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Gemeinderat, 28. Sitzung vom 25.10.2017, Wörtliches Protokoll  -  Seite 29 von 57

 

Ich wünsche Ihnen für Ihre Arbeit, sehr geehrte Frau Kromus, und ihrem Team, zukünftig viel Erfolg. Bleiben Sie dran, bohren Sie weiter tief und fest und machen Sie Ihre Studien. Wir haben noch nicht alles erfahren, es gibt noch viele, viele offene Punkte, die wir uns noch nicht erklären können, warum das so ist. Bleiben Sie beharrlich und engagiert dabei. Alles Gute für die nächsten drei Jahre, ich hoffe, wir können dann weiterhin positive Entwicklungen diskutieren. (Beifall bei GRÜNEN und SPÖ.)

 

Vorsitzende GRin Gabriele Mörk: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau GRin Schütz. Ich erteile es ihr.

 

12.00.35

GRin Angela Schütz (FPÖ)|: Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Frau Berichterstatterin! Werte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Zuhörer hier im Saal und vor dem Bildschirm!

 

Heute liegt uns als Schwerpunkt der 2. Gleichbehandlungsbericht für die Jahre 2014 bis 2016 vor. Das Gleichbehandlungsgesetz, das wir ja vor 20 Jahren beschlossen haben, war ein sehr innovatives und auch ein sehr wichtiges, und man kann sagen, dass sich in den letzten 20 Jahren sehr viel, vieles auch zum Positiven und Guten, verändert hat. Wer sich aber in dem Gleichbehandlungsbericht, wie soll ich sagen, etwas Neues und etwas Innovatives erwartet oder erhofft hat, der wird enttäuscht sein, denn es steht kaum Neues und auch nichts Innovatives drinnen. Im Gegenteil, auf den 100 Seiten ist sehr viel Eigenlob, sehr viel Beweihräucherung und für mich zu wenig Inhalt drinnen.

 

Es ist zwar in einem neuen Format, man kann es also mit dem alten nicht so wirklich gut vergleichen, aber eigentlich könnte man alles in einem einzigen Satz zusammenfassen, dass nämlich die Gleichstellung bei der Stadt Wien immer noch nicht zu 100 Prozent angekommen ist.

 

Aber reden wir hier eigentlich, wenn man den Bericht liest, noch von Gleichstellung oder reden wir hier von Gleichmacherei? Wenn man diesen Bericht liest, dann könnte man fast den Eindruck gewinnen, dass es dem rot-grünen Wien aber genau darum geht. Ist es wirklich erstrebenswert, dass wir in allen Berufsfeldern, die die Stadt Wien zu bieten hat, einen Frauenanteil von mehr als 50 Prozent bekommen, um hier wirklich zu stehen und sagen zu können: Wir sind jetzt mit dem Ergebnis zufrieden. Können wir es nicht akzeptieren, dass es Berufsgruppen gibt, wo der Frauenanteil auch niedriger als 50 Prozent ist, oder dass es Frauen nicht als erstrebenswert und als die Befriedigung ihrer eigenen persönlichen Ambitionen sehen, in diesem Berufsfeld zu arbeiten? Müssen wir Frauen in wirklich jeden männerdominierten Beruf hineindrängen und hineinbringen, und ist es wirklich der erstrebenswerte Traum jeder Frau, in genau diesem Berufsfeld zu arbeiten? Ich kann Ihnen nur sagen: Was ich von vielen Frauen gehört habe, ist, dass es ihr Traum ist, in einem Beruf, den sie sich selbst erwählt haben, mit dem sie zufrieden und alt werden können, zu arbeiten, und das ohne jegliche Diskriminierung, ohne Sexismus, ohne sexuelle Belästigung, wenn sie sich für diesen Beruf entschieden haben, zu arbeiten. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Wenn es schon um Gleichbehandlung geht, so haben wir in diesem Bericht auch stehen - mit sehr viel Stolz steht es drinnen -, dass es auch Bereiche gibt, in denen der Frauenanteil 80 Prozent und mehr beträgt. Ich habe aber in diesem Bericht nichts davon gelesen, welche Anstrengungen jetzt auf der anderen Seite im Sinne der Gleichbehandlung getätigt werden, Männern dieses Berufsfeld und diesen Berufsbereich schmackhaft zu machen, näherzubringen, um im Sinne der Gleichbehandlung dort auch den Anteil der Männer zu heben. Heißt Gleichbehandlung also jetzt hier im Umkehrschluss bei den Rot-Grünen nur, wir brauchen mehr Frauen statt Männer in den Berufsbereichen und in den Führungsstrukturen der Stadt Wien? Das sehen wir nicht so, und ich weiß, dass das Blut ihrer feministischen Adern jetzt gleich ein bisschen höher schwellt, ich kann es Ihnen aber trotzdem nicht ersparen: Wir wollen keine Gleichmacherei der Geschlechter, wir stehen für echte Gleichberechtigung. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Ob Sie es wollen oder nicht: Es gibt auf der einen Seite Männer und es gibt auf der anderen Seite Frauen, und das ist gut so. Es gibt Unterschiede, und das ist wichtig, richtig und gut. Ich selber bin ja stolz darauf, eine Frau zu sein, ich brauche mich auch nicht zu verstecken, man sieht es, ich bin stolz darauf. (GRin Mag. Barbara Huemer: Ja genau!) Ich muss schon sagen, wichtig ist, dass wir Männer nicht gegen Frauen ausspielen, sondern dass wir ein Miteinander haben, dass man sich gegenseitig akzeptiert und respektiert. Wenn wir in diesem Bereich so arbeiten können, dann wird es auch für alle Bereiche gut. (Beifall bei der FPÖ.)

 

Was wir nicht brauchen, ist Gender-Gleichmacherei. Es muss ein faires Miteinander auf Augenhöhe geben und keine Unterdrückung von Frauen, wie sie in Wien inzwischen in manchen Bezirken leider schon an der Tagesordnung ist. Schauen wir uns doch einmal ein bisschen um. Da haben wir „Ehrenmorde“, weil die Tochter nicht so wollte wie die Familie, wir haben Zwangsheirat im Sommer im Ausland, wir haben Gewalt in der Familie, wir haben Unterdrückung, wir haben Kopftuchzwang als Symbol der gelebten Unterdrückung. Wenn man sich die „Heute“ anschaut - ich habe den Artikel auch mitgebracht -, ist das Erste, was mir in der Früh beim Lesen aufgefallen ist: „Vater schnitt Tochter die Kehle durch!“, in einem Diskurs. Es war zwar nicht in Österreich, aber in unserem Nachbarland, es könnte aber genauso gut eine Schlagzeile aus Österreich sein. Die Familie war polizeibekannt wegen häuslicher Gewalt, auch das haben wir des Häufigeren.

 

Der zweite Artikel, der mir ins Auge gestoßen ist: Österreichische Muslime suchen Zweitfrau im Web. Da suchen sie jetzt zwecks der Tradition eine zweite Frau. Jetzt frage ich Sie schon: In welchem Land leben wir denn eigentlich? Ja, wo leben wir denn oder was haben wir denn bitte für eine Zeit? Das kann es ja bitte nicht sein, das muss aufhören! Hier habe ich leider von den Frauenbeauftragten von Rot und Grün gar nichts gehört. Es ist offensichtlich schon Normalität oder gelebte Normalität oder vielleicht oft sogar falsch verstandene Toleranz. (Beifall bei der FPÖ.)

 

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