: Humor ist nicht jedermanns und jeder Frau Sache, leider schon gar nicht Ihre. (GR Mag. Wolfgang Jung: Das ist aber Ihr Humor!)
Es gibt, wenn man das Thema Ausgewogenheit strapazieren mag, auch noch Sprüche zu anderen. Also nicht nur der HC Strache kommt da vor, sondern auch einige andere. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ihre Prinzessin auch?) Und die im Spielzelt gesammelten Sprüche spielt das Theater in der Josefstadt jetzt monatlich aus, einen nach dem anderen.
Es sind dann auch solche dabei, also zum Beispiel: „Trump übersiedelt mit seinem Gruselkabinett in den Prater.“ So, dann ist zum Beispiel auch dabei: „Trump und Putin wollen sich nicht länger verstecken.“ (GR Mag. Wolfgang Jung: Und den Blödsinn zahlen wir!) Dann ist dabei: „Der Innenminister fordert eine Obergrenze für Demokratie.“ Das wird Ihnen auch nicht gefallen.
Vielleicht gefällt Ihnen das schon besser: „Nordkoreas Diktator droht der Josefstadt mit einem Atomschlag wegen Eckplatz.“ So, das wird Ihnen schon besser gefallen (GR Mag. Wolfgang Jung: Was schreiben sie denn über den Häupl?): „Ungeheuerlich: Erdogan schließt sogar Pressebüro der Josefstadt.“ Das wird, glaube ich, Ihren Vorurteilen ein bisschen gerecht werden. (GR Mag. Wolfgang Jung: Ist „Man bringe den Spritzwein“ auch ein Thema?)
„Direktor verzweifelt: Jetzt lässt Merkel hier alle rein.“ Wird Ihnen besser gefallen, glaube ich. „Skandalös: Irans Präsident fordert Ganzkörperverhüllung für Schauspielerinnen.“ (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN.) Und dann (GR Mag. Manfred Juraczka: Aber wenn der Herr Föttinger ...) etwas ganz Arges: „Föttinger baut Schallschutzmauer gegen Straßenbahnlärm, Häupl zahlt.“ (Heiterkeit bei SPÖ und GRÜNEN. - GR Mag. Wolfgang Jung: Häupl zahlt gar nichts, der kostet!)
Also, meine sehr geehrten Damen und Herren, ich werde selbstverständlich keine Gelder zurückfordern! (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN. - Zwischenrufe bei der FPÖ.) Denn ich sage Ihnen etwas: Die Josefstadt macht da etwas, was Ihnen gänzlich unbekannt ist und was Sie wahrscheinlich gar nicht kennen. (Ruf bei der FPÖ: Geld ausgeben!) Sie macht Satire. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Satire!) Satire! (GR Dr. Kurt Stürzenbecher in Richtung FPÖ: Kennen Sie nicht, das Wort!)
Jetzt sage ich Ihnen, was Satire ist, weil Sie es offensichtlich nicht verstehen: Eine Kunstform, mit der die Zustände, Personen oder Ereignisse kritisiert, verspottet oder angeprangert werden, typisches Hilfsmittel - kann man alles nachlesen, im Übrigen - der Satire ist die Übertreibung. (GR Mag. Wolfgang Jung: Aber Spott ...) Die Übertreibung! (GR Mag. Manfred Juraczka: ... die Titanic!) Die Übertreibung.
Jetzt sage ich Ihnen noch etwas. Schwarz-Blau ist noch nicht einmal angelobt, und schon quasi einen Tag, nachdem ihr zu verhandeln beginnt, wird der Ruf nach Zensur laut. Denn nichts anderes wäre das, wenn man Subventionsmittel wegen einer Satire zurückfordert. Und offen gestanden: Gegen so eine Spaßbremse war der Metternich ein großzügiger Freigeist! (Heiterkeit und Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Also sozusagen das Mindeste, auf was sich dieses Land einzustellen hat, ist Bierernstigkeit. Bierernst, kein Schmäh, kein Spaß, kein Humor. Wenn irgendwer etwas sagt, sofort: Gelder weg! Kennen wir ja, habe ich ja damals schon erlebt. (Zwischenruf von GR Mag. Wolfgang Jung.) Habe ich erlebt 2000 bis 2006, ich war damals selbst noch im Bund, ich weiß daher von innen heraus, wie das damals gegangen ist und wie ... (GR Mag. Wolfgang Jung: Sie werden es schon noch sehen!) Na klar werden wir es sehen, eh! Das ist ja genau mein Punkt. (GR Dr. Kurt Stürzenbecher: Drohungen ... - Weitere Zwischenrufe bei SPÖ und GRÜNEN.) Das ist ja genau mein Punkt: Wir werden es sehen. (GR Mag. Dr. Alfred Wansch: Das ist jetzt Satire ...)
Meine Damen und Herren! Ich möchte ja nur von dieser Stelle aus am Tag 1 der schwarz-blauen Zusammenarbeit darauf hinweisen, wes Geistes Kind diese Koalition ist, war und sein wird. Und ich sage Ihnen noch etwas, auch wenn es Ihnen nicht passt: Dieses Land wird weiterlachen, und wir werden es (GR Mag. Wolfgang Jung: Jetzt lacht es über Ihren Kanzler!) uns von Ihnen nicht verbieten lassen, am wenigsten von Ihnen, denn Sie können es auch gar nicht verhindern. (Beifall bei SPÖ und GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Die 1. Zusatzfrage kommt von der ÖVP. Herr GR Dkfm. Dr. Aichinger, bitte.
GR Dkfm. Dr. Fritz Aichinger (ÖVP): Guten Morgen, Herr Stadtrat!
Weg von der Satire zu einem ernsten Thema: Es gibt einen großen Fragenkomplex im Bereich der Vereinigten Bühnen Wien.
Wir haben dort nämlich derzeit einen Geschäftsführer, der gleichzeitig zwei Intendanten sucht, beziehungsweise er selbst muss noch gleichzeitig die Musikuniversität führen, wo es ja auch eine Ausschreibung gegeben hat und dieser Ausschreibung nicht Folge geleistet wurde, sodass er jetzt doppelt besetzt wird.
Wie ist der jetzige Stand? Und wie wird es da weitergehen, was die Intendanten betrifft beziehungsweise was die Doppelbelastung von Prof. Patay betrifft?
Vorsitzender GR Mag. Thomas Reindl: Herr Stadtrat, bitte.
Amtsf. StR Dr. Andreas Mailath-Pokorny: Ja, danke sehr. Was die Intendanten betrifft, kann ich Ihnen eine Auskunft geben. Das andere fällt nicht in meine Zuständigkeit.
Die Intendantensuche ist in der Endphase. Wir sind bei den letzten Gesprächen und werden in allernächster Zukunft die Ergebnisse mitteilen.
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